Die Kommunikation ohne Missverständnisse klappt besonders gut, wenn man die offizielle Landessprache beherrscht. Wenn man aber in einer bestimmten Situation auch den richtigen Sprachstil verwenden kann, dann ist eine reibungslose1 Verständigung und das Hinterlassen eines positiven Eindrucks garantiert.
Was ist ein Sprachstil?
Unabhängig davon, wie lange man eine Fremdsprache in einem Land lernt, kommt man früher oder später in Kontakt mit anderen Menschen. Für die Kommunikation kann es dabei verschiedene Gründe geben:
- Private Gespräche;
- Einholung der Auskünfte2 in Krankenhäusern, Behörden, Ämtern und so weiter.
Dabei möchte jeder von uns immer verstanden werden und einen positiven Eindruck beim Gegenüber erwecken. Und das gelingt uns, wenn wir darauf achten, wie wir auf Deutsch sprechen.
Bei dem Begriff „Sprachstil“ haben wir mit einem Kompositum3 zu tun. Das Wort ist aus den Substantiven „Sprache“ und „Stil“ zusammengesetzt. Eigentlich ist somit unser Begriff bereits definiert: Es geht um einen Stil der Sprache. Dabei handelt es sich um die Art und Weise, wie du deine Gedanken zum Ausdruck bringst.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Sprachstil: eigene Aussprache, eigene Sprachmelodie und eigenes Sprachtempo. Gerade der Sprachstil macht jeden von uns so einzigartig! Es gibt aber auch Sprachstile in Bezug auf die deutschen Sprachformen.
So unterscheiden sie sich im Hinblick auf Wortschatz, Satzbau, Aussprache, Rhythmus und Situationen, in denen die Sprachvarietäten4 verwendet werden.
Wusstest du, dass es noch eine weitere Bezeichnung für das Wort „Sprachstil“ gibt? Sie lautet „Sprachduktus“! Um einheitlich zu bleiben, werden wir in diesem Artikel das Wort „Sprachstil“ verwenden.
Welche Sprachstile gibt es?
Kennst du dich mit den Sprachstil-Arten aus? Wenn nicht, dann bist du hier genau richtig! Allgemein unterscheidet man zwischen einem formellen und einem informellen Sprachstil. Die beiden Kategorien sind für bestimmte Sprachformen des Deutschen charakteristisch.
Damit sind vor allem folgende Sprachvarietäten gemeint: Standardsprache (Hochdeutsch), gehobene Sprache, Umgangssprache, Alltagssprache, Dialekte, Jugendsprache oder Kiezdeutsch. All diese Sprachformen sind durch einzigartige Merkmale gekennzeichnet.
Nun bist du gefragt: Welche Sprachstille gibt es in deiner Muttersprache? Schreibe deine Antwort gerne in die Kommentare!
Informeller Sprachstil
Eine informelle Kommunikation kann zwischen Freunden, Familienmitgliedern oder guten Bekannten stattfinden. Kurz gesagt: im privaten Umfeld. Sie ist vor allem dadurch geprägt, dass eine Person geduzt5 wird. Bei einem informellen Gespräch kann man seinem Gegenüber persönliche Sachen erzählen.
Lockere Unterhaltung, vereinfachte grammatische Strukturen, Abkürzungen und Ersetzungen durch Fremdwörter – all dies sind typische stilistische Mittel eines informellen Gesprächs. Zu diesem Sprachstil gehören in erster Linie Jugendsprache, Kiezdeutsch, Dialekte und Umgangssprache.
Jugendsprache
Beginnen wir mit der Jugendsprache. Der Name dieser Sprachform spricht für sich selbst: Sie wird nur unter Jugendlichen gesprochen. Typisch für diese sprachliche Varietät sind vor allem solche Stilmittel wie Ironie und Übertreibung.
Der Wortschatz weicht von der Standardsprache ab, sodass es oft sogar Erwachsenen schwerfällt, die Bedeutung mancher Äußerungen nachzuvollziehen. Hast du eine Idee, was der Ausdruck „I bims“ bedeuten könnte?
