Indirektes Zitat

Dein Sprachcoach-Blog

September 26

Du bist Schüler oder Student? Du musst eine wissenschaftliche1 Arbeit schreiben und möchtest die Gedanken eines anderen Autors verwenden? Dann solltest du jetzt gut aufpassen, denn ein wissenschaftlicher Text ohne ein indirektes Zitat ist unvorstellbar2

Eine Frau, die vor einem Laptop sitzt und den Daumen hochhält, neben einem Textfeld mit der Überschrift 'Indirektes Zitat' und dem Text 'Zitate sind die Grundlage jeder guten wissenschaftlichen Arbeit!'. Darunter befindet sich eine Illustration von gestapelten Büchern. Im unteren linken Eck steht das Logo 'Dein Sprachcoach'.

Was ist ein indirektes Zitat?

Ob Hausarbeit, Referat, Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit: Jede gute wissenschaftliche Arbeit bezieht sich auf Fachliteratur. Durch ein indirektes Zitat verwendest du den Inhalt aus einem anderen Text in deinem eigenen. Du nimmst also die Gedanken eines anderen Verfassers in deinen Text auf und gibst sie in eigenen Worten sinngemäß wieder.

Das nennt man auch paraphrasieren, indirekte Zitate heißen also auch Paraphrasen. Die Aussage eines Autors bleibt inhaltlich erhalten und wird mit anderen Worten umschrieben. Das heißt, du verwendest deine eigene Formulierung. Wichtig ist es dabei zu beachten, dass der Sinn des Gesagten gleich bleibt. Es gilt also, den Kern einer Aussage zu erfassen und wiederzugeben. Und jetzt aufgepasst!

Wenn du dich in deiner wissenschaftlichen Arbeit auf einen anderen Text beziehst, musst du diesen fremden Inhalt als ein Zitat angeben. Die Aussagen des Autors müssen immer gekennzeichnet werden, denn es ist ja schließlich sein Überlegung, Schlussfolgerung oder sein Ergebnis. Natürlich darfst du Gedanken und Fakten aus einem Buch oder von einer Internetseite nehmen, dies muss aber kenntlich sein.

Vorsicht, Plagiat!

Wenn du nicht anzeigst, dass du fremde Aussagen übernommen hast, verstößt du gegen das Urheberrecht3 und dein Text ist ein Plagiat4. Wenn dein Lehrer oder Dozent solche Textpassagen in deiner Arbeit findet, kann es dazu führen, dass du den Kurs nicht bestehst oder eine schlechte Note bekommst. Im schlimmsten Fall darfst du deinen Abschluss nicht machen.  

Plagiate können beim indirekten Zitieren auch unbewusst entstehen, wenn du dich beim Lesen zu eng an einem anderen Text orientierst. Daher gilt: Jeder fremde Gedanke in deinem Text muss erkennbar sein!

Es gibt bestimmte Regeln und einiges zu beachten, wenn du richtig indirekt zitieren möchtest. Aber es lohnt sich, denn ein richtiges indirektes Zitat schützt dich vor einem Plagiat und erhöht deine Chancen auf eine gute Note!

Indirektes Zitieren: deine Vorteile

Du zweifelst noch daran, ob du dich mit den Zitierregeln genauer beschäftigten solltest? Dann können dich die folgenden Punkte zu dem Thema bestimmt überzeugen!

  • Eine gute wissenschaftliche Arbeit ist ohne Zitate einfach undenkbar.
  • Du kannst deine Argumentation besser stützen.
  • Durch indirektes Zitieren zeigst du, dass du dich intensiv mit den vorhandenen theoretischen Werken auseinandergesetzt und diese auch verstanden hast.
  • Ein indirektes Zitat kannst du häufiger als ein direktes Zitat verwenden.
  • Beim Paraphrasieren hast du die Möglichkeit, einzelne Sätze umzuformulieren, längere Textpassagen in kürzeren wiederzugeben und ganze Werke oder Theorien auf einmal zusammenzufassen.

