Worttrennung – so kannst du die langen deutschen Wörter richtig zerlegen

Dein Sprachcoach-Blog

November 8

Schreibübungen gehören zum Deutschlernen dazu. Aber hast du im Deutschunterricht schon mal etwas über die Tücken1 der Worttrennung gehört? Auch wenn es dir bisher noch niemand erklärt hat, ist dir das Thema Worttrennung sicher schon mal begegnet: Du schreibst per Hand einen Text auf liniertes Papier und hast am Ende der Zeile plötzlich keinen Platz mehr, um ein Wort fertig zu schreiben. Ein paar Buchstaben des Wortes stehen schon geschrieben – aber der Rest passt dann doch nicht mehr hin. Ich glaube, das ist jedem schon mal passiert, oder? Bei den endlos langen deutschen Wörtern ist das auch kein Wunder.

Warum ist Worttrennung wichtig für Deutschlerner?

Wenn man sich dem Blattrand nähert, denkt man vielleicht: “Ach, dieses Wort passt bestimmt noch in die Zeile!” oder “Ich schreibe es einfach ein wenig kleiner!”, aber dann sprengst2 du doch den Rand oder hast absolut keinen Platz, um das Wort noch in die Zeile zu quetschen3. So ein Stau am Blattrand sieht unordentlich aus und kann für einen schlechten Eindruck sorgen. Stelle dir mal vor, du schreibst einen Liebesbrief auf Deutsch, aber am Blattrand herrscht ein großes Durcheinander. So wirken deine Worte auch schnell durcheinander und alles andere als romantisch – korrekte Worttrennung kann dir helfen.

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Worttrennung am Zeilenende – so geht es richtig

Abgesehen von schöneren Geburtstagskärtchen und Briefen im Privatleben ist Worttrennung auch im Berufsleben und in der Deutschprüfung wichtig! Wusstest du, dass du Punktabzüge4 bekommen kannst, wenn du mit der Worttrennung am Zeilenende zu kreativ bist? Das liegt daran, dass es bestimmte Regeln für die Worttrennung gibt. Wenn du diese Regeln nicht einhältst, dann kann das besonders auf höheren Deutsch-Niveaus (ab B2) als Fehler gewertet werden. Aber auch auf niedrigeren Sprachniveaus begegnet uns die Worttrennung schon, zum Beispiel in Lesetexten in Lehrbüchern für Deutsch als Fremdsprache. Wenn man mit dem Deutschen noch gar nicht vertraut ist, dann wirkt Worttrennung vielleicht wie eine Störung des Leseflusses5. Dabei ist es genau richtig, sich schon früh daran zu gewöhnen, dass man am Zeilenende oft einen Bindestrich6 sehen wird (Kennst du eigentlich alle deutschen Satzzeichen? Weißt du, wo man Kommas setzt? Wenn nicht, schaue dir doch mal unsere Artikel dazu an!).

Automatische Worttrennung bei Word & Co.

automatische worttrennung word
Hier kannst du lesen, warum die Worttrennung für das Layout7 wichtig ist. Der Text in der Box sieht durch den gleichmäßigen Abstand viel ordentlicher aus!

Was sind Silben?

Auch wenn man in Schreibprogrammen, wie Microsoft Word oder Latex, eine automatische Worttrennung einstellen kann, ist es trotzdem von Vorteil für dich, die Trennregeln zu verstehen. Wenn du nämlich die Zusammensetzung von Wörtern und die automatische Worttrennung in Word verstehst, fällt dir auch die deutsche Aussprache leichter.

Tipps und Tricks zur Aussprache findest du ürbigens im Blogbeitrag Aussprache verbessern, aber auch im Aussprache-Crashkurs von DeinSprachcoach. Schaue doch mal vorbei!

Denn die Trennung von Wörtern basiert8 größtenteils auf Silben (warum Silben für die Aussprache wichtig sind, kannst du auch im Artikel “Aussprache” nachlesen). Was genau sind Silben? Weißt du das?
Silben sind Einheiten oder Bausteine aus Buchstaben, die zusammengehören und auch beim langsamen Sprechen nicht voneinander getrennt werden können.

