Schreibübungen gehören zum Deutschlernen dazu. Aber hast du im Deutschunterricht schon mal etwas über die Tücken1 der Worttrennung gehört? Auch wenn es dir bisher noch niemand erklärt hat, ist dir dieses Thema sicher schon einmal begegnet:
Du schreibst einen Text per Hand auf liniertes Papier und hast am Ende der Zeile plötzlich keinen Platz mehr, um ein Wort fertig zu schreiben. Was tun? Genau dafür sind Regeln der Wörtertrennung wichtig. Bleib dabei, um mehr darüber zu erfahren.
Warum ist Worttrennung wichtig für Deutschlerner?
Stelle dir mal vor, du schreibst einen Liebesbrief auf Deutsch, aber am Blattrand herrscht ein großes Durcheinander. So wirken deine Worte auch schnell durcheinander und alles andere als romantisch.
Abgesehen von schöneren Geburtstagskärtchen und Briefen im Privatleben ist Worttrennung auch im Berufsleben und in der Deutschprüfung wichtig! Wusstest du, dass du Punktabzüge2 bekommen kannst, wenn du mit der Worttrennung am Zeilenende zu kreativ bist?
Das liegt daran, dass es bestimmte Regeln für die Worttrennung gibt. Wenn du diese Regeln nicht einhältst, dann kann das besonders auf höheren Deutsch-Niveaus (ab B2) als Fehler gewertet werden. Aber auch auf niedrigeren Sprachniveaus begegnet uns die Worttrennung schon, zum Beispiel in Lesetexten in Lehrbüchern für Deutsch als Fremdsprache.
Wenn man mit dem Deutschen noch gar nicht vertraut ist, dann wirkt Worttrennung vielleicht wie eine Störung des Leseflusses3. Dabei ist es genau richtig, sich schon früh daran zu gewöhnen, dass man am Zeilenende oft einen Bindestrich4 sehen wird.
Automatische Worttrennung bei Word
Hier kannst du lesen, warum die Worttrennung für das Layout5 wichtig ist. Der Text in der Box sieht durch den gleichmäßigen Abstand viel ordentlicher aus!
Was sind Silben?
Auch wenn man in Schreibprogrammen, wie Microsoft Word oder Latex, eine automatische Worttrennung einstellen kann, ist es trotzdem von Vorteil für dich, die Trennregeln zu verstehen. Diese helfen dir in verschiedenen Bereichen weiter.
Die Trennung von Wörtern basiert6 größtenteils auf Silben.
Silben sind Einheiten oder Bausteine aus Buchstaben, die zusammengehören und auch beim langsamen Sprechen nicht voneinander getrennt werden können.
Bei der Worttrennung dürfen wir Buchstaben also nicht beliebig7 auseinanderreißen, die eigentlich auf jeden Fall zusammenstehen müssen. Silben sind sozusagen kurze Wortteile.
Nehmen wir als Beispiel das Wort „Buchstabe“. Denkst du, man könnte es so trennen: „Buchs-tabe“? Nein, so ist es falsch. Bei langsamer Aussprache sagen wir richtig: „Buch-sta-be“ (drei Silben). Je nachdem, wie es mit dem Platz am Zeilenrand aussieht, kannst du das Wort dann nach der ersten Silbe trennen (also „Buch-stabe“) oder nach der zweiten Silbe (also „Buchsta-be“).
Wörter in Silben zerlegen8 – das lernen wir in Deutschland im Kindergarten, indem wir rhythmisch mit den Händen klatschen. Das kannst du auch trainieren! Nimm dir einfach einen Text, lies ihn langsam laut vor und klatsche im Rhythmus der Silben. Erzähle in den Kommentaren, ob es geklappt hat.
Wie funktioniert Silbentrennung genau? Silbentrennung | Regeln
Um die Silben- und Worttrennung besser zu verstehen, musst du wissen, dass wir im Deutschen in jeder Silbe einen Vokal brauchen. Daher werden Vokale auch „Silbenkern“ genannt (Du kennst dich mit Vokalen und Konsonanten gar nicht aus? Schau doch mal in diesem Artikel über Vokale vorbei).
Ich möchte dir den Silbenkern an einem Beispiel erklären: der Fuchs (Aussprache: /Fuks/. Gibt es hier mehrere Silben? Nein! Wo ist der Silbenkern? Das „u“! Vor diesem vokalischen Silbenkern steht noch ein Konsonant am Anfang der Silbe („f“), das ist der Anlaut.