Direktes und indirektes Zitieren

Soeben hast du erfahren, dass du von einem indirekten Zitat häufiger Gebrauch machen kannst als von einem direkten Zitat. Schauen wir uns die Unterschiede direktes Zitat – indirektes Zitat genauer an.

Direktes und indirektes Zitat im Vergleich

Wird ein Textabschnitt aus einem Buch, einem Aufsatz oder einer Internetquelle wortwörtlich übernommen, so spricht man von einem direkten Zitat. Der zitierte Abschnitt steht dann in Anführungszeichen und wird exakt wie im Originaltext, also buchstabentreu, wiedergegeben. Fremdsprachige Textabschnitte werden in der Originalsprache zitiert, wobei man weniger gängigen Sprachen man die Übersetzung dazuschreiben sollte. Wie beim indirekten Zitat wird die Quelle angegeben, damit die Leser bei Bedarf nachschauen können, woher das Zitat stammt.

  • Im Gegensatz zum direkten Zitat geben indirekte Zitate einen Text wieder, ohne den exakten Wortlaut der Quelle zu nennen.
  • Indirekte Zitate werden nicht mit Anführungszeichen gekennzeichnet. Sie werden durch andere Angaben kenntlich gemacht.
  • Durch direktes Zitieren kannst du genaue Definitionen verwenden.
  • Mithilfe von direkten Zitaten kannst die exakte Wortwahl des Verfassers wiedergeben.

Merke dir

Studenten und Schüler sollten in ihren Arbeiten wörtliche Zitate sparsam verwenden. Typisch ist es, indirekt zu zitieren.

Das indirekte Zitat im Text richtig verwenden

Bei einer Quellenangabe, egal ob es sich um ein direktes oder indirektes Zitieren handelt, unterscheidet man zwischen zwei Varianten. Die Angaben können in Klammern im Text (auch amerikanische Zitierweise genannt) oder in Fußnoten (deutsche Zitierweise) stehen.

Ist von der amerikanischen Zitierweise die Rede, kann das die Harvard-Zitierweise sein, aber auch die APA-Zitierweise. APA steht für American Psychological Association, auf die die Zitierweise zurückgeht. Schau bei diesen beiden Varianten genau hin, denn ihr Unterschied ist gar nicht so groß.

Jede Schule und Universität hat ihre eigenen Vorgaben, die Schüler und Studenten beim Zitieren einhalten müssen. Manchmal variiert das sogar von Dozent zu Dozent, darum frag im Zweifel nach. Werden keine genauen Regeln genannt, darfst du dich für eine Zitierweise entscheiden. Wichtig ist, egal welche, sie konsequent5 in deiner gesamten Arbeit einhalten und nicht zwischen mehreren hin- und herzuwechseln.

Schauen wir uns an einigen Beispielen an, wie die Zitierweisen in der Praxis aussehen.

Indirektes Zitat: Beispieltext

Wenn du eine wissenschaftliche Arbeit schreibst, dann recherchierst du und liest Fachliteratur zu deinem Thema. Du hast nun eine geeignete Textstelle in einem guten Buch gefunden, die du in deine Arbeit als indirektes Zitat im Text aufnehmen möchtest.

Nehmen wir einen Beispieltext aus einem Buch des Autors Ludwig Müller. Die Textstelle befindet sich auf Seite 10:

Auszubildende lernen ihren Beruf sowohl in der Schule als auch in der Praxis. In der Schule werden neben dem theoretischen Wissen über die Pflege (z. B. Pflegetheorien, Kommunikationstheorien, medizinische Grundlagen) auch die Techniken und praktischen Abläufe wie die Lagerung, das Waschen oder das Anreichen von Essen vermittelt. Durch die richtige Anwendung der Techniken wird gewährleistet, dass die Pflegekräfte und die zu Pflegenden nicht zu Schaden kommen und dass die Gesundheit der Patienten nicht gefährdet wird.

Indirekt zitieren: Beispiel mit 3 Möglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du indirekt zitieren kannst.