Bei der Worttrennung dürfen wir Buchstaben also nicht beliebig9 auseinanderreißen, die eigentlich auf jeden Fall zusammenstehen müssen. Silben sind sozusagen kurze Wortteile. Nehmen wir als Beispiel das Wort “Buchstabe”. Denkst du, man könnte es so trennen: “Buchs-tabe”? Nein, so ist es falsch. Bei langsamer Aussprache sagen wir richtig: Buch-sta-be (drei Silben). Je nachdem, wie es mit dem Platz am Zeilenrand aussieht, kannst du das Wort dann nach der ersten Silbe trennen (also Buch-stabe) oder nach der zweiten Silbe (also Buchsta-be). Wörter in Silben zerlegen10 – das lernen wir in Deutschland im Kindergarten, indem wir rhythmisch mit den Händen klatschen. Das kannst du auch trainieren! Nimm dir einfach einen Text, lies ihn langsam laut vor und klatsche im Rhythmus der Silben.

Wie funktioniert Silbentrennung genau?

Um die Silben- und Worttrennung besser zu verstehen, musst du wissen, dass wir im Deutschen in jeder Silbe einen Vokal brauchen. Daher werden Vokale auch “Silbenkern” genannt (Du kennst dich mit Vokalen und Konsonanten gar nicht aus? Schau doch mal in diesem Artikel über Vokale vorbei). Ich möchte dir den Silbenkern an einem Beispiel erklären: der Fuchs (Aussprache: /Fuks/. Gibt es hier mehrere Silben? Nein! Wo ist der Silbenkern? Das “u”! Vor diesem vokalischen Silbenkern steht noch ein Konsonant am Anfang der Silbe (“f”), das ist der Anlaut. Nach dem Silbenkern “u” stehen noch die Konsonanten “chs“, das ist der Auslaut, oder genauer gesagt, mehrere Auslaute (/ks/). Eine deutsche Silbe hat also diese Struktur: (Anlaute)Vokal(Auslaute). Das Wort “Fuchs” ist also nicht trennbar – wir haben nur einen Silbenkern.

Sehen wir uns also ein Beispiel für Silbentrennung an. Nehmen wir ein anderes, kleines stacheliges Tierchen: der Igel. Hast du eine Idee, wie man dieses Wort in Silben zerlegen kann? Tipp: wir haben zwei Silbenkerne. Die Silbentrennung sieht hier dann so aus: /I-gel/. Ja, nur ein Buchstabe in der ersten Silbe! Ein Vokal, hier “i”, kann selbständig eine Silbe bilden. In der zweiten Silbe “gel” steht der Silbenkern “e” zwischen einem Anlaut und einem Auslaut.

worttrennung igel
Ein Igel hat zwar Stacheln, aber wenn du ganz vorsichtig bist, dann piekst er dich nicht!

Worttrennung – Regeln leicht gemacht

Wörter richtig trennen – das ist kein Hexenwerk11! Auch wenn sogar viele Muttersprachler damit Probleme haben, gibt es eigentlich 5 ganz klare Trennungsregeln, die uns auch bei den kompliziertesten Worttrennungen helfen. Im Folgenden wollen wir auch nochmal das Wort “Igel” genauer ansehen und verstehen, warum Wörter in Silben trennen und Wörter trennen nicht exakt das Gleiche ist…

Regel 1: Wenn zwischen zwei Vokalen ein Konsonant steht, rutscht der Konsonant in die nächste Silbe.

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Nehmen wir zum Beispiel das Wort “Regel”. Wir haben zwei Vokale, also zwei Silbenkerne, stimmt’s? Deshalb haben wir auch zwei Silben. Aber wohin kommt das “g” zwischen den zwei Vokalen? Laut der Regel ganz klar in die letztere Silbe, also: Re-gel! Weitere Beispiele: schla-fen, Kro-ko-di-le

Das erklärt auch, warum wir beim langsamen Sprechen zur Silbentrennung I-gel und nicht Ig-el sagen. Aber Achtung: Die folgende Regel Nummer 2 ist besonders wichtig für der Worttrennung!

Regel 2: Im Gegensatz zur Silbentrennung darf bei der Worttrennung kein Vokal alleine stehen!

Obwohl wir das Wort “Igel” in zwei Silben zerlegen können, schreiben wir das Wort aber nie getrennt. Das liegt daran, dass bei der Worttrennung kein Buchstabe am Wortanfang oder -Ende allein stehen soll. Es ist also richtig, dass “Igel” zwei Silben hat, aber wir schreiben nicht “I-gel”! Das ist weder handschriftlich richtig, noch wird das Computerprogramm das Wort trennen.

Ein weiteres Beispiel: Das Wort Ananas hat drei Silben (/A-na-nas/) laut den Regeln der Silbentrennung, aber weil kein Buchstabe allein stehen darf, haben wir nur einen Bindestrich bei der Worttrennung: Ana-nas.

