Soll ich in der doppelten Konjunktion „sowohl als auch“ vor dem „als“ ein Komma setzen oder nicht? Und wie sieht es mit der Kommasetzung vor der Konjunktion „weil“ aus? Soll ein Komma vor „sowie“ gesetzt werden? Diese und viele anderen Fragen zur Kommasetzung stellen sich viele Deutschlerner und sogar die Muttersprachler.
Dabei ist es so wichtig, die Kommas richtig zu setzen! Wenn man ein Komma nicht an der richtigen Stelle setzt, kann es manchmal zu inhaltlichen Missverständnissen kommen. Schauen wir uns mal den Satz „Computer lädt, nicht ausschalten“ an. Uns ist dabei klar, dass der Computer nicht ausgeschaltet werden soll. Wenn man jedoch das Komma an einer anderen Stelle setzt, etwa so: „Computer lädt nicht, ausschalten“, wird man zum Ausmachen des Computers aufgefordert, was zu kleinen oder auch großen Problemen führen kann … Ja, und so schnell entstehen Missverständnisse!
In diesem Artikel erfährst du alles über die Regeln der Kommasetzung in den deutschen Sätzen. Sie helfen dir dabei, kuriose Situationen und Missverständnisse zu vermeiden.
Komma, Kommas, Kommata…
Das Wort „Komma“ hat ein neutrales grammatisches Geschlecht und hat deshalb den Artikel „das“. Du willst mehr über Artikel wissen? Schaue dir diesen informationsreichen Beitrag zu diesem Thema an: https://dein-sprachcoach.de/der-die-das-bestimmte-artikel/
In manchen Texten kann man ein Wort finden, das dem Wort „Komma“ ähnlich ist. Dieses Wort lautet „Kommata“. Du hast dich bestimmt gefragt, was das für ein Wort sein soll. Wusstest du schon, dass das Wort „Komma“ zwei Pluralformen besitzt? Man kann sowohl „Kommas“ als auch „Kommata“ sagen. Deshalb wundere dich nicht, wenn du mal das Wort „Kommata“ siehst oder hörst! Da vom Duden vor allem die Pluralform „Kommas“ empfohlen wird, wirst du in diesem Artikel statt „Kommata“ immer „Kommas“ lesen.
Wozu brauchen wir Kommas?
Aber zurück zur Kommasetzung. Es stellt sich die Frage, wozu wir Kommas überhaupt benötigen. Mit Kommasetzung erleichtern wir das gegenseitige Verstehen so sehr! Damit können wir in der geschriebenen Sprache unsere Gedanken und das, was wir sagen möchten, für die Leser verständlicher zum Ausdruck bringen. Mit Kommasetzung können wir die wichtigen Sachen betonen oder hervorheben, wie zum Beispiel in diesem Satz: „Mit Viola, meiner allerbesten Freundin, war ich glücklich.“ In diesem Satz wurde mithilfe der doppelten Kommasetzung hervorgehoben, dass Viola die allerbeste Freundin ist.
Die Kommas strukturieren die Sätze und erleichtern dadurch das Rezipieren der geschriebenen Sprache sehr. Schaue dir diesen Satz an: „Ich war mit meiner Freundin im Urlaub mit Lena und wir waren viel unterwegs, weil wir beide abenteuerlustig1 sind.“ Wie liest sich dieser Satz? Ziemlich schwer, nicht wahr? Und nun schaue dir denselben Satz an, nur mit der richtigen Kommasetzung: „Ich war mit meiner Freundin im Urlaub, mit Lena, und wir waren viel unterwegs, weil wir beide abenteuerlustig sind“. Dank der Kommasetzung kann man diesen Satz viel schneller und leichter verstehen, weil er durch die Kommasetzung gegliedert ist.
Also, wann setzt man ein Komma? Lass uns doch die wichtigsten Regeln zur Kommasetzung im Deutschen anschauen:
Regel 1: Kommasetzung bei Aufzählungen
Wie in vielen anderen Sprachen müssen auch im Deutschen bei Aufzählungen Kommas gesetzt werden wie in diesem Satz: Er hat einen Apfel, eine Banane, einen Joghurt, ein Brötchen und zwei Waffeln mitgebracht. Das ist eine der international bekanntesten Regeln der Kommasetzung.