1. Du nennst den Autor und verweist auf seine Aussage:

IM TEXT (Harvard-Zitierweise): Laut Müller gibt es in einer Ausbildung einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil (Müller 2024: 10).

Bei der Harvard-Zitierweise werden der Nachname des Autors und das Erscheinungsjahr des Werks direkt nacheinanderangegeben. Im Anschluss folgt ein Doppelpunkt und danach die Seitenzahl, auf der sich die Originaltextstelle befindet.

oder

IM TEXT (APA-Zitierweise): Laut Müller gibt es in einer Ausbildung einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil (Müller, 2024, S. 10).

Bei der APA-Zitierweise werden der Nachname des Autors, das Erscheinungsjahr des Werks und die Seitenzahl der genauen Textstelle durch Kommas voneinander getrennt. „Seite“ wird mit „S.“ abgekürzt.

In beiden Varianten wäre es möglich, die Klammer direkt nach dem Namen des Autors im Text zu nennen statt am Ende des Satzes. In dem Fall brauchst du ihn in der Klammer nicht mehr zu nennen.

Harvard: Laut Müller (2024: 10) gibt es in einer Ausbildung einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil.

APA: Laut Müller (2024, S. 10) gibt es in einer Ausbildung einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil.

oder

IN DER FUßNOTE: Ludwig Müller, [Titel des Werks], 2024, S. 10

oder

Müller, 2024, S. 10

Bei der deutschen Zitierweise ist es gängig, beim ersten Mal sämtliche Informationen über das Werk anzugeben, aus dem das Zitat stammt. Zitierst du an einer anderen Stelle nochmal aus derselben Quelle, kannst du die Kurzform nennen. Dann sind Nachname, Erscheinungsjahr und Seitenzahl ausreichend.

Eine andere Möglichkeit wäre es, ausschließlich die Kurzform zu verwenden. In dem Fall benötigst du am Ende deiner Arbeit ein Literaturverzeichnis, in dem alle Werke noch einmal ausführlich gelistet sind.

2. Wenn man den Autor nicht im Fließtext nennt, kann man indirekte Zitate mit „vgl.“ kennzeichnen. Das steht für „vergleiche“ und wird in der Regel in einer Klammer nach dem indirekten Zitat gesetzt. Nach dem „vgl.“ folgt die Quellenangabe in Kurzform:

IM TEXT: In einer Ausbildung gibt es einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil (vgl. Müller 2024: 10).

oder

(vgl. Müller, 2024, S. 10)

oder

IN DER FUßNOTE: vgl. Müller, 2024, S. 10.

3. Anstatt „vgl.“ kannst du auch „nach“ verwenden:

IM TEXT: In einer Ausbildung gibt es einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil (nach Müller 2024: 10)

oder

In einer Ausbildung gibt es einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil (nach Müller, 2024, S. 2024).

oder

IN DER FUßNOTE: nach Müller, 2024, S. 10.

Entscheidest du dich für Fußnoten mit Kurzangaben der einzelnen Quellen, gib immer den Verfasser, das Erscheinungsjahr und die Seitenzahl an. Die komplette Quellenangabe wird dann am Ende deiner Arbeit im Literaturverzeichnis aufgeführt.

Indirektes Zitat Konjunktiv

In wissenschaftlichen Arbeiten wird häufig der Konjunktiv 1 benutzt. Der Konjunktiv 1 hilft dir, Aussagen anderer Autoren in der wissenschaftlichen Arbeit zu verwenden und gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass sie nicht deine eigenen sind.

So würde ein indirektes Zitat mit dem Konjunktiv lauten:

In einer Ausbildung gäbe es einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil (vgl. Müller, 2024).

Da der Konjunktiv den Lesefluss erschweren kann, wird in vielen Fällen die Möglichkeit mit der Nennung des Autors bevorzugt:

Laut Müller (2024) gibt es einen theoretischen Unterricht und einen Praxisteil.