Regel 3: Wenn zwischen zwei Vokalen zwei gleiche Konsonanten stehen, wird das Wort zwischen ihnen getrennt.

Diese Regel ist ganz einfach. Im Deutschen haben wir sehr viele Wörter mit Doppelkonsonanten, wie Wasser, kommen, interessant – dort geschieht die Worttrennung einfach zwischen den beiden Konsonanten, also: Was-ser, kom-men, in-te-res-sant. (Was uns die Doppelkonsonanten über die Aussprache verraten, erfährst du in diesem Artikel!).

Achtung: Diese Regel gilt auch für Wörter mit “tz”, zum Beispiel Kat-ze, wit-zig, schüt-zen.

Regel 4: Wenn zwischen zwei Vokalen mehrere Konsonanten stehen, dann rutscht nur der letzte Konsonant in die nächste Silbe.

Im Deutschen können viele Konsonanten nacheinander stehen. Nehmen wir zum Beispiel das Wort “Künstler”. Wie viele Vokale haben wir? Zwei, also haben wir auch zwei Silben. Aber wie funktioniert hier die Worttrennung? Wie du siehst, stehen zwischen den Silbenkernen “ü” und “e” vier Konsonanten: n, s, t und l. Nach der Regel trennen wir nur den letzten ab: Künst-ler. Einfach, oder? Das funktioniert ganz wie in Regel 1. Weitere Beispiele: Fens-ter, schrump-fen

Regel 5: Buchstabenverbindungen, die nur wie ein Buchstabe gesprochen werden, dürfen nicht getrennt werden!

Wir haben gerade gesagt, dass wir bei mehreren Konsonanten nur den letzten abtrennen. Das gilt aber nicht für Buchstabenkombinationen, die für einen einzigen Laut stehen, wie ch, ck und sch. Wir trennen also la-chen, ba-cken und Wä-sche (und nicht lac-hen, bac-ken, Wäsc-he). Diese Regel für Worttrennung gilt auch für solche Verbindungen in Fremdwörtern, zum Beispiel mit ph oder th: Phi-lo-so-phie, Pi-na-ko-thek. Weitere Beispiele: biss-chen, le-cker, Ge-schwis-ter

Doppelvokale (sogenannte Diphthonge) dürfen wir übrigens auch nie trennen. Wir sprechen die Kombinationen so schnell aus, dass sie fast wie ein einziger Laut wirken. Kennst du die deutschen Doppelvokale? Merke dir: au, ei/ai und eu/äu werden nie getrennt! Zum Beispiel: bei-ßen, Kai-ser, Eu-le. Auch das lange “ie” wird nicht getrennt: Lie-be.

worttrennung eule
Gibt es in deinem Heimatland Eulen?

Mit der Worttrennung musst du bei manchen Vorsilben aufpassen, zum Beispiel beurteilen oder beinhalten. Hier haben wir keinen Doppelvokal eu (nicht: beur-teilen) oder ei (nicht: bein-halten), sondern die Vorsilbe be-, die getrennt gesprochen wird und deshalb auch abgetrennt wird: be-ur-teilen, be-in-hal-ten.

Bonus: Zusammengesetzte Wörter trennen & Übungen

Wenn du diese fünf Regeln verinnerlicht12 hast, dann solltest du mit der Worttrennung bei zusammengesetzten Wörtern auch keine Probleme mehr haben! Lass uns zwei Beispiele ansehen, bevor du selbst üben kannst. Zuerst das Wort “Kleiderschrank”. Es besteht ganz offensichtlich aus zwei Wörtern, oder? “Kleider” und “Schrank”. So kannst du das Wort im ersten Schritt trennen: Kleider-schrank. So, weißt du, wo wir noch trennen können? Genau, zwischen den beiden Silbenkernen im Teil “Kleider”, also: Klei-der-schrank. Einfach, oder? Bei manchen Wörtern ist es anfangs vielleicht schwer zu erkennen, wo die Wortgrenze ist. Kennst du das Wort “Liegestuhl”? Auf den ersten Blick liest du vielleicht “Lie-ges-tuhl”, aber nein! Wir haben hier eine Art Stuhl. Wir trennen im ersten Schritt also: Liege-stuhl. Und weiter? Genau, Lie-ge-stuhl!

Im Folgenden hast du nun einige Wörter, mit denen du die Regeln der Worttrennung üben kannst. Die Lösungen findest du dann weiter unten!