Es gibt jedoch einige Fälle, wenn bei den Aufzählungen keine Kommas gesetzt werden:
- In einer Aufzählung wird kein Komma vor und nach folgenden Verbindungswörtern gesetzt: und, oder, sowie.
- Es werden keine Kommas benötigt, wenn die aufgezählten Adjektive NICHT gleichrangig sind. Was bedeutet das? Bei den gleichrangigen Adjektiven handelt es sich um Adjektive, die sich in gleichem Maß auf ein Substantiv beziehen. Bei nicht gleichrangigen Adjektiven bezieht sich hingegen nur in der Aufzählung an der letzten Stelle stehendes Adjektiv. In diesem Fall wird kein Komma benötigt. Um die komplizierte Theorie besser zu verstehen, schaue dir den folgenden Abschnitt an.
Gleichrangige vs. nicht gleichrangige Adjektive
Zu wissen, ob Adjektive gleichrangig oder nicht gleichrangig sind, hilft dir bei der richtigen Kommasetzung:
Gleichrangige Adjektive (mit Komma): eine schnelle, günstige Alternative. Es geht um eine schnelle Alternative UND gleichzeitig günstige Alternative. Die beiden Adjektive haben dieselbe Beziehung zum Substantiv „Alternative“, deshalb sind sie gleichrangig. Aus diesem Grund setzt du zwischen die beiden Adjektive ein Komma.
Keine gleichrangigen Adjektive: eine alte grüne Bluse. Es handelt sich um eine bestimmte grüne Bluse, die alt ist. Nur das letzte Adjektiv „grüne“ steht in einer engen Verbindung mit dem Substantiv „Bluse“, das „gehört“ zum Substantiv und man kann diese Eigenschaft nicht ersetzen. Aus diesem Grund sind die beiden Adjektive keine gleichrangigen Adjektive. Versuchen wir mal den Konjunktor „und“ einzubauen: Ich habe mir eine alte und grüne Bluse gekauft. Man denkt sofort, dass ich mir zwei Blusen gekauft habe: Eine alte und eine grüne. Das ist jedoch falsch, weil in unserer ursprünglichen Aussage „alte grüne Bluse“ handelt es sich um eine einzige Bluse. Da wir das „und“ nicht einbauen können, weil sich dann der Sinn der Aussage verändert, kannst du dir sicher sein, dass es sich um zwei nicht gleichrangige Adjektive handelt!
Der Unterschied zwischen den beiden Typen ist, wie du siehst, nicht so einfach zu erkennen. Aber mache dir keine Sorgen! Mit dem Einbau des Konjunktors „und“ wirst du schnell bestimmen können, ob die Adjektive einer Aufzählung gleichrangig sind oder nicht. Schaue dir immer den ganzen Satz an und versuche zwischen den Adjektiven den Konjunktor „und“ einzubauen. Wenn sich der Sinn der Aussage nicht verändert hat, dann sind vor dir definitiv gleichrangige Adjektive.
Regel 2: Kommasetzung zwischen Haupt- und Nebensätzen
Bevor ich die Regel vorstelle, soll die Frage geklärt werden, was überhaupt ein Haupt- und Nebensatz ist und was ist der Unterschied. Die Erklärung ist eigentlich nicht allzu kompliziert und sie ist einfach zu verstehen, vor allem, weil du das wahrscheinlich bereits aus deiner Muttersprache kennst.
Ein Hauptsatz beinhaltet Informationen, die im Nebensatz gegebenenfalls näher erläutert werden. Ein Nebensatz ist somit kein eigenständiger Satz und hängt immer vom Hauptsatz ab. Außerdem unterscheiden sich in den Haupt- und Nebensätzen die Satzstrukturen: Während im Hauptsatz das Verb meistens an der Position 1 steht, befindet es sich im Nebensatz fast immer an der letzten Position. Schaue dir diesen Satz an: Ich habe viele Lebensmittel gekauft, weil ich heute Abend einen Besuch bekomme. Was ist hier wohl der Hauptsatz und was ist der Nebensatz? Richtig! „Ich habe viele Lebensmittel gekauft“ ist der Hauptsatz und beinhaltet die Hauptinformation. Der Satzteil „weil ich heute Abend einen Besuch bekomme“ ist der Nebensatz, weil hier die Hauptinformation näher erläutert wurde.
