Was denkst du, wenn du das Wort „Gerundivum“ hörst? Viele Menschen denken dabei an einen komplizierten Bereich der deutschen Grammatik. So schwierig ist das Thema aber nicht! Bleib dabei und erfahre, was ein Gerundivum ist und wie das funktioniert!
Was ist Gerundiv(um)?
Bevor wir mit der Erklärung loslegen, sollten wir eine große Verwirrung aus der Welt schaffen1 – die Schreibweise des Wortes „Gerundivum“. Denn manchmal sieht man das Wort „Gerundiv“, manchmal aber „Gerundivum“. Was ist nun richtig?
Beide Schreibweisen sind richtig! Du kannst dir selbst aussuchen, ob du „Gerundiv“ oder „Gerundivum“ sagst. In diesem Beitrag wird die Schreibweise „Gerundivum“ verwendet.
Das Gerundivum ist eine Partizipialkonstruktion, die eine Notwendigkeit oder eine (Un-)Möglichkeit ausdrückt. Lass uns direkt ein Beispiel anschauen: die zu klärende Frage. Das Gerundiv ist hier „zu klärende“ und bedeutet so viel wie „die Frage muss geklärt werden“.
Diese Form wird auch als „modales Partizip“ bezeichnet. Über das Gerundivum könnte man auch Folgendes sagen: Wir können das Gerundivum verwenden, wenn wir unter anderem das Wort „müssen“ nicht benutzen möchten.
An diesem Beispiel erkennst du eine weitere Besonderheit des Gerundivums: Das tritt meistens ergänzend zum Nomen auf, ähnlich wie ein Adjektiv. Und außerdem ersetzt das Gerundiv(um) eine Ersatzform des Passivs: Die zu klärende Frage = Die Frage muss geklärt werden.
In der Umgangssprache verwendet man das Gerundivum äußerst selten. Viel öfter werden Sätze mit Gerundivum in formellen Texten oder in wissenschaftlichen Zusammenhängen gebildet.
Wie bilde ich das Gerundivum?
Das Gerundiv bilden wir wie folgt: zu+Partizip I + Adjektivendung. Lass uns kurz wiederholen, was das Partizip I ist. Eine andere Bezeichnung dafür ist „Partizip Präsens“. Beim Partizip I wird der Grundform eines Verbs die Endung -d hinzugefügt: spielend, schlafend, träumend.
- Die zu reparierende Maschine muss morgen funktionieren. In diesem Satz ist das Gerundivum „zu reparierende“ (zu + Partizip I (-d) + Adjektivendung (-e)). Das Gerundivum beschreibt das Nomen „Maschine“.
Hier ist noch ein Beispiel: Die regelmäßig durchzuführenden Prüfungen finden dieses Jahr nicht statt.
Ist dir etwas aufgefallen? Ja, das Wörtchen „zu“ steht dieses Mal mitten im Wort! Kein Grund zur Panik: Dafür gibt es eine einfache Erklärung, die aber bei der Bildung des Gerundivs unbedingt beachtet werden soll.
Die Bildungsart unterscheidet sich je Verbart. Es gibt trennbare und nicht trennbare Verben. Bei den trennbaren Verben wird ihr Präfix vom Wortstamm abgetrennt: abfahren (ich fahre ab), abschreiben (ich schreibe ab). Die nicht trennbare Verben behalten ihr Präfix logischerweise bei: machen, kochen.
Wenn wir das Gerundiv(um) mit den trennbaren Verben bilden, wird das Wörtchen „zu“ zwischen dem Präfix und dem Wortstamm eingefügt: anzurufende, anzumalende, auszumachende. Bei den nicht trennbaren Verben ist es noch einfach: „zu“ wird einfach vor das Verb gesetzt: zu machende, zu kochende.
Gerundivum – Beispiele
Lass uns nun noch mehr Beispiele anschauen!
- Die abzuwaschenden Teller stehen auf dem Waschbecken (Die Teller, die abgewaschen werden müssen, stehen auf dem Waschbecken).
- Die zu schreibenden Tests werden am Ende von der Schulleiterin kontrolliert (Die Test, die geschrieben werden müssen, werden von der Schulleiterin kontrolliert).
- Die zu lösende Aufgabe findest du im Buch (Die Aufgabe, die man lösen muss, findest du im Buch).
- Die zu bezahlende Gebühr ist sehr hoch (Die Gebühr, die bezahlt werden muss, ist sehr hoch).
- Ein zu putzendes Auto war sehr verschmutzt. (Das Auto, das geputzt werden muss, war sehr verschmutzt).
Fallen dir noch mehr Beispiele ein? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare. Wir sind sehr gespannt!
Exkurs: Gerundium und Gerundivum – Unterschied
Achtung: Du darfst das Gerundivum nicht mit dem Gerundium verwechseln! Die beiden Wörter hören sich ähnlich an, drücken aber unterschiedliche Sachverhalte aus. Beide Begriffe stammen zwar aus dem Lateinischen, im Deutschen wird jedoch der Begriff „Gerundium“ nicht verwendet.
Was Gerundivum bedeutet, ist klar: Damit wird die Notwendigkeit ausgedrückt, etwas zu tun. Das Gerundium beschreibt im Gegensatz zum Gerundivum ein substantivierendes Verb, das bei der Deklination des Infinitivs die fehlenden Kasus vertritt. Kompliziert? Hier kommt die Erklärung:
Im Lateinischen gibt es die substantivische Infinitivform nur im Nominativ, deshalb wird das Gerundium eingesetzt, um die Kasus Akkusativ, Genitiv, Ablativ und Dativ auszudrücken. Das bedeutet, man kann „das Singen“ sagen. Um daraus „des Singens“ (Genitiv) oder „dem Singen“ (Dativ) zu bilden, verwendet man im Lateinischen das Gerundium.
In der modernen deutschen Grammatik gibt es das Gerundium nicht, weil im Deutschen die Kasus vorhanden sind. Und da wir hier Deutsch lernen, müssen wir uns zum Glück nur den Begriff „Gerundivum“ merken!
Gerundivum (modales Partizip) – Übungen
Wandle die Sätze in ein Gerundivum im Nominativ um.
- Ein Problem, das sich schwer lösen lässt.
- Fragen, die beantwortet werden müssen.
- Das Thema, das gut zu verstehen ist.
- Der Sturm, der erwartet wird.
Lösung
- Ein schwer zu lösendes Problem
- Die zu beantwortenden Fragen.
- Das gut zu verstehende Thema.
- Der zu erwartende Sturm.
Fragen & Antworten:
Das Gerundivum ist eine Partizipialkonstruktion, die eine Notwendigkeit oder eine (Un-)Möglichkeit ausdrückt: Die zu klärende Frage. Das Gerundiv ist hier „zu lösende“ und bedeutet so viel wie „die Frage muss geklärt werden“.
Wortschatz:
- etwas aus der Welt schaffen: Unklarheiten klären