Der, die, das – drei kleine Wörter, bei denen es vielen Deutschlernern eiskalt den Rücken hinunterläuft1. Bestimmt wusstest du schon vor deiner ersten Unterrichtsstunde, dass die deutsche Sprache als kompliziert gilt. Besonders die Wörtchen der, die, das sind berühmt-berüchtigt2. Kannst du erklären, warum genau das Trio3 der, die, das eine so wichtige Rolle in der deutschen Grammatik spielt? In diesem Blogbeitrag erfährst du alles, was du wissen musst!
Die Artikel der, die, das verraten uns das grammatische Geschlecht
Du hast dich bestimmt schon mal gefragt, warum es eigentlich DREI verschiedene bestimmte Artikel geben muss, oder? Warum haben wir im Deutschen der, die und das und nicht einfach ein einziges Wort, wie im Englischen („the“)? Kurz gesagt – natürlich könnte man die deutsche Sprache vereinfachen. Aber ist sie durch ihre Eigenarten4 nicht eine besonders spannende Herausforderung?
Eine der Eigenarten der deutschen Grammatik ist das grammatische Geschlecht der Nomen. Das grammatische Geschlecht ist nicht das gleiche wie das biologische Geschlecht bei Lebewesen. Wenn eine Frau schwanger ist, fragen wir gern neugierig: „Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“. Damit fragen wir nach dem biologischen Geschlecht – männlich und weiblich. Im Deutschen gibt es auch das männliche und weibliche grammatische Geschlecht bei Nomen. Männliche Nomen benötigen den Artikel „der“, wie zum Beispiel der Mann. Weibliche Nomen benötigen den Artikel „die“, wie etwa die Frau. Das ist ja noch leicht zu verstehen, oder?
Ist grammatisches Geschlecht gleich biologisches Geschlecht?
Aber meistens ist es leider nicht so eindeutig wie bei der Mann und die Frau. Wir sagen zum Beispiel der Mensch, aber die Person. Das liegt daran, dass das grammatische Geschlecht in der deutschen Sprache nicht direkt vom biologischen Geschlecht abhängt! Es gibt auch noch den sächlichen Artikel das. Den Artikel das verwenden wir nicht nur bei einigen Nomen, die Sachen benennen, etwa für den Gegenstand das Buch. Wir sagen zum Beispiel auch das Mädchen, obwohl sein biologisches Geschlecht weiblich ist, und wir sagen der Tisch und die Lampe, obwohl diese Gegenstände gar kein biologisches Geschlecht haben. Der, die, das zeigen uns also nur das grammatische Geschlecht („Genus“) eines Nomens an:
- männlich („maskulin“): der
- weiblich („feminin“): die
- sächlich („neutral“): das
Die Artikel müssen wir immer zusammen mit den Nomen lernen. Denn das Nomen selbst gibt uns meistens keine Hinweise darauf, welches Genus es hat. Leider gibt es keine festen Regeln dafür, wann ein Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Nichts an den Wörtern Tisch, Lampe und Buch verrät dir eindeutig das grammatische Geschlecht. Für das Lernen von Artikeln gibt es aber einige Tipps und Tricks, also ein paar Regeln zur Orientierung. Über diese kannst du im Blogbeitrag Regeln für Artikel mehr erfahren. Wichtiger als das Lernen von Regeln ist aber, dass du ganz viele Übungen zum Thema der, die, das machst. Denn wie immer gilt: Übung macht den Meister!5
Der Kasus – Deklination von der, die, das
Als wäre es nicht schon ärgerlich genug, dass es keine festen Regeln für das Lernen von der, die, das gibt: Die Artikel machen uns das Deutschlernen oft deshalb zur Hölle, weil sie eine veränderliche Wortart sind. Hast du oben gut beim Lesen aufgepasst? Wörter, die zu den veränderlichen Wortarten gehören, können ihre Form verändern. Wie etwa die Nomen, bei denen wir etwa den Plural bilden können.
Nehmen wir das Wort „Kind“. Der Plural ist „Kinder“, aber abgesehen von der Veränderung am Nomen müssen wir auch auf den Artikel achten. Das Nomen „Kind“ ist sächlich: „das Kind“. Aber im Plural lautet es „die Kinder“. Der bestimmte Artikel im Plural ist immer „die“, ganz egal, ob wir im Singular der, die, oder das hatten. Das ist essenziell, denn manchmal können wir nur am Artikel erkennen, dass es um die Mehrzahl geht. Das sehen wir am Beispiel „der Schüler“. Im Plural verändert sich das Nomen hier gar nicht. Wenn wir allerdings über mehrere Schüler sprechen, benötigen wir den Pluralartikel „die Schüler“. Nehmen wir diesen Pluralartikel noch dazu, haben wir eigentlich vier bestimmte Artikel: der, die, das, die.