Hast du noch Schwierigkeiten mit dem deutschen Satzbau?
Wie du der Überschrift dieses Abschnitts bereits entnehmen konntest, wird zwischen einem Hauptsatz und einem Nebensatz immer ein Komma gesetzt. Aber woher weiß man, wann der Nebensatz beginnt? Meistens wird er mit einer Konjunktion eingeleitet. Das können sowohl Pronomen als auch einige Bindewörter sein und davor muss unbedingt ein Komma gesetzt werden.
Pronomen: der, die, das, dessen, deren, dem, der, denen, was, wen, wessen,…
Beispiel: Ich habe eine Frau kennengelernt, die in der Politik tätig ist.
Bindewörter: weil, dass, obwohl, aber, denn, als ob, ob, bevor, bis, wenn, wann, soweit, indem, anstatt,…
Beispiel: Sie hat so getan, als ob sie nichts empfindet.
Der eingeschobene Nebensatz
Die oben geschilderte Kommasetzung ist dann zu berücksichtigen, wenn ein Nebensatz vor oder nach dem Hauptsatz steht. Es gibt aber auch Nebensätze, die mitten im Hauptsatz sind, die sogenannten „eingeschobenen Nebensätze“. Übrigens, diese Bezeichnung ist einfach zu merken: Stelle dir vor, du schiebst etwas zwischen irgendwelchen Gegenständen ein. Genau so ist es auch hier: Ein Satzteil (Nebensatz) wird in den Hauptteil „eingeschoben“. So sieht ein Satz mit einem eingeschobenen Nebensatz aus: „Meine Freunde, die ich in Griechenland kennengelernt habe, haben mir Griechisch beigebracht.“ Was ist hier der eingeschobene Nebensatz? Korrekt! „Die ich in Griechenland kennengelernt habe“. Eigentlich ist das wirklich einfach, ode
Fällt dir in unserem Beispielsatz mit den Freunden aus Griechenland vielleicht auf, wie die Kommas bei den eingeschobenen Nebensätzen gesetzt werden müssen? Ich denke, du kannst das sehen! Die Kommas werden immer direkt VOR und NACH dem eingeschobenen Nebensatz gesetzt.
Kommasetzung: zwei Hauptsätze
Wenn in einem Satz zwei selbstständige Hauptsätze enthalten sind, soll zwischen ihnen ein Komma gesetzt werden. Zur Erinnerung: Ein Hauptsatz besteht immer aus einem Objekt + Prädikat (Verb) + Subjekt.
Beispiel: Er kauft das Eis, ich kaufe Obst und Gemüse, die Mutter bringt Süßigkeiten mit.
Manchmal werden die letzten zwei Hauptsätze mit den Konjunktoren „und“ / „oder“ verbunden. Soll dann vor dem Verbindungswort ein Komma gesetzt werden? Die Antwort lautet: Jein2. In diesem Fall kann ein Komma gesetzt werden, muss aber nicht! Du kannst das beispielsweise von der Länge des Satzes abhängig machen: Wenn der Satz lang ist, kann ein Komma vor „und“ / „oder“ gerne gesetzt werden, um den Satz zu strukturieren und das Lesen zu erleichtern. Auf jeden Fall kannst du in diesem Fall selbst entscheiden, ob du vor einem Konjunktor ein Komma setzt oder nicht. Wenn das bei allen grammatischen Regeln so wäre …
Regel 3: Kommasetzung bei den doppelten Konjunktionen
Was sind doppelte Konjunktionen? Dabei handelt es sich um mehrteilige Konjunktionen, die du bestimmt bereits gelernt hast. Bei einigen von ihnen wird in der Regel kein Komma gesetzt. Es kann aber auch sein, dass dieselbe Konjunktionen in einigen Fällen auch mit einem Komma geschrieben werden.
- sowohl…als auch…: Ich habe sowohl gelesen als auch geschrieben.
- weder…noch…: Ich kaufe weder Brot noch zuckerhaltige Getränke.
- entweder…oder…: Entweder gehen wir in den Park oder ins Kino. (kein Subjekt nach „oder“)
Aber es gibt Doppelkonjunktionen, die immer mit einem Komma geschrieben werden. Diese sind:
- zwar…, aber…: Zwar hat sie viel Geld ausgegeben, aber es hat sich gelohnt.
