Der deutsche Satzbau – richtige Sätze bilden

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Juli 22

Alle Sätze im Deutschen haben eine bestimmte Struktur1. Für den richtigen Satzbau in der deutschen Sprache musst du feste Regeln zur Wortstellung einhalten. Am Ende dieses Beitrags kannst du wie ein Profi erklären, warum ein Satz wie „Vielleicht ich kann morgen kommen[.]“ nicht richtig ist. Na, bist du neugierig?

Aus der Sicht der Grammatik: Was ist ein vollständiger Satz?

Ein Satz ist aus grammatikalischer Sicht vollständig, wenn alle notwendigen Satzglieder enthalten sind. Welche das sind, bestimmt das Prädikat. Ein Satz besteht aus mindestens zwei Teilen, wie zum Beispiel:

Sandra lacht.

Dieser Satz besteht aus einem Subjekt (Sandra) und einem Prädikat (lacht). Das Subjekt bestimmt dabei die Personalform, also die Endung des Verbs. Was denkst du, handelt es sich auch bei „Sandra gibt[.]“ um einen Satz? Nein? Richtig! „Sandra gibt[.]“ ist kein vollständiger Satz, denn der Satz benötigt noch weitere Satzglieder.

In diesem Satz gibt es kein Objekt, deshalb muss noch ein Dativobjekt und ein Akkusativobjekt ergänzt werden. Es muss klar sein, WEM Sandra WAS gibt:

Sandra gibt ihrem Bruder einen Kuchen.

Das Dativobjekt gibt eine Antwort auf die Frage: Wem gibt Sandra einen Kuchen? Der Akkusativ beantwortet die Frage: Was gibt Sandra ihrem Bruder? Du solltest daher neue Verben immer mit den jeweiligen Ergänzungen lernen.

An diesem Satz erkennst du auch die typische Satzbau-Reihenfolge von deutschen Sätzen: Subjekt – Prädikat – Objekt bzw. Objekte. Neben Genitiv-, Dativ– und Akkusativobjekten kommen im Deutschen auch oft Präpositionalobjekte als notwendige Ergänzungen in einem Satz vor.

Präpositionalobjekte bestehen aus mehreren Wörtern und beginnen mit einer Präposition, wie zum Beispiel auf, für, an, von, um, über, mit, nach, vor:

Sandra wartet auf ihren Bruder.

Nach dem Präpositionalobjekt „auf ihren Bruder“ fragst du mit „worauf wartet Sandra?“ Die Präposition auf gehört mit zum Verb und muss in der Frage mit genannt werden.

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Satzstellung im Deutschen: Die Verbklammer

Die Verbklammer ist in der deutschen Sprache sehr beliebt und gilt als eine Besonderheit2. Die deutsche Verbklammer entsteht durch das Teilen des Prädikats.

Diese beiden Teile stehen an getrennten Positionen im Satz. Eine Verbklammer besteht aus einer linken und einer rechten Verbklammer. Es gibt drei typische Formen der deutschen Verbklammer. Die Verbklammern sind in den folgenden Beispielen unterstrichen:

1. Perfektform: Ich habe gestern einen ganzen Kuchen gegessen.

2.Hilfs- und Modalverben: Meine Schwester kann heute Nachmittag keinen Kuchen essen.

3. Präsensform mit trennbaren Verben: Wir kaufen nach der Arbeit einen neuen Kuchen ein.

In diesen Hauptsätzen steht in der linken Verbklammer jeweils die Personalform des Verbs, also das finite Verb. Diese Form steht also an zweiter Satzgliedstelle. In der rechten Verbklammer steht ein unveränderlicher3 Verbteil, auch infinites Verb genannt. Dieser Teil steht am Ende des Satzes.

Im Vorfeld, also dem Platz vor dem finiten Verb, steht im Deutschen nur ein Satzglied. Ein Satzglied besteht dabei nicht immer nur aus einem Wort! Ein Satzglied kann aus einzelnen Wörtern wie „ich“ bestehen oder aus Wortgruppen wie „meine Schwester“.

Die Wortstellung ist wichtig: Es bringt dich also nicht weiter, wenn du die Wörter zählst und einfach nach dem ersten Wort dein Verb setzt. Viele Deutschlerner stehen vor folgendem Problem: Sie erkennen nicht, welche Wörter im Satz ein ganzes Satzglied bilden.

Hier hilft dir folgende Frage: Welche Elemente lassen sich durch andere Elemente gemeinsam austauschen? Die Wortgruppe „meine Schwester“ lässt sich zum Beispiel durch das Wort „ich“ austauschen und umgekehrt.

Also ist klar, dass es sich bei „meine Schwester“ um ein Satzglied in Form einer Wortgruppe handelt. Das Modalverb „kann“ steht an zweiter Position nach diesem Satzglied. Achte also auf die Wortstellung!

