Du hast dich für eine bestimmte Branche1 entschieden, in der du in Deutschland gerne arbeiten möchtest? Super! Das war wahrscheinlich die wichtigste Entscheidung deines Lebens, als du dich dafür entschieden hast, deine Zukunft mit dem Leben und dem Arbeiten in Deutschland zu verbinden. Menschen mit Migrationshintergrund, die erst vor kurzer Zeit nach Deutschland gekommen sind, haben es ohnehin2 nicht einfach: neues Land, neue Kultur und Regeln, Abschied von der Familie.
Und natürlich die deutsche Sprache. Man muss die Standard- und Alltagssprache lernen, um sich im Alltag mit anderen Menschen verständigen zu können. Die Kommunikation in Berufsfeldern erfolgt natürlich ebenfalls auf Deutsch, nur etwas spezifischer. In diesem Artikel erfährst du die Besonderheiten des Deutschen in den Arbeitsfeldern und wie man diese Besonderheiten und Deutsch für den Beruf allgemein lernen kann.
Deutsch für den Beruf – die Besonderheiten
Wenn man in bestimmten Arbeitsfeldern tätig sein möchte, reichen die Sprachkenntnisse, die man in den gewöhnlichen Deutschkursen erwirbt, manchmal nicht aus. Der Grund dafür ist, dass bei bestimmten Tätigkeiten berufsbezogenes Deutsch gesprochen wird. Oder anders genannt: Fachsprache. Und das ist die Besonderheit der deutschen Sprache in einem Beruf. In einem Beruf werden fachsprachliche Begriffe verwendet, die für Menschen, die sich mit diesem Beruf nicht auskennen, meistens unverständlich sind. Zum Beispiel verwenden Elektromechaniker, Chemiker, Architekten, Ingenieure Begriffe und Bezeichnungen, die für die fachfremden Personen schwer nachzuvollziehen sind. Und dazu zählen natürlich noch viel mehr Berufe!
Aber nicht nur die Sprache, sondern auch die berufliche Kommunikation allgemein unterscheidet sich von einem Alltagsgespräch. Es gibt ein paar allgemeine Berufssituationen, die es in allen Arbeitsfeldern geben kann. Stelle dir vor: Dich erwartet ein Gespräch mit deinem Chef, bei dem du ihm deine Arbeit vorstellen musst und er gibt dir eine konstruktive Kritik3 als Rückmeldung. In solchen Situationen ist es nicht nur wichtig, sachlich zu bleiben und das Gesagte nicht persönlich zu nehmen. Schließlich ist es eine konstruktive Kritik und sie ist dazu da, damit du dich und deine Leistungen verbessern kannst. Dabei ist es auch wichtig auf die Wortwahl bei der Reaktion auf die Rückmeldung zu achten. Hier sind ein paar Tipps, wie man am besten reagieren könnte:
- „Vielen Dank für Ihre Rückmeldung, ich werde die Anmerkungen in der Zukunft umsetzen.“
- „Danke für Ihre Meinung, ich werde Ihre Anmerkungen in der Zukunft berücksichtigen.“
- „Vielen Dank für Ihre Perspektive, so habe ich das noch gar nicht gesehen.“
Auf gar keinen Fall soll man nach so einem Feedback persönlich werden oder sogar seine Schwäche zeigen. Wie du siehst, die Wortwahl bei der Reaktion ist auch etwas anders als wenn du in der Alltagssprache antworten würdest. Schreibe in die Kommentare, wie man auf so eine Rückmeldung in der Alltagssprache antworten könnte. 🙂 Siehe eine konstruktive Kritik als eine einzigartige Gelegenheit, sich zu verbessern und etwas Neues zu lernen.
Deutsch für den Beruf – welche Möglichkeiten gibt es?
Nachdem es klar geworden ist, worin sich Deutsch für den Beruf von der Alltagskommunikation unterscheidet, stellt sich die Frage: Wie kann man sich denn diesen anderen Wortschatz oder besser gesagt, Fachsprache, und die Berufskommunikation aneignen? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Man kann sich auf die Berufswelt in den Berufssprachkursen oder durchs selbstständige Lernen vorbereiten. Im Folgenden erläutere ich die beiden Optionen näher.
Berufssprachkurse für perfektes Deutsch im Job
Die am meisten genutzte Möglichkeit, Deutsch für den Beruf zu verbessern, sind berufsbezogene Sprachkurse, die man in der Regel nach einem absolvierten Deutschkurs besuchen kann. Dort findet vor allem berufsbezogene Deutschsprachförderung statt. In solchen Kursen trainiert man also die für die Berufswelt spezifische Sprache. Man lernt Begriffe und Ausdrucksweisen rund um den Beruf und dadurch werden der Wortschatz und das Grundwissen im Bereich eines Berufs erweitert. In einem Berufssprachkurs lernt man aber nicht nur die Sprache, sondern auch für ein Berufsfeld typische Themen, wie man mit Kollegen umgeht und vieles mehr!
Der Umzug nach Deutschland ist nie einfach. Dazu kommt auch die Schwierigkeit nachvollziehen zu können, wie der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert. Es gibt so viele Regeln, Gesetze und Ausnahmen, mit denen man sich als Arbeitsnehmer gut auskennen sollte. Genau dafür sind die Berufskurse da! Neben der Wortschatz- und Grundwissenserweiterung werden dort auch die Besonderheiten des Arbeitsmarkts in Deutschland verständlich erklärt!