- je…,desto…: Je mehr Mühe du dir gibst, desto schneller lernst du Deutsch.
- einerseits…,andererseits…: Einerseits ist die Vorlesung schwer, andererseits ist sie sehr wichtig.
- nicht nur…, sondern auch…: Er hat mir nicht nur Blumen, sondern auch Pralinen geschenkt.
Wenn beide Konjunktionen einen eigenständigen Hauptsatz beinhalten, kann ein Komma gesetzt werden, muss aber nicht:
- entweder…, oder + Subjekt.: Entweder gehen wir in den Parken, oder wir fahren ins Kino. (Subjekt nach „oder“)
- weder…, noch + Hauptsatz: Ich fahre weder zur Schule, noch gehe ich zum Arzt.
10 GEHEIME Tipps, um die deutsche Sprache zu meistern!
Regel 4: Kommasetzung bei Hervorhebungen und zusätzlichen Informationen
Wenn wir einen Sachverhalt hervorheben oder genauer beschreiben, muss man das mit Kommas kennzeichnen. Im Satz „Ich lese Shakespeare, meinen Lieblingsautor, jeden Tag“ ist die zusätzliche Information, dass Shakespeare mein Lieblingsautor ist. Da diese Zusatzinformation mitten im Satz steht, muss sie auf den beiden Seiten, also vor und nach ihr, mit Kommas gekennzeichnet werden. Würde die Information aber am Anfang des Satzes stehen, etwa „Meinen Lieblingsautor Shakespeare lese ich jeden Tag“, so muss kein Komma gesetzt werden.
Merke dir also diese Kommaregeln für die Kommasetzung bei hervorgehobenen und zusätzlichen Informationen:
Die Information wird mit zwei Kommas gekennzeichnet, wenn sie mitten im Hauptsatz steht. Ich schenke ihr Blumen, Rosen und Tulpen, zu jedem Geburtstag.
Die Information wird mit einem Komma gekennzeichnet, wenn sie am Ende des Hauptsatzes steht: Nur eins kann ihre Laune verbessern, nämlich frische Luft.
Die Information kennzeichnet man nicht mit Kommas, wenn sie am Anfang vor dem Hauptsatz steht: Ihre Lieblingsrezepte kocht sie jede Woche nach.
Regel 5: Kommasetzung: wörtliche Rede
Wörtliche Rede, auch direkte Rede genannt, ist die (schriftliche) Wiedergabe einer Rede. In der Schrift setzt man das, was man sagt, in die Anführungszeichen („“ / „“). Und wie sieht es mit der Kommasetzung aus? Eigentlich ist sie nicht so kompliziert, denn es gibt bestimmte Fälle, in denen Kommas gesetzt werden. Für die richtige Kommasetzung gibt es also klare Regeln, die man sich total einfach merken kann. Aber um sie zu verstehen, müssen wir zunächst wissen, wie eine direkte Rede überhaupt aufgebaut ist.
Struktur einer wörtlichen Rede
Die Struktur der wörtlichen Rede sieht folgendermaßen aus: Aussage (das Gesprochene) + Begleitsatz. Was mit „Aussage“ gemeint ist klar: Das ist das, was wir sagen. Was ist aber der Begleitsatz? Ganz einfach: Im Begleitsatz steht meistens, wer etwas gesagt hat. Ein Beispiel: „Morgen fahre ich zu Oma“, sagte Lena. Der Begleitsatz ist hier „sagte Lena“, die Aussage ist „morgen fahre ich zu Oma“. Einfach, oder? Dabei kann der Begleitsatz an unterschiedlichen Stellen stehen: vor einer Aussage, danach oder sogar mitten in einer Aussage. Diese Beispiele helfen dir, die Theorie besser zu verstehen:
Fall 1: Lena sagte: „Morgen fahre ich zur Oma.“ Der Begleitsatz (Lena sagte) steht vor der Aussage.
Fall 2: „Morgen“, sagte Lena, „fahre ich zur Oma.“ Der Begleitsatz (sagte Lena) steht mitten in der Aussage und wird auf den beiden Seiten mit Kommas gekennzeichnet.
