Kaffee sei gut für die Gesundheit und Schokolade mache glücklich. Sandra sagte, sie habe in ihrem Leben bis jetzt alles richtig gemacht – immerhin habe sie jeden Tag mehrere Tassen Kaffee getrunken und fleißig Schokolade gegessen… Fragst du dich auch gerade, warum diese Verbformen so seltsam aussehen? Das ist der Konjunktiv 1! Du lernst in diesem Artikel, wie du den Konjunktiv 1 im Deutschen richtig bildest und in verschiedenen Situationen verwendest. Hol dir gerne einen Kaffee und ein kleines Stückchen Schokolade und dann geht’s los!
Was ist „Konjunktiv 1“?
Der Konjunktiv gehört zu den drei Modi des deutschen Verbs. Ein Modus ist laut Duden eine grammatische Kategorie eines Verbs. Es gibt den Indikativ, das ist die Form der Wirklichkeit (Kaffee ist gut für die Gesundheit und Schokolade macht glücklich). Dieser Modus kommt am häufigsten vor. Dann gibt es noch den Imperativ, das ist die Befehlsform (Trink Kaffee und iss Schokolade!) und den Konjunktiv. Den Konjunktiv kannst du noch einmal unterteilen in Konjunktiv 1 und Konjunktiv 2. Lass uns zunächst anschauen, in welchen Situationen du den Konjunktiv 1 verwendest:
Wann benutzt man „Konjunktiv 1“?
Insgesamt kannst du fünf Situationen unterscheiden, in denen du den Konjunktiv 1 verwendest. Hier kommt für dich ein Überblick:
- Vermutung oder Annahme: Sie glaubte, sie habe alles richtig gemacht.
- Ausruf: Sie lebe hoch1! Gott sei Dank!
- Wunsch: Seien wir doch mal ehrlich! Möge der Beste gewinnen! Mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen!
- Anweisung: Man nehme die Schokolade aus dem Kühlschrank.
Kennst du eigentlich ein deutsches Kochrezept? Ein Kochrezept kann im Konjunktiv 1 (Man nehme ein Stück Butter) oder auch im Imperativ geschrieben sein: Nimm die Schokolade aus dem Kühlschrank. Es gibt übrigens viele Konjunktiv 1-Übungen, bei denen es darum geht, ein Kochrezept zu deinem Lieblingsessen zu schreiben. Probier es mal aus!
Der Konjunktiv 1 in der indirekten Rede
Die fünfte Situation müssen wir uns etwas genauer anschauen. Wenn du nämlich erzählen möchtest, was eine andere Person gesagt hat, dann verwendest du im formellen schriftlichen und mündlichen Sprachgebrauch die sogenannte indirekte Rede. Und für diese indirekte Rede brauchst du im Deutschen vor allem den Konjunktiv 1:
Beispiel: Konjunktiv 1 und indirekte Rede
Tom sagte, er habe das nicht gewusst.
Er meinte, ich tanze gut.
Bevor wir uns die indirekte Rede im Deutschen genauer anschauen und du erfährst, wie du die indirekte Rede im Vergleich zur direkten Rede bildest, konzentrieren wir uns zunächst auf die Formen im Konjunktiv 1.
Wie bildet man „Konjunktiv 1“?
Damit du den Konjunktiv 1 richtig bildest, brauchst du zuerst den Infinitiv des Verbs, also die Grundform. Dann trennst du die Endung „-en“ vom Infinitiv ab und so du erhältst den Verbstamm. An diesen Verbstamm hängst du dann die jeweilige Endung des Konjunktivs 1 an: lernen (lern-): ich lerne, du lernest, er/sie/es lerne, wir lernen, ihr lernet, sie/Sie lernen.
Beachte, dass du bei der Konjunktiv 1-Bildung vor der Personalendung in der zweiten Person Singular und der zweiten Person Plural ein „-e“ einfügen musst: du lernest, ihr lernet. Ist dir bei den Formen der ersten Person Singular, der ersten Person Plural und der dritten Person Plural etwas aufgefallen? Richtig, diese Formen stimmen mit den Präsensformen im Indikativ überein: ich lerne, wir lernen, sie lernen. Deshalb verwendest du für alle Formen, die wie der Indikativ lauten, die Umschreibung mit „würde“ oder den Konjunktiv 2. Schauen wir uns zuerst die Umschreibung mit „würde“ an.
Die Umschreibung mit „würde“
Vor allem im weniger formellen Sprachgebrauch, also in der Alltags- oder Umgangssprache, verwendest du würde + Infinitiv. Lass uns einen Beispielsatz bilden! Der Konjunktiv 1 des Verbs kommen lautet im Präsens: ich komme, du kommest, er/sie/es komme, wir kommen, ihr kommet, sie/Sie kommen.