Die Artikel machen uns Zusammenhänge im Satz klar
Die Artikel verraten uns aber nicht nur das Genus (grammatisches Geschlecht) und den Numerus (Singular oder Plural), sondern auch den Kasus (grammatischer Fall). Im Deutschen haben wir vier Kasus, die „vier Fälle“: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Und diese vier Fälle beeinflussen vor allem eine Wortart: die Artikel. Wir müssen sie je nach Kasus richtig deklinieren6, also abändern. Denn so werden uns die Zusammenhänge in einem Satz klar.
Wir haben zwar oben gesagt, dass die Artikel selbst keine richtige Bedeutung haben, aber sie helfen uns, den Inhalt von Sätzen zu verstehen! Wenn wir zum Beispiel sagen: „Der Mann kauft dem Hund den Knochen“, dann wissen wir dank der Artikel sofort, wer etwas kauft (Nominativ: der Mann), was gekauft wird (Akkusativ: den Knochen) und für wen (Dativ: dem Hund). Wenn wir nur *“Mann kauft Hund Knochen“ sagen würden, dann ist es nicht so eindeutig. Kauft der Mann vielleicht den Hund und den Knochen? Keine Panik! Zuerst schauen wir uns den einfachsten Fall an: Der, die, das, die sind die Formen der Artikel im Nominativ.
Der, die, das, die – Nominativ
Den Nominativ verwenden wir für das Subjekt eines Satzes (Wenn du dich mit den Satzgliedern wie dem Subjekt nicht auskennst, dann lies doch mal den Beitrag zum deutschen Satzbau). Nach dem Subjekt können wir so fragen: „Wer (oder was) macht (etwas)?“ – Schauen wir uns eine Beispielfrage an:
Wer geht einkaufen?
Und so können wir antworten:
- Der Mann.
- Die Frau.
- Das Kind.
- Die Kinder.
Der, die, das, die – Genitiv: des, der, des, der
Den Genitiv benutzen wir häufig in gehobener, formeller oder schriftlicher Sprache. Meistens benutzen wir den Genitiv, um Besitz und Zugehörigkeit auszudrücken. Hier fragen wir „Wessen?“ – Wenn wir etwa ein wenig formeller fragen wollen, wer der Besitzer des Koffers ist, können wir das so formulieren:
Wessen Koffer ist das?
Wir können antworten:
Das ist der Koffer…
- des Mannes.
- der Frau.
- des Kindes.
- der Kinder.
Hast du etwas bemerkt? Beim Genitiv verändern sich nicht nur die Artikel, bei männlichen und sächlichen Nomen müssen wir auch noch die Endung -(e)s an das Nomen anhängen. Die Nomen sind also nicht nur hinsichtlich des Numerus (Singular und Plural) veränderlich, sonderlich auch hinsichtlich des Kasus (grammatischer Fall). Darüber kannst du mehr im Artikel zum Genitiv erfahren.
Nur wenige Verben verlangen den Genitiv. Ein Beispiel wäre: „Die Polizei beschuldigt die Frau des Diebstahls“. Hier steht der Diebstahl im Genitiv. Auch ein paar Präpositionen verlangen den Genitiv, wie zum Beispiel „trotz“: „Trotz der vielen Schwierigkeiten haben sie nicht aufgegeben, Deutsch zu lernen.“ Das heißt: Obwohl es schwer für sie war, haben sie immer weiter Deutsch gelernt. Ich hoffe, das tust du auch!
Der, die, das, die – Dativ: dem, der, dem, den
Den Dativ verwenden wir für das indirekte Objekt eines Satzes. Wir fragen nach dem Dativ mit „wem (oder was)?“ – Zum Beispiel so:
Wem kaufst du die Tasche?
Wir können antworten:
- Dem Mann.
- Der Frau.
- Dem Kind.
- Den Kindern.
Hast du bemerkt, dass weibliche Nomen wie „die Frau“ im Dativ und Genitiv gleich dekliniert werden (> der Frau)? Und ich hoffe, du hast nicht übersehen, dass wir beim Dativ im Plural ein -n an die Nomen anhängen müssen (die Kinder > den Kindern).
