Alle Sätze im Deutschen haben eine bestimmte Struktur1. Viele meiner Schüler, die gerade Deutsch lernen, haben mit dem Satzbau große Schwierigkeiten. Für den richtigen Satzbau in der deutschen Sprache musst du feste Regeln zur Wortstellung einhalten. Deine Kenntnisse der deutschen Grammatik helfen dir dabei. Dein Ziel sollte es sein, den Satzaufbau im Deutschen zu verstehen. Erst wenn du die Regeln zur Wortstellung verstanden hast, kannst du in der Praxis verschiedene Sätze richtig bilden. Du wirst sehen: Nach einigen Übungen musst du nicht mehr viel darüber nachdenken, an welche Position du zum Beispiel das Verb im Deutschen stellst und es klappt auch bald mit komplexeren2 deutschen Sätzen. Am Ende des Beitrags kannst du wie ein Profi erklären, warum ein Satz wie „Vielleicht ich kann morgen kommen[.]“ nicht richtig ist…
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Aus der Sicht der Grammatik: Was ist ein vollständiger Satz?
Ein Satz ist aus grammatikalischer Sicht vollständig, wenn alle notwendigen Teile im Satzbau enthalten sind. Welche das sind, bestimmt das Verb. Ein Satz besteht aus mindestens zwei Teilen wie zum Beispiel:
Sandra lacht.
Dieser Satz besteht aus einem Subjekt (Sandra) und einem Prädikat (lacht). Das Subjekt bestimmt dabei die Personalform, also die Endung des Verbs. Dieses Verb mit der jeweiligen Personalendung nennt man auch konjugiertes oder finites Verb. Was denkst du, handelt es sich auch bei „Sandra gibt[.]“ um einen Satz? Nein? Richtig! „Sandra gibt[.]“ ist kein vollständiger Satz! Das Verb geben fordert noch weitere Satzglieder. In diesem Satz muss ein Dativobjekt und ein Akkusativobjekt ergänzt werden. Es muss klar sein, WEM Sandra WAS gibt:
Sandra gibt ihrem Bruder einen Kuchen.
Das Dativobjekt gibt eine Antwort auf die Frage: „Wem gibt Sandra einen Kuchen?“ Der Akkusativ beantwortet die Frage: „Was gibt Sandra ihrem Bruder?“ Du solltest daher neue Verben immer mit den jeweiligen Ergänzungen lernen. An diesem Satz erkennst du auch die typische Reihenfolge von deutschen Sätzen: Subjekt – Prädikat – Objekt oder Objekte. Neben Genitiv-, Dativ- und Akkusativobjekten kommen im Deutschen auch oft Präpositionalobjekte als notwendige Ergänzungen in einem Satz vor. Präpositionalobjekte bestehen aus mehreren Wörtern und beginnen mit einer Präposition wie zum Beispiel auf, für, an, von, um, über, mit, nach oder vor:
Sandra wartet auf ihren Bruder.
Nach dem Präpositionalobjekt auf ihren Bruder fragst du mit “auf wen wartet Sandra?“ Die Präposition auf gehört mit zum Verb und muss in der Frage genannt werden. Lerne Verben daher immer mit der Präposition und dem dazugehörigen Kasus wie bei “warten auf +Akkusativ”.

Satzbau & Satzstellung im Deutschen: Verbklammer
Die Verbklammer ist ein fester Teil der deutschen Sprache und gilt als eine Besonderheit3. Ähnliche Strukturen gibt es nämlich nur im Niederländischen und im Afrikaans. Die deutsche Verbklammer entsteht durch das Trennen des Prädikats. Diese beiden Teile stehen an getrennten Positionen im Satz. Eine Verbklammer besteht aus einer linken und einer rechten Verbklammer. Es gibt drei typische Formen der deutschen Verbklammer:
- Perfektform: Ich habe gestern einen ganzen Kuchen gegessen.
- Hilfs- und Modalverben: Meine Schwester kann heute Nachmittag keinen Kuchen essen.
- Präsensform mit trennbaren Verben: Wir kaufen nach der Arbeit einen neuen Kuchen ein.
In diesen Hauptsätzen steht in der linken Verbklammer jeweils die Personalform des Verbs, also das finite Verb. Diese Form steht also an zweiter Satzgliedstelle. In der rechten Verbklammer steht ein unveränderlicher4 Verbteil, auch infinites Verb genannt. Dieser Teil steht am Ende des Satzes.
Im Vorfeld, also dem Platz vor dem finiten Verb, steht im Deutschen nur ein Satzglied. Ein Satzglied besteht dabei nicht immer nur aus einem Wort. Ein Satzglied kann aus einzelnen Wörtern wie sie bestehen oder aus Wortgruppen wie meine Schwester. Es bringt dich also nicht weiter, wenn du die Wörter zählst und einfach nach dem ersten Wort dein Verb setzt. Viele Deutschlerner stehen vor folgendem Problem: Sie erkennen nicht, welche Wörter im Satz ein ganzes Satzglied bilden. Hier hilft dir folgende Frage: Welche Elemente lassen sich durch andere Elemente gemeinsam austauschen? Die Wortgruppe meine Schwester lässt sich zum Beispiel durch das Wort sie austauschen und umgekehrt. Also ist klar, dass es sich bei meiner Schwester um ein Satzglied in Form einer Wortgruppe handelt. Das Modalverb kann steht an zweiter Position nach diesem Satzglied.
