Deutsche Vokale

Dein Sprachcoach-Blog

Juni 1

Was ist ein Vokal? Was ist ein Konsonant? Und was ist ein Selbstlaut? Was sind lange und kurze Vokale? Sind das alles Fragen, die dich gerade beschäftigen? Dann bist du hier genau richtig. Denn Vokale (Deutsch) stehen im Mittelpunkt dieses Artikels. Bleib dabei.

Vokale und Konsonanten

In der deutschen Sprache wird unter anderem zwischen Vokalen und Konsonanten unterschieden. Ohne sie gäbe es keine Wörter und dementsprechend auch keine Sätze. Wie würde wohl unsere Kommunikation dann stattfinden? Bei der Beantwortung dieser Frage kann man ziemlich kreativ werden.

Aber bleiben wir bei der Realität. Vokale und Konsonanten spielen eine wichtige Rolle in unserer Kommunikation. Wie du der Überschrift entnehmen kannst, wird es in diesem Artikel um deutsche Vokale gehen.

Was sind Vokale? Was sind Konsonanten?

Vokale, auch Selbstlaute genannt, sind Laute, bei deren Aussprache der Luftstrom im Mund- oder Rachenraum im Vergleich zu der Konsonanten-Realisierung nicht oder nur wenig gehemmt1 wird. Mit anderen Worten gesagt: Es gibt keine Hindernisse bei der Aussprache der Vokale.

Das weitere Merkmal der Vokale ist, dass bei ihrer Aussprache immer eine Mundöffnung vorliegt.

Im Deutschen unterscheidet man zwischen

  • Einzellauten (Monophthongen),
  • Zwielauten (Diphthongen) und
  • Umlauten.

Zu den Vokalen zählen also Einzellaute (die Buchstaben a, e, i, o, u) und Umlaute (ö, ä, ü). Übrigens kannst du dir den Artikel „Was sind Umlaute?" anschauen, um mehr über die deutschen Umlaute zu erfahren.

Zwielaute bestehen hingegen aus zwei nacheinander folgenden Vokalen. Im Deutschen sind das unter anderem eu, äu, au, ai, ei. In diesem Beitrag wird es hauptsächlich um die Einzellaute gehen.

Deutsche Vokale sind außerdem immer stimmhaft, weil die Stimmlippen2 während der Realisierung der Selbstlaute vibrieren. Die Stimmhaftigkeit lässt sich ganz leicht überprüfen. Lege deine Finger auf den Kehlkopf und sprich irgendeinen Selbstlaut, zum Beispiel den e-Laut. Spürst du eine leichte Vibration? Prima! So kannst du die anderen deutschen Vokale überprüfen, ob sie stimmhaft sind.

Selbstlaute und Mitlaute

Wie du schon weißt, werden deutsche Vokale auch als Selbstlaute bezeichnet. Was sind Selbstlaute? Das sind Sprachelemente, die allein eine Silbe bilden können.

Es gibt aber auch noch Mitlaute. Mitlaute sind Konsonanten. Sie heißen so, weil ein Konsonant nie alleine eine Silbe bilden kann. Er braucht immer einen Vokal, um eine Silbe zu formen.

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich Vokale (Selbstlaute) von den Konsonanten (Mitlauten) vor allem in ihrer Realisierungsart3. Der Luftstrom bei der Aussprache der Konsonanten ist im Vergleich zu Vokalen nicht hindernisfrei. Diese Hindernisse werden an verschiedenen Orten im Mund- und Rachenraum gebildet.

Ein Beispiel: „Kasse" und „Tasse".
Beim ersten Wort haben wir bei der Realisierung des Lauts [k] ein Hindernis im hinteren Teil des Mundraums. Bei der Aussprache des Lauts [t] im Wort Tasse bildet sich ein Hindernis im vorderen Teil des Mundraums. Probiere es selbst aus: Sprich „Kasse" und „Tasse" aus. Wo „knackt" es beim Laut [k]? Und beim [t]? Schreibe es gerne in die Kommentare.

Deutsche Vokale: Artikulation4

Deutsche Vokale und Umlaute werden je nach Mundöffnung, Lippenstellung und Zungenbewegung unterschiedlich produziert. Lass uns nun etwas genauer schauen, wie dies bei verschiedenen Lauten funktioniert:

Mundöffnung

Selbstlaute hören sich unterschiedlich an. Das hängt unter anderem davon ab, wie weit unser Mund geöffnet ist.

  • Bei der Aussprache der langen und kurzen Laute [i], [i:], [ʊ], [u:], [y], [y:], [e:] öffnen wir den Mund nur ganz leicht.
  • Bei der Produktion der Vokale [ɛ], [ɛ:], [o:], [ɔ], [ø:] und [œ] ist unser Mund halboffen.
  • Mit weit geöffnetem Mund artikulieren wir den langen und kurzen Laut [a] und [a:].

Versuche die Vokale [e] und [i] mit breit geöffnetem Mund auszusprechen. Was hörst du? Ganz andere Laute, oder?