Achtung, Spoiler: In die Standardsprache übersetzt, heißt diese Phrase nichts anderes als „Ich bin es“. Es gibt sogar Jugend-Wörterbücher, in denen die gängigsten Wörter und Sprüche der Jugendsprache erklärt werden. Wahnsinn!
Außerdem werden in dieser Sprachform viele Abkürzungen, Füllwörter und Fremdwörter verwendet. Die letzten dienen als Ersatz für die deutschen Ausdrücke.
Eine besondere Form der Jugendsprache ist Kiezdeutsch. Das wird überwiegend von Jugendlichen in großen Städten gesprochen. Diese Varietät entstand durch das Vermischen der deutschen Jugendsprache und anderer Sprachen, zum Beispiel Arabisch oder Türkisch.
Für die Ausdrucksweisen im Kiezdeutsch sind vor allem Nominalphrasen6 als Ortsangabe und das Auslassen von Artikeln und Präpositionen typisch. So sagt man statt „Ich gehe in die Schule“ „Ich geh Schule“.
Durch das Vermischen verschiedener Sprachen besitzt Kiezdeutsch Fremdwörter (logisch!), die die deutschen ersetzen.
Ein weiteres markantes7 Merkmal ist die Umwandlung des Ich-Lautes in den Sch-Laut. Beispielsweise wird das Personalpronomen „ich“ in Kiezdeutsch als „isch“ ausgesprochen. Auf Kiezdeutsch gesagt, „Isch geh Schule“.
Übrigens, die Lautumwandlung ist auch für manche Dialekte typisch. Spannend, oder?
Dialekte
Nun zur Sprachform „Dialekt“. In Deutschland gibt es unzählige Dialekte. Dabei geht es um eine besondere Art und Weise, wie man in einem bestimmten Gebiet spricht. Dialekte unterscheiden sich je nach Region.
Sie sind vor allem durch eine besondere Aussprache, einen von der Standardsprache abweichenden Wortschatz und die Veränderung grammatischer Strukturen gekennzeichnet. Um mehr über deutsche Dialekte zu erfahren, kannst du dir den Artikel „Dialekte“ anschauen.
Dialekte werden vor allem mündlich realisiert. Wenn man einen bestimmten Dialekt nicht kennt, dann wird man ihn auch kaum oder sogar gar nicht verstehen.
Typisch für Dialekte ist unter anderem das stilistische Mittel „Archaismus“ (alte Wörter). Im Deutschen gibt es nämlich viele veralteten Ausdrücke, die heutzutage nur noch von wenigen Menschen dialektal gesprochen werden.
Umgangssprache
Nun kommen wir zu einer weiteren Sprachvarietät – Umgangssprache. In dieser Sprache findet unsere alltägliche Kommunikation statt. Die Sprachgestaltung ist durch einfachen Satzbau und Verwendung einfacher Worte gekennzeichnet.
Hier werden solche sprachlichen Stilmittel wie knappe Formulierung der Gedanken, Weglassen einer Silbe am Ende eines Wortes oder Ironie verwendet. Der Sprachstil ist also eher einfacher gehalten als zum Beispiel bei der gehobenen Sprache.
Lust auf ein paar Beispiele? Bitte schön:
- „Mach´s gut!“
- „Ich hab Bock auf …“ (auf etwas Lust haben)
- „Alter“ (Kumpel)
- „Kohle“ (Geld)
- „Das ist mir Wurst /wuscht/!“ oder „Das ist mir egal!“ (Das interessiert mich nicht)
Formeller Sprachstil
Bei diesem Sprachtil müssen wir besonders aufmerksam auf unsere Ausdrucksweise achten. Dieser Sprachstil ist vor allem durch gehobene, unpersönliche und förmliche Formulierungen geprägt. Im Gegensatz zum informellen Stil werden Personen in diesem Sprachstil gesiezt8.
Standardsprache (Hochdeutsch, Hochsprache)
Die Standardsprache wird vor allem in offiziellen Einrichtungen wie Behörden, Schulen und anderen Institutionen gesprochen. Diese Sprachform wird in den Deutschkursen und anderen Bildungseinrichtungen beigebracht und dient der überregionalen Verständigung.