Der deutsche Satzbau bei trennbaren und nicht trennbaren Verben
Bei trennbaren Verben wie einkaufen steht das Präfix ein am Ende des Satzes. Eine beliebte Frage ist auch, ob ein Verb trennbar oder nicht trennbar ist. Hier hilft dir ein einfacher Trick: Liegt die Betonung auf dem Verbzusatz wie ein bei einkaufen, dann ist das Verb trennbar. Das ist bei Partikelverben der Fall, die mit ein-, aus-, auf-, ab-, an-, mit-, weg-, hin- beginnen. Liegt der Akzent aber auf dem Verbstamm, dann ist der Zusatz nicht trennbar. Das sind Verben mit er-, be-, ver-, zer-, ent-, miss- in der Vorsilbe. Du kannst sagen: “Ich beginne mit dem Kurs[.]“, aber nicht: “*Ich ginne mit dem Kurs be.“ Wenn du hier unsicher bist, empfehle ich dir ein paar Übungen zur Wortstellung speziell für trennbare und nicht trennbare Verben.
Das Mittelfeld im deutschen Satz – nichts für Ungeduldige
Zwischen der linken und rechten Verbklammer stehen meist weitere Satzglieder im Mittelfeld des Satzes. Dieses Mittelfeld kann manchmal sehr viele Satzglieder enthalten. Es ist typisch für die deutsche Sprache, dass du manchmal lange auf die wichtigste Information im Satz warten musst, denn das Verb steht ganz am Ende:
Ich bin heute wegen meiner starken Halsschmerzen schnell zum Arzt in die nächste Stadt gefahren.
Das Deutsche wird auch als “Wartesprache“ bezeichnet, weil du erst am Ende des Satzes die tatsächliche Aussage des Satzes erfährst und lange darauf warten musst. In diesem Beispielsatz stehen im Mittelfeld des Satzbaus viele Angaben, die aus Sicht der deutschen Grammatik für einen vollständigen Satz nicht notwendig wären.
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Der Satz „Ich bin zum Arzt gefahren[.]“ ist vollständig. Die übrigen Angaben geben freiwillige, weiterführende Informationen zum Satzinhalt. Es gibt temporale (wann? → heute), kausale (warum? → wegen meiner starken Halsschmerzen), modale (wie? → schnell) und lokale (wo/wohin? → in die nächste Stadt) Angaben. Diese Angaben stehen in einer bestimmten Reihenfolge im deutschen Satz. Wenn du dir das Wort TEKAMOLO merkst, kannst du dir diese Reihenfolge leichter einprägen: TEKAMOLO steht für die Reihenfolge TE(mporal)- KA(usal)- MO(dal)- LO(kal).
Die temporalen und kausalen Angaben kannst du auch auf die erste Position im Satz stellen, aber dann muss ein Verb auf der zweiten Position folgen:
Heute bin ich wegen meiner starken Halsschmerzen schnell zum Arzt in die nächste Stadt gefahren.
Wegen meiner Halsschmerzen bin ich heute schnell zum Arzt in die nächste Stadt gefahren.
Satzarten mit Verben auf der ersten und zweiten Position
Du weißt bereits, dass in einem normalen deutschen Hauptsatz das Verb an zweiter Position steht: Die Position des finiten Verbs im Satz entscheidet, um welche Satzart es sich handelt. Neben einem Aussagesatz kommt das Verb auf der zweiten Position auch bei W-Fragen vor:
Normaler Aussagesatz: Paula isst heute Kuchen.
W-Frage: Wer isst den Kuchen?
Bei Entscheidungsfragen (“Ja-/Nein-Fragen”) oder Imperativsätzen ist die Position vor der linken Verbklammer im Gegensatz zu normalen Aussagesätzen und W-Fragen leer. Das finite Verb steht dann an erster Position:
Entscheidungsfrage im Präsens: Isst Paula heute Kuchen?
Entscheidungsfrage im Perfekt: Hat Paula den Kuchen gestern gegessen?
Imperativsatz: Gib mir den Kuchen!

Parataktischer Satzbau
Bei einem parataktischen Satzbau werden mindestens zwei Hauptsätze miteinander verbunden und es kommen keine Nebensätze vor. Die Hauptsätze werden durch nebenordnende Konjunktionen wie und, oder, aber, denn voneinander getrennt. Zwischen den Hauptsätzen kann auch ein Komma, ein Gedankenstrich oder ein Punkt stehen. Der Satzbau dieser Satzreihen wirkt sehr einfach, kurz und knapp. Gut geeignet ist dieser Satzbau zum Beispiel für Aufzählungen5. Auch in der Werbesprache kommt er oft vor, da in der Werbung Texte leicht zu lesen und gut verständlich sein sollen. Der Teilsatz, der mit der Konjunktion eingeleitet wird, hat den gleichen Satzbau wie ein normaler Hauptsatz: Konjunktion + Subjekt + finites Verb:
Sandra ist müde, aber sie schläft nicht.