Um auf den Autor zu verweisen und deutlich zu machen, dass ein indirektes Zitat verwendet wird, gibt es diese praktischen Formulierungen:

  • Müller geht davon aus, dass …
  • Laut Müller
  • Müller zufolge
  • Müller weist deutlich darauf hin, dass …
  • …, so Müller.
  • Müller zeigt, dass …
  • Müller stellt dar, dass …
  • Müller beschreibt …
  • Müller erklärt …
  • Müller kommt zu dem Ergebnis, dass …

Die Verwendung vom Konjunktiv 1 ist aber nicht ganz einfach, besonders wenn die Verbformen im Konjunktiv 1 und Indikativ identisch sind. Das kann zu Missverständnissen führen, weshalb dann gern auf den Konjunktiv 2 zurückgegriffen wird. Du möchtest dein Wissen zum Konjunktiv auffrischen? Dann sieh dir den Beitrag über die indirekte Rede an!

Möchtest du das indirekte Zitieren noch etwas üben, bevor du es in deiner nächsten Arbeit anwendest? Dann lade dir unser Arbeitsblatt herunter und leg los!

Fragen & Antworten

Wann verwende ich ein indirektes Zitat?

Wenn du dich auf einen anderen Text in deiner wissenschaftlichen Arbeit beziehst, dann musst du diesen fremden Inhalt als ein indirektes Zitat angeben.

Wann verwende ich ein direktes und wann ein indirektes Zitat?

Das ist ganz dir überlassen. Denke nur daran, nicht zu viele direkte Zitate zu verwenden. Das würde die Lesbarkeit stören. Indirekte Zitate kannst du häufiger verwenden. Wenn eine Aussage aber besonders kraftvoll formuliert ist, bietet es sich an, sie als direktes Zitat zu übernehmen.

Verwendet man beim indirekten Zitieren Konjunktiv 1 oder Konjunktiv 2?

In der Regel wird der Konjunktiv 1 benutzt. Es sei denn, Konjunktiv 1 und Indikativ sind identisch, dann wird gern auf den Konjunktiv 2 zurückgegriffen, um Missverständnisse zu vermeiden.

In welcher Zeitform schreibe ich indirekte Zitate?

In der Regel werden wissenschaftliche Arbeiten im Präsens geschrieben, es sei denn, du beziehst dich auf Ergebnisse einer vergangenen Studie oder musst einen Zeitunterschied deutlich machen. Indirekte Zitate sind ja Aussagen anderer, die du in deinen Worten wiedergibst, und unterschieden sich also nicht durch eine andere Zeitform – aber durch den Konjunktiv 1.

Kann ich auch in mehreren Sätzen indirekt zitieren?

Klar, das geht. Wenn du ein indirektes Zitat über mehrere Sätze formulieren möchtest, dann setzt du die Quellenangabe erst nach dem letzten Satz, nicht hinter jedem einzelnen Satz.

Darf ich auch aus dem Internet zitieren?

Klar. Du kannst sowohl aus Büchern, Aufsätzen als Internetseiten zitieren. Achte aber darauf, dass es seriöse Seiten sind. Wikipedia wird beispielsweise nicht gern gesehen. Nutze möglichst Informationen, die von anerkannten Unternehmen oder Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt wurden.

Es gibt so viele Zitierregeln. Nach welchen muss ich denn genau zitieren?

Das hängt ganz von deinem Lehrer, Dozent oder deiner Universität ab. Wenn ihr keine Vorgaben bekommen habt, frage nach. Wichtig ist, dass du eine Zitierweise durchgehend verwendest und nicht zwischen verschiedenen hin- und herwechselst.

Wortschatz

  1. wissenschaftlich: klar, sachlich, präzise, möglichst objektiv und für Fachleute verständlich
  2. unvorstellbar: nicht vorstellbar, unmöglich, undenkbar
  3. Urheberrecht (das): schützt den Autor eines Werks/einer gedanklichen Leistung
  4. Plagiat (das): Inhalt oder Ideen einer anderen Person wurden kopiert und als die eigenen ausgegeben
  5. konsequent: durchgehend, einheitlich

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Artikel von:

Fabienne

Die deutsche Sprache begeistert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin Dozentin und liebe es zu unterrichten.

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