Auch einige Verben und Präpositionen verlangen den Dativ. Ein Beispiel für ein Verb ist „gehören“: Anstatt formell zu fragen „Wessen Tasche ist das?“, kannst du es ein bisschen informeller so formulieren: „Wem gehört die Tasche?“ – Dann muss deine Antwort im Dativ stehen. Im Alltag benutzen wir nämlich nicht so gern den Genitiv, lieber den Dativ! Erfahre dazu mehr im Blogbeitrag über die Umgangssprache.
10 GEHEIME Tipps, um die deutsche Sprache zu meistern!
Der, die, das, die – Akkusativ: den, die, das, die
Den Akkusativ brauchen wir für das direkte Objekt eines Satzes. Nach dem direkten Objekt fragen wir so: „Wen oder was?“ – Wenn wir nach einer Sache fragen, sieht das zum Beispiel so aus: „Was kaufst du?“ – „Den Stift / Die Tasche / das Buch / die Stifte“. Fragen wir nach einer Person, sieht es so aus:
Wen rufst du an?
Wir können antworten:
- Den Mann.
- Die Frau.
- Das Kind.
- Die Kinder.
Beim Akkusativ haben wir am wenigsten Veränderung. Nur bei männlichen Nomen wie „der Mann“ müssen wir daran denken, den Artikel umzuformen. Sehr viele Verben verlangen ein direktes Objekt und damit den Akkusativ. Dazu kannst du mehr im Blogbeitrag über den Akkusativ erfahren.
Die Verwendung von der, die, das lernen
Jetzt hast du einen guten Überblick zur Verwendung von der, die, das und bist auf dem besten Weg, zum Profi zu werden! Ob ein Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist, also den Artikel der, die, oder das hat, kann man sich oft schwer merken. Aber nicht nur, um dir das richtige Genus einzuprägen7, sondern auch für die richtige Verwendung der Artikel kann dir nur eins helfen: Üben, üben, üben!
Es gibt sogar spezielle Artikel-Trainer in Buchform aber auch online, mit denen du in verschiedenen Übungen die Regeln zur Verwendung und Deklination der Artikel trainieren kannst. So kannst du dich nach und nach daran gewöhnen, wie Artikel im Deutschen richtig benutzt werden. Sei nicht zu streng zu dir! Das Thema ist sehr umfangreich und selbst auf dem C2-Niveau ist es gar kein Problem, hier noch ein paar Fehler zu machen. Sieh Artikel trainieren als die perfekte Möglichkeit, dein Gehirn fit zu halten.
Der, die, das – Fragen & Antworten:
„Der, die, das“ gehören zur Wortart der Artikel, die „Nomenbegleiter“. Sie stehen immer vor den Nomen. „Der, die, das“ zeigen Bestimmtheit an. Wir benutzen sie, wenn wir über etwas Bestimmtes, Bekanntes oder Festgelegtes sprechen.
Es gibt eigentlich nicht nur „der, die, das“, sondern auch nochmal „die“, insgesamt also vier Artikel: der (männlich), die (weiblich), das (sächlich), die (Plural). Die Pluralformen aller Nomen haben den bestimmten Artikel „die“.
Der Kasus, also der Fall -– Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ -– wird im Deutschen hauptsächlich über die Deklination der Artikel angezeigt. Das heißt, dass wir die Artikel in den verschiedenen Fällen angleichen müssen, um eine korrekte grammatische Struktur in unseren Sätzen zu haben und die Zusammenhänge richtig zu verstehen.
Wortschatz:
- jmdm. eiskalt den Rücken hinunterlaufen (Redewendung): eine unangenehme, beängstigende Vorstellung haben, Angst bekommen
- berühmt-berüchtigt: sehr bekannt sein (berühmt), aber gleichzeitig einen zweifelhaften oder unsauberen Ruf haben (berüchtigt)
- Trio (das): Kombination von drei Instrumenten oder Singstimmen, hier: Gruppe aus drei Dingen oder Personen
- Eigenart (die): eine merkwürdige Besonderheit
- Übung macht den Meister: eine Redewendung, die bedeutet, dass man sich durch viel üben verbessern kann und etwas schließlich auch perfekt kann
- deklinieren: ein Nomen, Adjektiv usw. in seinen grammatischen Formen abändern
- sich einprägen: hier: sich merken