Fall 3: „Morgen fahre ich zu Oma“, sagte Lena. Der Begleitsatz (sagte Lena) steht nach der Aussage und vor ihm wird ein Komma gesetzt.
Ist dir in den Beispielen etwas bezüglich der Kommasetzung aufgefallen? Richtig! Die Kommas bei einer direkten Rede werden immer nur im Fall 2 und im Fall 3 gesetzt. Das heißt, nur wenn der Begleitsatz in der Mitte einer Aussage oder danach steht. In diesen Fällen dienen die Kommas dazu, den Begleitsatz sichtbar zu machen.
Die oben beschriebenen drei Fälle helfen dir dabei, dir die Regeln für die Kommasetzung bei einer direkten Rede zu merken: Die Kommas werden immer nach den Anführungsstrichen gesetzt (Fall 2 & 3)! Wenn der Begleitsatz in der Mitte einer Aussage steht (Fall 2), wird das zweite Komma direkt nach dem Begleitsatz vor den Anführungsstrichen gesetzt!
Die richtige Kommasetzung – Übung
Kleine Übung für dich: Was stimmt in diesem Satz bei der Kommasetzung nicht? Die Lösung findest du am Ende dieses Artikels.
- „Ich kaufe keine Getränke“sagte Paul.
- „Es ist so schön“ sagte Kira „hier zu sein.“
- „Er geht nicht ins Kino,“ antwortete sie.
- „Ich bin gefahren, “ antwortete Julia „drei Stunden lang.“
Regel 6: Kommasetzung bei Infinitivgruppen
Nun kommen wir zu einer der häufigsten Baustellen nicht nur bei Deutschlernern, sondern auch bei Muttersprachlern: Kommasetzung bei Verwendung von Infinitivgruppen. Lass uns zunächst klären, was das überhaupt ist.
Uns liegt eine Infinitivgruppe vor, wenn ein Infinitiv (Verb) mit einem „zu“ verwendet wird: zu lesen, zu schlafen, zu essen und so weiter. Eine Infinitivgruppe kann als bloßer oder erweiterter Infinitiv auftreten.
Bloßer Infinitiv ist gewissermaßen ein „einfacher“ Infinitiv und beinhaltet nur „zu“+ Infinitiv, wie oben bereits beschrieben ist: zu lernen, zu gehen. Zum Beispiel: Sie hatte Angst(,) zu fallen. Beim erweiterten Infinitiv kommen zur Struktur „zu“+ Infinitiv zusätzliche Wörter dazu. Zum Beispiel: Sie hatte auf jeden Fall vor, ins Museum zu gehen. Nun lass uns die Kommasetzung in den beiden Fällen genauer betrachten.
Kommasetzung: bloßer Infinitiv (zu + Verb)
Die Kommasetzung bei einem bloßen Infinitiv ist sehr einfach: Man kann sich nämlich selbst aussuchen, ob man ein Komma vor einem Infinitiv setzen möchte oder nicht. Ist das nicht toll? Du solltest jedoch vorsichtig sein: Manchmal kann das Auslassen der Kommas in solchen Sätzen zu Missverständnissen führen.
Kommasetzung: erweiterter Infinitiv (zu + Verb + andere Satzglieder)
Bei einem erweiterten Infinitiv sieht die Kommasetzung leider nicht so frei aus wie bei einem bloßen Infinitiv: Es gibt klare Regeln, wann ein Komma gesetzt werden muss:
Ein Komma wird gesetzt, wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv, dem Pronomen „es“ oder einem anderen Verweiswort (dazu, dabei, daran) im übergeordneten Satz abhängt: Sie las das Buch noch ein Mal mit dem Ziel, die Handlung besser zu verstehen. Ich liebe es, shoppen zu gehen. Ihr Engagement brachte sie dazu, erfolgreich zu sein.
Ein Komma soll gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe mit um, anstatt, als, statt, außer, ohne eingeleitet wird: Sie ist zu ihr gefahren, um ihr beim Aufräumen zu helfen.