Hier wird nicht mehr „Isch geh Schule“, sondern „Ich gehe in die Schule“ gesagt. Im Vergleich zu den Sprachformen mit dem informellen Sprachstil werden im Hochdeutschen die korrekten grammatischen Strukturen ohne Auslassungen, Abkürzungen und mit weniger Ersetzungen durch Fremdwörter verwendet.
Um die Standardsprache zu verbessern, kann regelmäßiges Lesen sehr behilflich sein. Du kannst alles lesen, was in der Standardsprache geschrieben ist – Zeitungen, Artikel oder Bücher.
Gehobene Sprache
Die gehobene Sprache ist reich an literarischen Stilmitteln. Hier gibt es keine Begrenzung an der Verwendung sprachlicher Mittel. Sie wird vor allem in der Dichtung oder Prosa verwendet. Man kann also seiner Kreativität einen freien Lauf lassen.
Das bekannteste sprachliche Stilmittel in der Dichtung ist beispielsweise Metapher. Dabei handelt es sich um Ausdrücke mit übertragener Bedeutung, die man nicht wortwörtlich versteht. „Rabenmutter“ steht zum Beispiel für eine Mutter, die ihre Kinder vernachlässigt. Ein anderes Beispiel: „Helikopter-Eltern“. Das sind Eltern, die sich im Gegensatz zu einer „Rabenmutter“ übertrieben zu viel um ihre Kinder sorgen. Fallen dir vielleicht auch ein paar Metaphern ein? Schreibe sie gerne in den Kommentaren!
Weitere sprachliche Gestaltungsmittel wären eingeschobene Nebensätze, Wortspiele, rhetorische Fragen, absichtsvolle Wiederholung zur Steigerung eines Sachverhalts9, von den grammatischen Normen abweichende Umstellung der Satzglieder, und, und, und. Auch die Satzstruktur ist in der gehobenen Sprache meistens sehr komplex.
Sprachstile in bestimmten Situationen
Nun kommen wir zum wichtigsten Thema: Wann soll welche Sprachform verwendet werden? In den offiziellen Einrichtungen, beim Gespräch mit unbekannten Personen und deinem Chef ist es ungünstig, den informellen Sprachstil zu verwenden.
Solche Fragen wie „Was geht?“ oder „Alles fit?“ kommen bei einer unpersönlichen, formellen Unterhaltung eher schlecht an. Stattdessen sollte man „Wie geht es Ihnen?“ fragen. Auch in offiziellen Briefen würde man einen Beamten nicht mit einem „Hi“, „Moin“ oder „Hey“ begrüßen. Die Anreden „Sehr geehrter Herr X“ oder „Sehr geehrte Frau Y“ würden viel besser passen.
Alle (zukünftigen) Studenten aufgepasst: Der gröbste Fehler, den am Anfang des Studiums auch manche Muttersprachler machen, ist die umgangssprachliche Kommunikation mit den Dozenten und Professoren.
Bitte vermeide das! Diese Kommunikationsart hinterlässt einen nicht besonders positiven (ersten) Eindruck. Versuche sowohl in den E-Mails als auch in einem persönlichen Gespräche dein Anliegen formell, in der Standardsprache zu formulieren. Haus- und Abschlussarbeiten müssen selbstverständlich ebenfalls in der Hochsprache geschrieben werden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass du die informellen, alltagssprachlichen Ausdrücke nie wieder verwenden darfst. Ganz im Gegenteil. Die Umgangssprache existiert genau aus dem Grund, um sie zu sprechen und die Kommunikation leichter zu gestalten!
Du musst lediglich darauf achten, wann du sie verwendest. In der Freizeit oder mit den Freunden, guten Bekannten und anderen, dir nahestehenden Personen kannst du dich so ausdrücken, wie du möchtest.
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Mündliche und schriftliche Äußerungen
Mit der mündlichen Rede ist alles mehr oder weniger klar: Mit gut bekannten Personen oder bei einem Small-Talk kann im informellen Stil gesprochen werden. In den offiziellen Einrichtungen eher formell.