Lippenstellung

Je nach Lippenstellung unterscheidet man zwischen ungerundeten und gerundeten Vokalen.

  • Ungerundet sind folgende Laute: [i:], [ı], [e:], [ɑ:], [a], [ɛ], [ɛ:]. Warum? Ganz einfach: Weil die Lippen bei der Aussprache dieser Vokale eher gespreizt, also gedehnt, sind. In diesem Zusammenhang ist manchmal die Rede von der Dehnung von Vokalen.
  • Gerundete Laute sind [u:], [ʊ], [o:], [ɔ], [y:], [ʏ], [Ø:] und [œ].

Zungenbewegung

Je nach Zungenlage werden Vokale im vorderen, mittleren und hinteren Teil des Mundraums ausgesprochen. Außerdem werden sie je nach Zungenhöhe im oberen, mittleren oder tiefen Teil des Mundraums realisiert.

Hört sich kompliziert an, nicht wahr? Keine Sorge: Die verschiedenen Zungenlagen und -höhen sind auf diesem Bild sehr anschaulich und verständlich dargestellt:

Diese Darstellung bezeichnet man auch als „Vokaltrapez".

Anbei ist eine kurze Erklärung der Grafik: Stelle dir diese Darstellung als eine seitliche Ansicht deines Mundraums vor.

  • 3 Vokale: Die Laute [a], [o] und [u] werden hinten im Mundraum produziert.
  • Das [a] wird dabei im unteren Teil des Mundraums, der Laut [o] im mittleren und [u] im oberen Teil ausgesprochen.
  • Das [i] und [e] spricht man im vorderen Teil des Mundraums aus. Der Laut [i] wird dabei mit der Zunge oben realisiert. Bei der Produktion des Lauts [e] befindet sich die Zunge im mittleren Teil des Mundraums.Sprich das [i] und [u] aus und vergleiche sie: In welchen Teilen des Mundraums entstehen die beiden Vokale? Richtig! Das [i] wird im vorderen und das [u] im hinteren Teil produziert.

Wozu das Ganze? Dieses Wissen kann dir auf deiner Lernreise helfen, die Vokale richtig aussprechen zu lernen. Versuche dich bei der Artikulation bestimmter Vokale auf die richtige Lippenstellung, Mundöffnung und Zungenbewegung zu konzentrieren.

Wie schnell die richtige Realisierung der Vokale „sitzt", ist sehr individuell. Es kommt vor allem darauf an, wie Vokale in der Muttersprache artikuliert werden. Die Mundmuskulatur merkt sich die Lautrealisierung in der Muttersprache und es kann ziemlich lange dauern, sich auf die neue, deutsche Lautaussprache umzustellen.

Damit das schneller geht, sollte man die Artikulationsweisen der Vokale verstanden haben und die Aussprache regelmäßig trainieren. Genauere Erklärung dieses Themas und Übungen findest du übrigens im Crash-Kurs von DeinSprachcoach.

Kurze und lange Vokale

Was ist der Unterschied in der Aussprache der Wörter „Beet" und „Bett"? Richtig! Der Doppelvokal wird in „Beet" lang ausgesprochen. Im Wort „Bett" wird der Vokal hingegen kurz realisiert. Bei der Gespanntheit der Vokale geht es um eine kurze oder lange Aussprache eines Vokals in einem Wort.

Die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen in den betonten Silben ist in der Sprache sehr wichtig. Jedoch ist dieser Bereich sehr anspruchsvoll und bereitet vielen Deutschlernern große Schwierigkeiten.

Es ist gar nicht so einfach, kurze und lange Vokale auditiv zu erkennen, sie voneinander zu unterscheiden und sie richtig auszusprechen. Und das ist völlig normal! Bevor du Deutsch lernst, sprichst du ja eine andere Sprache - deine Muttersprache.

So lernst du die Laute zu artikulieren, wie es sich in der Muttersprache gehört. Anfangs ist die Mundmuskulatur an eine bestimmte Artikulationsweise der Vokale aus deiner Muttersprache gewöhnt. Wenn du anfängst Deutsch zu sprechen, braucht die Muskulatur des Mundraums etwas Zeit, um die deutschen Vokale richtig auszusprechen.

Aus diesem Grund gilt auch in diesem Bereich das Sprichwort: „Übung macht den Meister". Zahlreiche Artikulationsübungen helfen dir dabei, die Aussprache der langen und kurzen Vokale zu verbessern.

Deutsche Vokale: Artikulation

Die Mundöffnung, Gespanntheit und Länge sind bei der Unterscheidung der kurzen von langen Vokalen die wichtigsten Merkmale.