Es ist dir schon bestimmt aufgefallen, trotzdem erwähne ich es vorsichtshalber: Bei den beiden oberen Regeln wird ein Komma nicht direkt vor „zu“ gesetzt, sondern vor dem Subjekt, auf das sich erweiterter Infinitiv bezieht! 🙂
Wann ein Komma bei den Infinitivgruppen gesetzt werden muss, ist klar. Wann wird das aber nicht gebraucht? Eine Infinitivgruppe benötigt keine Kommasetzung, wenn sie:
den übergeordneten Satz einschließt: Dieses Buch möchte ich zu lesen versuchen.
der übergeordnete Satz von einem Hilfsverb abhängt: Du hast viel zu sagen.
der übergeordnete Satz hängt von einem der Verben brauchen, pflegen oder scheinen: Du brauchst das nicht zu machen. / Er scheint seine Aufgabe bereits erledigt zu haben.
Regel 7: Kommasetzung bei Vergleichen mit „wie“ und „als“
Wie kann man vor vergleichendem „wie“ oder „als“ die Kommasetzung prüfen? Ganz einfach! Dafür gibt es eine klare Regel:
Ein Komma wird davor gesetzt, wenn das vergleichende „wie“ / „als“ einen Nebensatz einleitet: Mein Onkel ist genau so groß, wie meine Tante es ist. (Zur Erinnerung: Ein Nebensatz beinhaltet immer ein Verb!)
Dementsprechend benötigen wir kein Komma, wenn das vergleichende „wie“ / „als“ keinen Nebensatz einleitet: Mein Onkel ist genau so groß wie meine Tante.
Kleine Übung: Wo ist die Kommasetzung falsch? Finde es heraus! Die Lösungen folgen nach diesem Artikel!:)
- Meine Oma ist so alt geworden, wie ihr Mann.
- Sie hat genau so lange gewartet wie ihre Freundin es getan hat.
- Sie braucht weniger Zeit für die Vorbereitung als ich gedacht habe.
- Milan gibt sich viel mehr Mühe, als sein Bruder.
Puh, das war aber eine Menge an Informationen über die Regeln zur Kommasetzung! Hast du es geschafft, den Artikel zu Ende zu lesen? Glückwunsch! Nun bist du ein richtiger Profi in der Kommasetzung und weißt ganz genau, wann ein Komma gesetzt werden muss!
Kommasetzung: Übungen & Lösungen
Ich hoffe, du hast die Sätze aus der Übung verschriftlicht? Hier findest du bereits korrigierte Sätze mit der richtigen Kommasetzung. Viel Spaß!:)
Übung 1: Kommasetzung bei einer direkten Rede:
- „Ich kaufe keine Getränke“, sagte Paul. (Komma fehlte)
- „Es ist so schön“, sagte Kira, „hier zu sein.“ (Beide Kommas fehlten)
- „Er geht nicht ins Kino“, antwortete sie. (Kommasetzung an der falschen Stelle)
- „Ich bin gefahren“, antwortete Julia, „drei Stunden lang.“ (Erste Kommasetzung an der falschen Stelle, das zweite Komma fehlte)
Übung 2: Kommasetzung bei den Vergleichen „wie“ und „als“:
- Meine Oma ist so alt geworden wie ihr Mann. (Keine Kommasetzung notwendig)
- Sie hat genauso lange gewartet, wie ihre Freundin es getan hat. (Kommasetzung notwendig, weil das „wie“ den Nebensatz einleitet)
- Sie benötigt weniger Zeit für die Vorbereitung, als ich gedacht habe. (Kommasetzung notwendig, weil das „als“ den Nebensatz einleitet)
- Milan gibt sich viel mehr Mühe als sein Bruder. (Keine Kommasetzung)
Du hattest bestimmt kein Problem mit der Kommasetzung in den Übungssätzen. Habe ich recht? Wenn doch, dann ist es auch keine Tragödie. Du weißt ja: Übung macht den Meister3! 😉
Wortschatz
- Abenteuerlustig: Lust nach Abenteuer.
- Jein: Abkürzung für: ja und nein.
- „Übung macht den Meister“ (Sprichwort): Man kann seine Leistungen nur durch viel Übung verbessern.
Es wird kein Komma benötigt, wenn nach „noch“ kein selbstständiger Hauptsatz folgt. Wenn danach hingegen ein selbstständiger Hauptsatz kommt, dann muss ein Komma gesetzt werden.
Das Wort „Komma“ hat zwei Pluralformen: Man kann sowohl Kommas als auch Kommata sagen.