Nach dem Silbenkern „u“ stehen noch die Konsonanten „chs„, das ist der Auslaut, oder genauer gesagt, mehrere Auslaute (/ks/). Eine deutsche Silbe hat also diese Struktur: (Anlaute)Vokal(Auslaute). Das Wort „Fuchs“ ist also nicht trennbar – wir haben nur einen Silbenkern.
Sehen wir uns also Silbentrennung (Beispiele) genauer an. Nehmen wir ein anderes, kleines stacheliges Tierchen: der „Igel“. Hast du eine Idee, wie man dieses Wort in Silben zerlegen kann? Tipp: Wir haben zwei Silbenkerne.
Die Silbentrennung sieht hier dann so aus: /I-gel/. Ja, nur ein Buchstabe in der ersten Silbe! Ein Vokal, hier „i“, kann selbständig eine Silbe bilden. In der zweiten Silbe „gel“ steht der Silbenkern „e“ zwischen einem Anlaut und einem Auslaut.
Worttrennung – Regeln leicht gemacht
Wörter richtig trennen – das ist kein Hexenwerk9! Auch wenn sogar viele Muttersprachler damit Probleme haben, gibt es eigentlich 5 ganz klare Trennungsregeln, die uns auch bei den kompliziertesten Worttrennungen helfen. Im Folgenden gehen wir sie ganz genau an.
Regel 1: Wenn zwischen zwei Vokalen ein Konsonant steht, rutscht der Konsonant in die nächste Silbe.
Nehmen wir zum Beispiel das Wort „Regel“. Wir haben zwei Vokale, also zwei Silbenkerne, stimmt’s? Deshalb haben wir auch zwei Silben. Aber wohin kommt das „g“ zwischen den zwei Vokalen? Laut der Regel – ganz klar in die letztere Silbe, also: „Re-gel“! Ähnlich sieht es auch bei folgenden Wörtern aus: „schla-fen“, „Kro-ko-di-le“.
Regel 2: Im Gegensatz zur Silbentrennung darf bei der Worttrennung kein Vokal alleine stehen!
Obwohl wir das Wort „Igel“ in zwei Silben zerlegen können, schreiben wir das Wort aber nie getrennt. Das liegt daran, dass bei der Worttrennung kein Buchstabe am Wortanfang oder -Ende allein stehen soll. Es ist also richtig, dass „Igel“ zwei Silben hat, aber wir nicht „I-gel“ schreiben!
Ein weiteres Beispiel: Das Wort Ananas hat drei Silben (/A-na-nas/) laut den Regeln der Silbentrennung, aber weil kein Buchstabe allein stehen darf, haben wir nur einen Bindestrich bei der Worttrennung: Ana-nas.
Regel 3: Wenn zwischen zwei Vokalen zwei gleiche Konsonanten stehen, wird das Wort zwischen ihnen getrennt.
Diese Regel ist ganz einfach. Im Deutschen haben wir sehr viele Wörter mit Doppelkonsonanten, wie „Wasser“, „kommen“, „interessant“ – dort geschieht die Worttrennung einfach zwischen den beiden Konsonanten, also: „Was-ser“, „kom-men“, „in-te-res-sant“.
Achtung: Diese Regel gilt auch für Wörter mit „tz“, zum Beispiel „Kat-ze“, „wit-zig“, „schüt-zen“.
Regel 4: Wenn zwischen zwei Vokalen mehrere Konsonanten stehen, dann rutscht nur der letzte Konsonant in die nächste Silbe.
Im Deutschen können viele Konsonanten nacheinander stehen. Nehmen wir zum Beispiel das Wort „Künstler“. Wie viele Vokale haben wir? Zwei, also haben wir auch zwei Silben. Aber wie funktioniert hier die Worttrennung? Wie du siehst, stehen zwischen den Silbenkernen „ü“ und „e“ vier Konsonanten: „n“, „s“, „t“ und „l“.
Nach der Regel trennen wir nur den letzten ab: „Künst-ler“. Einfach, oder? Das funktioniert ganz wie in Regel 1. Weitere Beispiele: „Fens-ter“, „schrump-fen“.
Regel 5: Buchstabenverbindungen, die nur wie ein Buchstabe gesprochen werden, dürfen nicht getrennt werden!