Freunde, Besserung, Kontinent, Spritze, Sonnenschein, kämpfen, Zucker, katholisch, Olympia, Räuber, Gleichgewichtsstörung, Abendessen, Taschenlampe, beauftragen, schmutzig, schrumpfst13

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Worttrennung – Fragen & Antworten:

Was ist Worttrennung und warum ist sie wichtig für Deutschlerner?

Worttrennung brauchen wir oft für ein schönes Layout, sodass der Abstand zwischen Wörtern gleichmäßig ist und keine Platzprobleme am Rand der Zeile entstehen. Auch in der Deutschprüfung ist es wichtig, keine Fehler bei der Worttrennung zu machen.

Sind die Regeln der Worttrennung kompliziert?

Wenn man sich mit Silben auskennt, ist Worttrennung ganz einfach. Die Regeln der Worttrennung basieren auf den Regeln der Silbentrennung – und Silben sind auch wichtig für eine gute Aussprache! Mit dem Thema Silben kann man also “zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen”.

worttrennung faq

Lösung zur Übung der Worttrennung

Freun-de, Bes-se-rung, Kon-ti-nent, Sprit-ze, Son-nen-schein, kämp-fen, Zu-cker, ka-tho-lisch, Olym-pia, Räu-ber, Gleich-ge-wichts-stö-rung*, Abend-essen, Ta-schen-lam-pe, be-auf-tra-gen**, schmut-zig, schrumpfst***

*Gleichgewichtsstörung: Das ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern “Gleichgewicht” und “Störung”. Wenn wir zwei Wörter verbinden, steht oft ein zusätzliches “s” zwischen den Wörtern: Gleichgewichtsstörung. Dieses sogenannte “Fugen-s” gehört aber zum ersten Wortteil, deswegen trennen wir im 1. Schritt “Gleichgewichts-störung”, im 2. Schritt in die Wortteile “Gleich-gewichts-störung”, und im 3. Schritt in die Silben “Gleich-ge-wichts-stö-rung “.

**Dass wir hier die Vorsilbe be- haben, war sicher leicht zu erkennen. Warum gilt aber nicht Regel 4: Nur der letzte Konsonant rutscht in die letzte Silbe, also nicht “be-auft-ragen”? Das liegt daran, dass “auf” auch eine Vorsilbe ist! Deswegen trennen wir korrekt: “beauf-tra-gen”.

***Hab ich dich in die Falle gelockt? Hast du überlegt, wo zur Hölle man dieses konjugierte Verb (schrumpfen – du schrumpfst) trennen soll? Ganz einfach: Gar nicht! Dieses Wort ist untrennbar, wir haben nur einen Silbenkern, das “u”. Mehr über Wörter mit so vielen Konsonanten (“Konsonantencluster”) erfährst du im Artikel “Aussprache“!

Worttrennung – dein Wortschatz:

  1. (die) Tücke: hier: eine nicht sofort erkennbare, ärgerliche Eigenschaft von etwas, durch die man Schwierigkeiten bekommt
  2. sprengen: eigentlich: durch Sprengstoff/Druck/Gewalt zerstören, hier: im Sinne von “zum Bersten voll”, also zu voll, überfüllt
  3. quetschen: hier: dort, wo noch kaum Platz ist, mit Mühe Platz finden
  4. (der) Punktabzug: einen Punkt abziehen, weil man in einer Prüfung einen Fehler gemacht hat
  5. (der) Lesefluss: beschreibt die Art, wie wir einen Text von Anfang bis Ende lesen, und zwar ohne Hindernisse im Text (“Fluss” von “fließen”, also ohne Pausen oder Probleme)
  6. (der) Bindestrich: ein kurzer Querstrich, der zwei Wörter oder Wortteile miteinander verbindet
  7. (das) Layout: die Art und Weise, wie Text und Bild auf einer Seite gestaltet wird
  8. basieren: als Grundlage/Basis haben, auf etwas aufbauen
  9. beliebig: hier: irgendwie, ohne Regel, wie man möchte
  10. zerlegen: aufteilen (ein zusammengesetztes Ganzes -> Einzelteile)
  11. (das) Hexenwerk: etwas “ist kein Hexenwerk” bedeutet, dass etwas einfach und von jedem zu schaffen ist
  12. verinnerlichen: sich einprägen, merken, angewöhnen
  13. schrumpfen: sich zusammenziehen; kleiner oder weniger werden

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Artikel von:

Lisa

In Süddeutschland aufgewachsen, bin ich mit 22 nach Taiwan gezogen, um Deutschlehrerin und Übersetzerin zu werden. Ich brenne für Sprachen und Outdoor-Abenteuer.

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