Der Satzbau bei trennbaren und nicht trennbaren Verben

Bei trennbaren Verben wie „einkaufen“ steht das Präfix „ein“ am Ende des Satzes. Eine beliebte Frage ist auch, ob ein Verb trennbar oder nicht trennbar ist. Hier hilft dir ein einfacher Trick: Liegt die Betonung auf dem Verbzusatz wie „ein“ bei „einkaufen“, dann ist das Verb trennbar. Das ist bei Partikelverben der Fall, die mit ein-, aus-, auf-, ab-, an-, mit-, weg-, hin- beginnen.

Liegt der Akzent auf der ersten Silbe des Verbstammes, ist der Zusatz nicht trennbar. Das sind Verben mit er-, be-, ver-, zer-, ent-, miss- in der Vorsilbe.

Du kannst sagen: „Ich beginne mit dem Kurs“, aber nicht: „Ich ginne mit dem Kurs be.“

Satzbau mit trennbaren und untrennbaren Verben

Das Mittelfeld im deutschen Satzbau

Zwischen der linken und rechten Verbklammer stehen meist weitere Satzglieder im Mittelfeld des Satzes. Dieses Mittelfeld kann manchmal sehr viele Satzglieder enthalten. Es ist typisch für die deutsche Sprache, dass du manchmal lange auf die wichtigste Information im Satz warten musst, denn das Verb steht ganz am Ende:

Ich bin heute wegen meiner starken Halsschmerzen schnell zum Arzt in die nächste Stadt gefahren.

Das Deutsche wird auch als „Wartesprache“ bezeichnet, weil du erst am Ende des Satzes die tatsächliche Aussage des Satzes erfährst. In diesem Beispielsatz stehen im Mittelfeld viele Angaben, die aus Sicht der deutschen Grammatik für einen vollständigen Satz nicht notwendig wären.

Der Satz „Ich bin zum Arzt gefahren“ ist vollständig. Die übrigen Angaben geben freiwillige, weiterführende Informationen zum Satzinhalt.

Es gibt temporale (wann?-> heute), kausale (warum? -> wegen meiner starken Halsschmerzen), modale (wie? -> schnell) und lokale (wo/wohin? -> in die nächste Stadt) Angaben.

Diese Angaben stehen in einer bestimmten Reihenfolge im deutschen Satz. Wenn du dir das Wort „TEKAMOLO“ merkst, kannst du dir diese Reihenfolge leichter einprägen: TEKAMOLO steht für die Reihenfolge TE(mporal)- KA(usal)- MO(dal)- LO(kal).

Die temporalen und kausalen Angaben kannst du auch auf die erste Position im Satz stellen, aber dann muss ein Verb auf der zweiten Position folgen:

  • Heute bin ich wegen meiner starken Halsschmerzen schnell zum Arzt in die nächste Stadt gefahren.
  • Wegen meiner Halsschmerzen bin ich heute schnell zum Arzt in die nächste Stadt gefahren.

Satzbau-Arten mit Verben auf der ersten und zweiten Position

Du weißt bereits, dass in einem normalen deutschen Hauptsatz das Verb an zweiter Position steht: Die Position des finiten Verbs (Personalform des Verbs, auch konjugierte Form des Verbs) im Satz entscheidet, um welche Satzart es sich handelt.

Neben einem Aussagesatz kommt das Verb auf der zweiten Position auch bei W-Fragen vor:

  • Paula isst heute Kuchen: Normaler Aussagesatz
  • Wer isst den Kuchen? W-Frage

Bei Entscheidungsfragen oder Imperativsätzen ist die Position vor der linken Verbklammer im Gegensatz zu normalen Aussagesätzen und W-Fragen nicht besetzt. Das finite Verb steht an erster Position:

  • Isst Paula heute Kuchen? Entscheidungsfrage im Präsens
  • Hat Paula den Kuchen gestern gegessen? Entscheidungsfrage im Perfekt

Parataktischer Satzbau

Bei einem parataktischen Satzbau werden mindestens zwei Hauptsätze miteinander mithilfe der Konjunktionen verbunden und es kommen keine Nebensätze vor. Die Hauptsätze werden durch nebenordnende Konjunktionen wie und, oder, aber, denn voneinander getrennt.

Zwischen den Hauptsätzen kann auch ein Komma, ein Gedankenstrich oder ein Punkt stehen. Der Satzbau dieser Satzreihen wirkt sehr einfach, kurz und knapp. Gut geeignet ist dieser Satzbau zum Beispiel für Aufzählungen4.

Auch in der Werbesprache kommt er oft vor, da in der Werbung Texte leicht zu lesen und gut verständlich sein sollen. Der Teilsatz, der mit der Konjunktion eingeleitet wird, hat den gleichen Satzbau wie ein normaler Hauptsatz: Konjunktion + Subjekt + finites Verb + …: Sandra ist müde, aber sie schläft nicht.