Wir haben gerade gesagt, dass wir bei mehreren Konsonanten nur den letzten abtrennen. Das gilt aber nicht für Buchstabenkombinationen, die für einen einzigen Laut stehen, wie „ch“, „ck“ und „sch“. Wir trennen also „la-chen“, „ba-cken“ und „Wä-sche“.
Diese Regel für Worttrennung gilt auch für solche Verbindungen in Fremdwörtern, zum Beispiel mit „ph“ oder „th:“ „Phi-lo-so-phie“, „Pi-na-ko-thek“.
Doppelvokale (sogenannte Diphthonge) dürfen wir übrigens auch nie trennen. Wir sprechen die Kombinationen so schnell aus, dass sie fast wie ein einziger Laut wirken. Kennst du die deutschen Doppelvokale? Merke dir: „au, ei/ai und eu/äu“ werden nie getrennt! Zum Beispiel: „bei-ßen“, „Kai-ser“, „Eu-le“. Auch das lange „ie“ wird nicht getrennt: „Lie-be“.
Bonus: Zusammengesetzte Wörter trennen
10 GEHEIME Tipps, um die deutsche Sprache zu meistern!
Wenn du diese fünf Regeln verinnerlicht10 hast, dann solltest du keine Probleme haben, Wörter mit vielen Silben (also zusammengesetzte Wörter) zu trennen!
Lass uns ein Beispiel dazu ansehen, bevor du selbst üben kannst: Das Wort „Kleiderschrank“. Es besteht ganz offensichtlich aus zwei Wörtern, oder? „Kleider“ und „Schrank“. So kannst du das Wort im ersten Schritt trennen: „Kleider-schrank“.
Weißt du nun, wo wir noch trennen können? Genau, zwischen den beiden Silbenkernen im Teil „Kleider“, also: „Klei-der-schrank“. Einfach, oder? Bei manchen Wörtern ist es anfangs vielleicht schwer zu erkennen, wo die Wortgrenze ist.
Im Folgenden hast du nun einige Wörter, mit denen du die Regeln der Worttrennung üben kannst. Die Lösungen findest du dann weiter unten!
Freunde, Besserung, Kontinent, Spritze, Sonnenschein, kämpfen, Zucker, katholisch, Olympia, Räuber, Gleichgewichtsstörung, Abendessen, Taschenlampe, schmutzig
Worttrennung – Fragen & Antworten:
Was ist Worttrennung und warum ist sie wichtig für Deutschlerner?
Worttrennung brauchen wir oft für ein schönes Layout, sodass der Abstand zwischen Wörtern gleichmäßig ist und keine Platzprobleme am Rand der Zeile entstehen. Auch in der Deutschprüfung ist es wichtig, keine Fehler bei der Worttrennung zu machen.
Sind die Regeln der Worttrennung kompliziert?
Wenn man sich mit Silben auskennt, ist Worttrennung ganz einfach. Die Regeln der Worttrennung basieren auf den Regeln der Silbentrennung – und Silben sind auch wichtig für eine gute Aussprache! Mit dem Thema Silben kann man also „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“.
Lösung zur Übung
Freun-de, Bes-se-rung, Kon-ti-nent, Sprit-ze, Son-nen-schein, kämp-fen, Zu-cker, ka-tho-lisch, Olym-pia, Räu-ber, Abend-essen, Ta-schen-lam-pe, schmut-zig
Worttrennung – dein Wortschatz:
- (die) Tücke: hier: eine nicht sofort erkennbare, ärgerliche Eigenschaft von etwas, durch die man Schwierigkeiten bekommt
- (der) Punktabzug: einen Punkt abziehen, weil man in einer Prüfung einen Fehler gemacht hat
- (der) Lesefluss: beschreibt die Art, wie wir einen Text von Anfang bis Ende lesen
- (der) Bindestrich: ein kurzer Querstrich, der zwei Wörter oder Wortteile miteinander verbindet
- (das) Layout: die Art und Weise, wie Text und Bild auf einer Seite gestaltet wird
- basieren: als Grundlage/Basis haben, auf etwas aufbauen
- beliebig: hier: irgendwie, ohne Regel, wie man möchte
- zerlegen: aufteilen
- (das) Hexenwerk: etwas „ist kein Hexenwerk“ bedeutet, dass etwas einfach und von jedem zu schaffen ist
- verinnerlichen: sich einprägen, merken, angewöhnen