Außerdem spricht jeder Mensch auf seine besondere Art und Weise: schnell oder langsam, wenig oder viel, melodisch oder monoton. Aber wie sieht es mit dem Schreiben aus?
Ich habe bereits die Verfassung von offiziellen Briefen oder Hausarbeiten an einer Bildungseinrichtung kurz angerissen10. Wir schreiben aber auch in sozialen Medien, Postkarten, Tagebüchern oder persönlichen Briefen.
Bei den letzten drei Schreibanlässen äußern wir uns eher locker, einfach, manchmal sogar emotional. In den sozialen Medien kommt es darauf an, wem man schreibt. Die online-Kommunikation mit Freunden oder Familie findet oft umgangssprachlich statt.
Wir verwenden dabei viele Abkürzungen wie „KA“ (keine Ahnung), „LG“ (Liebe Grüße), „Omg“ (Oh mein Gott), „WE“ (Wochenende) und so weiter. Bei der online-Kommunikation mit dem Chef sieht die Situation jedoch anders aus: Solche Abkürzungen sollten lieber weggelassen werden.
Auch wenn die Kommunikation per WhatsApp oder Telegram stattfindet – bleibe dabei, mit deinem Vorgesetzten in der Standardsprache zu schreiben. Es sei denn, dein Chef ist ein guter Bekannter oder Freund von dir.
Außerdem hat jeder Mensch, genau wie beim Sprechen, seinen persönlichen Schreibstil. Einige schreiben ausführliche Texte, die anderen drücken ihre Gedanken hingegen kurz und knapp aus.
Manche bauen komplexe Sätze, die anderen halten sie viel einfacher. Einige schreiben kreativ und verwenden zahlreiche Gestaltungsmittel. Es gibt keinen richtigen oder falschen Schreibstil. Jeder hat seinen eigenen!
Und was ist dein Sprach- und Schreibstil? Schreibe gerne in den Kommentaren, wie du am liebsten schreibst oder sprichst!
Wortschatz:
- reibungslos (Adj.): ohne Probleme.
- Auskunft (die): Information. „Auskünfte einholen“: Informationen bekommen.
- Kompositum (das): Ein Wort, das aus mindestens zwei verschiedenen Wörtern zusammengesetzt wird.
- Sprachvarietät (die): Eine Ausprägung (eine Art der Verwendung) einer bestimmten Sprache.
- duzen (Verb): Jemanden mit „Du“ ansprechen.
- Nominalphrase (die): Eine Phrase, in der ein Nomen das wichtigste Wort (der Kopf) ist.
- markant (Adj.): auffällig.
- siezen (Verb): Jemanden mit „Sie“ ansprechen.
- Sachverhalt (der): ein Fall, eine Angelegenheit.
- anreißen: in diesem Kontext: kurz erwähnen
Der Sprachstil ist die Art und Weise, wie man seine Gedanken zum Ausdruck bringt.
Es gibt personenbezogene Sprachstile im Hinblick auf die Artikulation, Aussprache, Betonung und bezogen auf verschiedene Sprachformen wie Jugendsprache, Dialekte, etc.
Metapher, die eine junge Arbeitskollegin fallen gelassen hat, als Sie von ihrer vorherigen Arbeit in der Alten Pflege berichtet hat:Die Alten laufen auf Felge. Metapher, welche mir von meiner Familie an die Hand gegeben worden ist, Vitamin B ist wichtig. Ansonsten hätte ich mal eine Beratung bei einem Optiker, und der Mann hat das Beratungsgespraech komplett in komplizierter Sprache gehalten. Es war ein Traum. Mit dieser Sprache habe ich in Schulzeiten angefangen rumzuexperiementieren. Für mich ein Hinweis, wie ich mich in Zukunft versuchen werde sprachlich aufzustellen, um individueller auf meine Kunden eingehen zu können.
Lieber Guido,
vielen Dank für deine Beispiele!
Ein schöner Artikel. Unter „Wortschatz“ muss es anreißen heißen. 😉
Lieber Jens,
vielen Dank für den Hinweis! Wir haben das Wort korrigiert 🙂