Verbvalenz kennenlernen und verstehen

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März 8

Hast du schon mal vom Wort „Valenz“ gehört? Oder kennst du dich vielleicht mit der Valenzgrammatik aus? Wenn das nicht der Fall ist, dann bist du hier genau richtig! Heute nehmen wir eins der wichtigsten Themen der Grammatik – Verbvalenz.

Verbvalenz – Bedeutung

Das Wort „Verbvalenz“ besteht aus zwei Nomen – Verb und Valenz. Was man unter Verben versteht, ist dir sicherlich bereits bekannt. Was ist aber die Valenz–Definition? Das müssen wir uns genauer anschauen, um zu verstehen, was mit der Verbvalenz gemeint ist.

Aber zunächst zum Wort „Valenz“: Diese stammt ursprünglich aus dem Bereich der Chemie und damit ist die Fähigkeit eines Atoms gemeint, sich mit den anderen Atomen zu verbinden. Dabei ist das wichtigste Wort „verbinden“, denn wir brauchen es, um die Bedeutung von Verbvalenz zu beschreiben.

Nun kommen wir aber wieder in die Welt der deutschen Sprache. Im Deutschen versteht man unter Valenz hingegen eine ganz besondere Eigenschaft eines Wortes, andere Satzglieder zu fordern, um einen grammatikalisch korrekten Satz zu bilden.

In der deutschen Sprache bezieht sich die Valenz vor allem auf Verben. Unter Verbvalenz versteht man also eine Eigenschaft von Verben, andere Satzglieder an sich zu binden und sie zu verlangen, um einen korrekten und präzisen Satz zu formulieren.

Man kann sich das so vorstellen, als ob das Verb Freunde hat, die es im Satz braucht, um vollständig zu sein. Einige Verben mögen es allein, andere brauchen vielleicht ein Objekt oder zwei. Zum Beispiel:

  • Ich lese ein Buch. Das Verb „lese“ mag es, ein Buch als Freund zu haben. Es braucht also ein direktes Objekt, in diesem Fall „ein Buch“.
  • Ich lese. Aber manchmal mag das Verb „lese“ es, allein zu sein. Hier braucht es kein direktes Objekt.

Die Verbvalenz hilft uns also zu verstehen, welche Begleiter ein Verb in einem Satz haben möchte, um richtig zu funktionieren.

Valenzeigenschaften

Nun weißt du, was Verbvalenz bedeutet. Um das noch besser zu verstehen, schauen wir uns die zwei wichtigsten Eigenschaften der Valenz an:

  • Die Valenz des Verbs bestimmt die Art von Satzgliedern, die vom Verb verlangt werden. Genauer gesagt, ein Verb „entscheidet“, ob ein Objekt oder ein Subjekt verlangt wird.
  • Außerdem wird auch durch die Verbvalenz entschieden, wie viel von den Satzgliedern benötigt werden. Ein Verb kann von null bis vier Satzglieder fordern.

Diese Struktur beinhaltet verschiedene Arten der Verbvalenz. Hier ist die Verbvalenz-Liste:

  1. Verben, die weder Subjekte noch Objekte benötigen (die sogenannten Nullverben): Statt eines Subjekts wird das Scheinsubjekt „es“ verwendet:
  • schneien, regnen, stürmen, regnen, nieseln, …
    • Heute schneit es.
    • Morgen wird es regnen.
  1. Verben, die nur ein Subjekt fordern (einwertige Verben): Diese Verben verlangen1 nur ein Subjekt. Dazu zählen intransitive Verben. Darunter versteht man Verben, die nicht mit einem Akkusativobjekt auftreten können. Alle anderen Objekte sind zulässig.
  • wachsen, schlafen, helfen, arbeiten, kommen, atmen, brennen …
    • Das Kind (Subjekt) wächst.
    • Der Vater (Subjekt) schläft.
  1. Verben, die sowohl ein Objekt als auch ein Subjekt fordern (zweiwertige Verben): In diesem Fall geht es um transitive Verben, die in der Regel ein Akkusativobjekt verlangen, sie können aber auch ohne ein Akkusativobjekt genutzt werden.
  • lesen, schreiben, kochen, backen, anrufen, bestehen, wohnen, aussehen …
    • Ich (Subjekt) lese (ohne Akkusativobjekt).
    • Ich (Subjekt) lese ein Buch (mit Akkusativobjekt).
  1. Verben, die drei Satzglieder benötigen: ein Subjekt und zwei Objekte (dreiwertige Verben):
  • lesen, schreiben, holen, geben, wünschen, gewöhnen, bedeuten, vorkommen…
    • Ich gebe ihr einen Ball. (Subjekt: ich; 1. Dativobjekt: ihr; 2. Akkusativobjekt: ein Ball)
    • Paul schreibt eine Karte für seine Großeltern. (Subjekt: Paul; 1. Akkusativobjekt: eine Karte; 2. Akkusativobjekt: seine Großeltern)
  1. Verben, die ein Subjekt und drei Objekte verlangen (vierwertige Verben):
  • geben, schreiben, antworten, lassen, verkaufen …
    • Sie antwortet ihm auf seinen Brief mit viel Freude. (Subjekt: sie; 1. Dativobjekt: ihm; 2. Akkusativobjekt: auf seinen Brief; 3. Präpositionalobjekt: mit viel Freude).
valenz des verbs