  • Mundöffnung: Allgemein ist unser Mund bei der Realisierung kurzer Selbstlaute etwas weiter geöffnet als bei den langen Selbstlauten.Mit dieser einfachen Übung kannst du an der Mundöffnung arbeiten: Stelle dir vor, dass du etwas kaust, zum Beispiel einen Kaugummi. Führe die Kaubewegungen mit weit geöffnetem Mund aus und bewege deinen Unterkiefer fünfmal im Uhrzeigersinn und fünfmal gegen den Uhrzeigersinn. So sieht diese Übung aus:
  • Gespanntheit: In der Regel sind kurz ausgesprochene Vokale ungespannt. Laute, die hingegen lang ausgesprochen werden, sind üblicherweise gespannt.

Kurze und lange Vokale auditiv erkennen

Wie bereits erwähnt, ist es auch nicht einfach, den Unterschied zwischen den langen und kurzen Vokalen auditiv zu erkennen. Es ist vor allem dann schwierig, wenn du in deiner Muttersprache diese Unterscheidung nicht kennst.

Im ersten Schritt musst du also lernen, kurze und lange Vokale auditiv wahrzunehmen. Das kannst du gut mit bestimmten Übungen machen! Aber zunächst sollst du dich an die Melodie des Deutschen gewönnen. Dabei helfen dir Hörgeschichten. Je mehr du hörst, desto schneller gewönnst du dich an die Sprachmelodie.

Außerdem ist es sehr hilfreich, Online-Wörterbücher zu benutzen. Dort werden Wörter nicht nur erklärt, sondern auch von den Muttersprachlern ausgesprochen. Beispielsweise findest du im Duden die Aussprache eines Wortes immer unter seiner Begriffsklärung.

Kurze und lange Vokale in der Schriftsprache

Auch beim Schreiben gibt es ein paar Regeln und Orientierungshilfen, die du beim Schreiben der langen und kurzen Vokale berücksichtigen sollst. Diese Orientierungshilfen sind zwar keine Regeln, sie sind nicht immer anwendbar. Jedoch kann man sie in den meisten Fällen als Hilfe benutzen.

Kurze Vokale

Regel: Ein Vokal wird kurz ausgesprochen,

  • wenn danach zwei gleiche Konsonanten folgen (Beispiele: „Bett", „Mutter")
  • Orientierungshilfe: Dies gilt auch für zwei verschiedene Konsonanten (Beispiele: „Kind", „Sand", „backen")

Lange Vokale

Regeln: Ein Vokal wird lang ausgesprochen,

  • wenn danach ein Dehnungs-h folgt (Beispiele: „Sahne", „Bahn"),
  • wenn ein Vokal verdoppelt wird (Beispiele: „Beet", „Meer").
  • Der Vokal /i/ wird lang ausgesprochen, wenn nach ihm ein /e/ folgt (Beispiele: „Siebe", „Bier").
  • Orientierungshilfe: Ein Vokal wird lang ausgesprochen, auch wenn danach nur ein Konsonant folgt (Beispiele: „geben", „lesen").

ACHTUNG: Wie in den anderen Sprachbereichen des Deutschen gibt es auch hier Ausnahmen!

Diese Regeln und Orientierungshilfen dienen dazu, die Länge der deutschen Vokale richtig aussprechen und heraushören zu können. Wenn du weißt, wie ein langer Vokal und ein kurzer Vokal verschriftlicht werden, sprichst du sie in der richtigen Länge aus.

Deutsche Vokale: Nasalität

Die deutsche Sprache kennt keine nasalen Vokale. Aber: Sie kennt viele Lehnwörter5. Vor allem aus dem Französischen. Vokale in diesen Lehnwörtern sprechen wir nasal, das heißt im Nasenraum, aus.

Beispielsweise kommen solche Wörter wir „Chance", „Bonbon" und „Parfüm" aus dem Französischen. Die dick markierten Buchstaben spricht man nasal aus. Kennst du noch mehr fremde Wörter, die im Deutschen nasal ausgesprochen werden? Schreibe diese in die Kommentare!

Jetzt, wo du praktisch alles über die deutschen Vokale weißt, haben wir eine Frage an dich: Kennst du ein Wort ohne Vokal? Oder vielleicht sogar mehrere deutsche Wörter ohne Vokale? Wir sind gespannt, was du in die Kommentare schreibst.

Interessierst du dich sehr für die deutsche Sprache oder möchtest vielleicht in einem Crashkurs noch besseres Deutsch lernen? Dann bist du in unserem Training genau richtig! Möchtet du noch weitere spannende Artikel zu deutschen Sprache in unserem Blog lesen? Dann erfährst du hier zum Beispiel alles Wichtige zum Thema Phonetik.

Übung (mit Lösung)

Wie werden die markierten Vokale ausgesprochen: kurz oder lang?

Vater / Biene / stottern / singen / Welle / Boot

Lösung für die Übung:

  • Kurze Aussprache: stottern /singen / Welle
  • Lange Aussprache: Vater / Biene / Boot

Wortschatz


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Artikel von:

Aleksandra

Hinter dem Polarkreis aufgewachsen und Lehrerin aus Leidenschaft. Ich liebe Deutsch und die Berge!