Hypotaktischer Satzbau

Besteht ein Satz aus einem Hauptsatz und einem oder mehreren Nebensätzen, dann handelt es sich um einen hypotaktischen Satzbau. Der Satz wird durch diese Art des Satzbaus deutlich komplexer5.

Wenn mehrere oder lange Nebensätze verwendet werden, kann der Satz sehr unübersichtlich und schwer zu verstehen sein. Dieser Satzbau wird oft in der Sprache der Wissenschaft verwendet.

So können neben der Aussage im Hauptsatz noch weitere Details zugefügt werden, die ein komplexes Thema gut erklären können.

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Nebensätze mit dem Verb auf der letzten Position

Wie erkennst du Nebensätze? Nebensätze können nicht allein stehen. Ein Nebensatz gibt weitere Informationen zum Hauptsatz. In Nebensätzen steht das konjugierte Verb nicht auf der zweiten Position, sondern am Satzende:

Ich gehe in den Supermarkt (Hauptsatz), weil ich einen Kuchen kaufen möchte (Nebensatz).

Aber: Wenn der Hauptsatz nach dem Nebensatz steht, werden Subjekt und finites Verb getauscht:

Weil ich einen Kuchen kaufen möchte, gehe ich in den Supermarkt.

Diese Satzgefüge werden durch unterordnende Konjunktionen wie dass, weil, nachdem, obwohl … verbunden. Untergeordnete Konjunktionen nennt man auch Subjunktionen. Nebensätze, die mit einer Subjunktion eingeleitet werden, heißen Konjunktionalsätze.

Konjunktionaladverbien: Es gibt im Deutschen auch Sätze, die mit Konjunktionaladverbien eingeleitet werden. Das sind zum Beispiel Wörter wie dann, schließlich, trotzdem, zuvor, darum, folglich, jedoch, allerdings, dadurch, dafür oder damit.

In Teilsätzen, die mit Konjunktionaladverbien eingeleitet werden, steht das finite Verb vor dem Subjekt: Konjunktionaladverb + finites Verb + Subjekt:

Sandra geht jeden Abend spät ins Bett, deshalb ist sie immer müde.

Elliptischer Satzbau

Ist ein Satz aus Sicht der deutschen Grammatik nicht vollständig, dann bezeichnet man diese Art des Satzbaus als elliptisch. Ein Beispiel hierfür ist das deutsche Sprichwort: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Aus grammatischer Sicht müsste der Satz heißen: „Erst kommt die Arbeit, dann folgt das Vergnügen.“

Weitere Beispiele sind:

  • „Ende gut, alles gut“ -> Wenn das Ende gut ist, dann ist alles gut.
  • „Ohne Wenn und Aber“ -> Ohne ein Wenn und ohne ein Aber.

Du bist jetzt ein Profi auf dem Gebiet der deutschen Satzbildung! Teste dein Wissen zum Satzbau am besten gleich an Übungen! Ich erinnere dich gerne an meine Frage am Anfang dieses Artikels.

Kannst du nun erklären, warum die Satzstruktur in „Vielleicht ich kann morgen kommen“ nicht richtig ist? Du kannst bestimmt bei Freunden oder Bekannten, die auch gerade Deutsch lernen, mit deinem Wissen punkten6!

Deutscher Satzbau – Fragen & Antworten

Wie bilde ich einen deutschen Satz?

Ein deutscher Satz besteht mindestens aus einem Subjekt und einem Prädikat. Das Subjekt bestimmt die Personalform des Verbs. Das Prädikat bestimmt, welche weiteren Satzglieder für einen Satz nötig sind.

Was ist eine deutsche Verbklammer?

Die deutsche Verbklammer besteht aus zwei Teilen des Prädikats. Du findest sie in der deutschen Perfektform, bei Modalverben und in der Präsensform trennbarer Verben.

Wie unterscheide ich einen Hauptsatz von einem Nebensatz?

In Nebensätzen steht das konjugierte Verb nicht wie in einem Hauptsatz auf der zweiten Position im Satz, sondern am Satzende.

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Deutscher Satzbau – Wortschatz

  1. Struktur (die): festgelegte Reihenfolge von Teilen
  2. Besonderheit (die): spezielles Merkmal
  3. unveränderlich: nicht veränderbar
  4. Aufzählung (die): eine Auflistung/Nennung
  5. komplex: kompliziert
  6. mit etwas punkten können: mit etwas beeindrucken können

Lass dich nicht entmutigen, wenn es länger dauert, die deutsche Sprache zu meistern. 

Ein tolles Deutsch zu erreichen, ist ein fortlaufender Prozess, aber du kannst es schaffen!

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Artikel von:

Fabienne

Die deutsche Sprache begeistert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin Dozentin und liebe es zu unterrichten.

  • Sehr geehrte Damen und Herren,

    Ich möchte meinem Sprache verbessern und können Sie mir weiter helfen vielen Dank

    L/G Hayila

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