Hypotaktischer Satzbau
Besteht ein Satz aus einem Hauptsatz und einem oder mehreren Nebensätzen, dann handelt es sich um einen hypotaktischen Satzbau. Der Satz wird durch diese Art des Satzbaus deutlich komplexer. Wenn mehrere oder lange Nebensätze verwendet werden, kann der Satz sehr unübersichtlich und schwer zu verstehen sein. Dieser Satzbau wird oft in der Sprache der Wissenschaft verwendet. So können neben der Aussage im Hauptsatz noch weitere Details zugefügt werden, die ein komplexes Thema verständlich erklären können.
Nebensätze mit dem Verb auf der letzten Position
Wie erkennst du Nebensätze? Nebensätze können nicht allein stehen. Ein Nebensatz gibt weitere Informationen zum Hauptsatz. In Nebensätzen steht das konjugierte Verb nicht auf der zweiten Position, sondern am Satzende:
Ich gehe in den Supermarkt (Hauptsatz), weil ich einen Kuchen kaufen möchte (Nebensatz).
Aber: Wenn der Hauptsatz nach dem Nebensatz steht, werden Subjekt und finites Verb getauscht:
Weil ich einen Kuchen kaufen möchte, gehe ich in den Supermarkt.
Hauptsätze können mit Nebensätzen durch unterordnende Konjunktionen wie dass, weil, nachdem oder obwohl verbunden werden. Untergeordnete Konjunktionen nennt man auch Subjunktionen. Nebensätze, die mit einer Subjunktion eingeleitet werden, heißen Konjunktionalsätze. Es gibt im Deutschen auch Sätze, die mit Konjunktionaladverbien eingeleitet werden. Das sind zum Beispiel Wörter wie dann, schließlich, trotzdem, zuvor, darum, folglich, jedoch, allerdings, dadurch, dafür oder damit. In Teilsätzen, die mit Konjunktionaladverbien eingeleitet werden, steht dieses Adverb vor dem finiten Verb. Das finite Verb steht wiederum vor dem Subjekt: Konjunktionaladverb + finites Verb + Subjekt:

Elliptischer Satzbau
Ist ein Satz aus Sicht der deutschen Grammatik nicht vollständig, dann bezeichnet man diese Art des Satzbaus als elliptisch. Ein Beispiel hierfür ist das deutsche Sprichwort: “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.” Aus grammatischer Sicht müsste der Satz heißen: “Erst kommt die Arbeit, dann folgt das Vergnügen.” Weitere Beispiele sind:
Ende gut, alles gut. (Wenn das Ende gut ist, dann ist alles gut.)
Ohne Wenn und Aber. (Ohne ein Wenn und ohne ein Aber.)
Du bist jetzt ein Profi auf dem Gebiet der deutschen Satzbildung! Teste dein Wissen zum Satzbau am besten gleich an Übungen! Ich erinnere dich gerne an meine Frage am Anfang dieses Artikels. Kannst du nun erklären, warum die Satzstruktur in „Vielleicht ich kann morgen kommen“ nicht richtig ist? Du kannst jetzt bestimmt bei Freunden oder Bekannten, die auch gerade Deutsch lernen, mit deinem Wissen punkten6.
Gut zu wissen: Im Alltag wird oft Umgangssprache gesprochen, bei der der Satzbau leicht bis stark variieren kann und teilweise auch Satzstrukturen gebildet werden, die eigentlich grammatikalisch nicht korrekt sind, obwohl die betroffenen Personen eventuell sogar Muttersprachler sind.
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Deutscher Satzbau – Fragen & Antworten:
Ein deutscher Satz besteht mindestens aus einem Subjekt und einem Prädikat. Das Subjekt bestimmt die Personalform des Verbs. Das Prädikat bestimmt, welche weiteren Satzglieder für einen Satz nötig sind.
Die deutsche Verbklammer besteht aus zwei Teilen des Prädikats. Du findest sie in der deutschen Perfektform, bei Modalverben und in der Präsensform trennbarer Verben.
In Nebensätzen steht das konjugierte Verb nicht wie in einem Hauptsatz auf der zweiten Position im Satz, sondern am Satzende.

Deutscher Satzbau – Wortschatz:
- Struktur (die): festgelegte Reihenfolge von Teilen
- komplex: kompliziert
- Besonderheit (die): spezielles Merkmal
- unveränderlich: nicht veränderbar
- Aufzählung (die): eine Auflistung/Nennung
- mit etwas punkten können: mit etwas beeindrucken können
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich möchte meinem Sprache verbessern und können Sie mir weiter helfen vielen Dank
L/G Hayila
Hallo Hayila,
danke für deine Frage! Was genau möchtest du verbessern? Schreibe gerne eine Mail an support@dein-sprachcoach.de.
Maria wird versuchen, dir weiterzuhelfen!
LG
Dein Sprachcoach Team
Aleksandra