Verbvalenz – Beispiele

Puh, das war aber sehr theoretisch! Die gute Nachricht ist, dass wir im Deutschen meistens zweiwertige oder dreiwertige Verben benutzen. Die vierwertigen Verben und entsprechende2 Sätze kommen hingegen selten vor.

Um die vielen Informationen von oben zu verinnerlichen, schaue dir ein paar Valenz-Beispiele an, die wir für dich vorbereitet haben:

  1. Nullwertige Verben (keine Subjekte, keine Objekte):
    • Es nieselt.
    • Es donnert!
  2. Einwertige Verben (ein Subjekt):
    • Tiere(1) atmen.
    • Das Feuer(1) brennt.
  3. Zweiwertige Verben (ein Subjekt, ein Objekt):
    • Das Buch(1) besteht aus acht Kapiteln(2).
    • Meine Freundin(1) wohnt in Berlin(2).
  4. Dreiwertige Verben (ein Subjekt, zwei Objekte):
    • Wir(1) wünschen dir(2) viel Erfolg(3).
    • Die Situation(1) kommt mir(2) komisch(3) vor.
  5. Vierwertige Verben (ein Subjekt, drei Objekte):
    • Ich(1) kann ihm(2) auf seine Drohung(3) nur mit einer Anklage(4) antworten.
    • Lisa(1) verkauft ihre Wohnung(2) an ein Pärchen(3) mit hohem Einkommen(4).

Wir hoffen sehr, dass wir dir die Verbvalenz trotz der Komplexität dieses Themas ein wenig näherbringen konnten. Der wichtigste und effektivste Tipp dabei ist: Versuche so viel wie möglich Deutsch zu sprechen. Denn mit der Zeit wirst du die Verbvalenz intuitiv verwenden, ohne darüber nachzudenken.

Verbvalenz – Übungen

Zeit für eine Übung! Um welche Art der Verbvalenz geht es in den Sätzen?

  1. Ich liebe dich.
  2. Sie schenken mir ein Auto.
  3. Es regnet.
  4. Die Mutter schläft.
  5. Ich lese ein Buch über die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg.

Lösung

  1. Ich liebe dich. (zweiwertige Verben)
  2. Sie schenken mir ein Auto. (dreiwertige Verben)
  3. Es regnet. (nullwertige Verben)
  4. Die Mutter schläft. (einwertige Verben)
  5. Ich lese ein Buch über die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. (vierwertige Verben)

Fragen & Antworten:

Was ist Verbvalenz?

Unter Verbvalenz versteht man eine Eigenschaft von Verben, andere Satzglieder an sich zu binden und sie zu verlangen, um einen korrekten und präzisen Satz zu formulieren.

Welchen Arten von Verbvalenz gibt es?

1. Nullwertige Verben (kein Subjekt, kein Objekt)
2. Einwertige Verben (ein Subjekt)
3. Zweiwertige Verben (ein Subjekt, ein Objekt)
4. Dreiwertige Verben (ein Subjekt, zwei Objekte)
5. Vierwertige Verben (ein Subjekt, drei Objekte)

faq glühbirne verbvalenz

Wortschatz:

  1. verlangen: benötigen ↩︎
  2. entsprechend: passend ↩︎

Lass dich nicht entmutigen, wenn es länger dauert, die deutsche Sprache zu meistern. 

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Artikel von:

Aleksandra

Hinter dem Polarkreis aufgewachsen und Lehrerin aus Leidenschaft. Ich liebe Deutsch und die Berge!

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