Um an so einem Kurs teilnehmen zu können, muss man entweder einen Integrationskurs absolviert haben oder die deutsche Sprache mindestens auf dem Sprachniveau B1 beherrschen. Noch mehr Informationen kannst du im Flyer vom BAMF (Bundesagentur für Migration und Flüchtlinge) finden. Die Flyer sind in verschiedenen Sprachen geschrieben. Schaue mal nach, vielleicht findest du einen Flyer auch in deiner Muttersprache: https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Integration/Berufsbezsprachf-ESF-BAMF/berufssprachkurse.html?nn=282388
Wenn du dich fragst, worauf man bei einer Vertragsschließung4 achten soll, wie der deutsche Arbeitsmarkt funktioniert, welcher Wortschatz in einem Beruf angemessen ist und wie man mit den Kollegen und Kolleginnen umgeht, dann ist ein Berufskurs genau das Richtige für dich! 🙂
Selbstständiges Lernen für den Job
Eine weitere Möglichkeit Deutsch für den Beruf zu erwerben ist das selbstständige Lernen. Im Internet findet man viele online Materialien, die man beim selbstständigen Lernen nutzen kann. Zum Beispiel hat die Zeitschrift „Deutsch Perfekt“ Materialien auf ihrer Website: https://www.deutsch-perfekt.com/deutsch-perfekt-magazin/deutsch-im-beruf
Wenn du Deutsch für den Beruf selbstständig lernst, ist es ganz wichtig, einen Plan anzufertigen, wann und welche Inhalte gelernt werden. Dabei kannst du kurzfristige Lernziele setzen, um Deutsch für den Beruf zu beherrschen. Damit sind Ziele gemeint, die innerhalb von ein paar Tagen erreicht werden können. Nimm dir zum Beispiel vor, nach zwei Tagen bestimmte Begriffe auswendig zu können. Die kurzfristigen Ziele kannst du verschriftlichen und irgendwo aufhängen, damit du sie ständig vor Augen hast.
Wie bereits mehrmals erwähnt, ist der Wortschatz im berufsbezogenen Deutsch anders als in der Alltagssprache. Wenn du bereits Deutsch für den Beruf lernst, bist du schon im Deutschen ziemlich fit und weißt selbst, wie du dir am besten neue Begriffe aneignest. Trotzdem möchte ich dir einen Tipp geben, der mir bei der Wortschatzerweiterung enorm geholfen hat: Schreibe neue schwierige Wörter auf Klebezettel und klebe sie überall in deinem Zuhause auf! So hast du sie ständig vor Augen und es wird schwer sein, sie nicht zu lernen. Glaube mir! 🙂
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Praktika können dein Deutsch verbessern
Ein Praktikum ist eine hervorragende Gelegenheit, die Arbeitsprozesse eines Berufs quasi5 von „innen“ kennenzulernen. Das ist aber auch sehr hilfreich, zu erfahren, welche Fachbegriffe in einem Beruf überhaupt verwendet werden, welche werden am häufigsten gesprochen, was sagt man in bestimmten Situationen und wie kommuniziert man mit den Kollegen und Kolleginnen. Mein Rat an dich also: Wenn du einen Beruf attraktiv findest, mache dort ein Praktikum. Das ist eine unglaublich gute Gelegenheit, den Arbeitsprozess, deinen Sprachstil und deinen Sprachgebrauch zu beobachten und neue wichtige Fachbegriffe zu lernen! Als Praktikant hat man in der Regel nicht so eine hohe Verantwortung und ist hauptsächlich als Beobachter da oder man hilft nur ein wenig. Übrigens, die meisten Firmen, Schulen etc. freuen sich über Praktikanten! 🙂
Die Anfangszeit in einem Beruf ist immer sehr aufregend und spannend. Sichere Beherrschung der Fachsprache und das Wissen über den Umgang miteinander und andere berufsspezifische Abläufe helfen dir, Missverständnisse zu vermeiden. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Vorbereitung darauf.
Deutsch für den Beruf – Wortschatz
- Branche (die): Arbeitsfeld: zum Beispiel Handel, Gesundheitswesen, Automobilindustrie und so weiter.
- ohnehin: bereits.
- konstruktive Kritik: Eine Rückmeldung, bei der nicht ein Problem fokussiert wird, sondern wie es gelöst werden kann.
- Vertragsschließung (die): einen Arbeitsvertrag schließen, unterschreiben.
- quasi: sozusagen
Deutsch für den Beruf kann man in den berufsbezogenen Sprachkursen oder selbstständig lernen. Außerdem kann man die berufsspezifischen Sprachfähigkeiten durch ein Praktikum in einem bestimmten Arbeitsfeld verbessern.
Deutsch für den Beruf ist meistens eine Fachsprache, deren Wortschatz von der Alltagssprache stark abweicht. Menschen, die keine Fachsprache eines bestimmten Arbeitsfeldes beherrschen, hätten wahrscheinlich Schwierigkeiten, die Sachverhalte dieses Berufsfeldes zu verstehen.