Im Satz „Pia sagte, ihre Eltern kommen“ ist die Form des Verbs kommen in der dritten Person Plural im Indikativ und im Konjunktiv 1 identisch. Deshalb kannst du eine Umschreibung mit würde + Infinitiv verwenden: „Pia sagte, ihre Eltern würden kommen.“
Der Konjunktiv 2
Du hast soeben gelernt, dass du für den Konjunktiv 1 zwei Ersatzformen im Deutschen hast. Zum einen kannst du die Umschreibung mit „würde“ verwenden und zum anderen den Konjunktiv 2. Diese Ersatzformen wählst du, wenn der Konjunktiv 1 mit den Verbformen im Präsens Indikativ identisch sind. Um den Konjunktiv 2 zu bilden, benötigst du die Formen im Präteritum.
Bei den Hilfsverben (sein, haben, werden), den meisten Modalverben und starken Verben bildest du den Konjunktiv 2 aus der Form des Präteritums im Indikativ. An diese Formen fügst du die entsprechenden Endungen an: kommen (ich kam): ich käme, du kämest, er/sie/es käme, wir kämen, ihr kämet, sie kämen. Wie würde also unser Beispielsatz „Pia sagte, ihre Eltern kommen“ in der Konjunktiv 2-Ersatzform lauten? Sehr gut: „Pia sagte, ihre Eltern kämen.“
Achtung Umlaut!
Wenn die Form im Präteritum ein a, o oder u enthält, verwandelt sich dieser Buchstabe in den Umlaut ä, ö und ü: nahm – nähme, konnte – könnte, wusste – wüsste.
Die Verben sollen und wollen bildest du aber ohne Umlaut: sollte – sollte, wollte – wollte.
Bei den schwachen Verben ist die Form im Präteritum und im Konjunktiv 2 gleich, da diese Verben keinen Umlaut bilden können. Die Endungen sind:
- lachen (ich lachte): ich lachte, du lachtest, er/sie/es lachte, wir lachten, ihr lachtet, sie/Sie lachten
- reden (ich redete): ich redete, du redetest, er/sie/es redete, wir redeten, ihr redetet, sie/Sie redeten
Manchmal klingt die Konjunktiv 2-Form auch für Muttersprachler so fremd, dass eine Umschreibung mit „würde“ gewählt wird. Vor allem im mündlichen Sprachgebrauch hörst du kaum: „Thomas flöge nach Spanien.“ Du sagst deshalb eher diesen Satz: „Thomas würde nach Spanien fliegen.“
… gut zu wissen! Die Umschreibung mit „würde“ und der Konjunktiv 2 im Alltag
Viele Deutsche benutzen die Umschreibung mit der würde-Form ziemlich oft, weil ihnen der echte Konjunktiv zu kompliziert ist oder weil sie ihn nicht kennen! In der alltäglichen Umgangssprache ist das auch kein großes Problem, auf würde + Infinitiv auszuweichen2, vor allem, wenn der Konjunktiv 1 die gleiche Form im Indikativ hat oder die Form im Konjunktiv 2 kaum gebräuchlich3 ist und veraltet4 klingt.
Hast du das schon gewusst? Neben der Funktion als Ersatzform für den Konjunktiv 1 kannst du den Konjunktiv 2 übrigens für Träume oder Wünsche verwenden: „Ich würde so gerne in den Urlaub fliegen und am Strand liegen“ oder „Ach, hätte ich doch schon Urlaub“. Auch höfliche Bitten oder Vermutungen formulierst du im Konjunktiv 2: „Könnten Sie mir bitte kurz helfen?“, „Es könnte sein, dass es bald regnet.“
Der Unterschied Konjunktiv 1 und 2 auf einen Blick
Gut, du kennst nun den Unterschied zwischen Konjunktiv 1 und 2 und kannst beide Formen richtig bilden. Zur Erinnerung: Da der Konjunktiv 1 den Präsensformen sehr ähnlich ist, nennt man ihn auch den „Konjunktiv des Präsens“: Gebe es doch schon Mittagessen! Du benötigst den Infinitiv des Verbs geben, trennst die Endung –en ab und fügst an die Verbstamm geb- die richtige Endung dazu, hier die Endung für die dritte Person Singular -e.
Den Konjunktiv 2 bezeichnet man auch als „Konjunktiv des Präteritums“, weil du ihn aus den Formen des Präteritums bildest: Gäbe es doch keine Prüfungen! Hier brauchst du die Form des Präteritums vom Verb geben, das ist gab. Da du als Stammvokal ein a im Verb hast, musst du noch auf den Umlaut achten und die richtige Endung anfügen, hier ebenfalls die Endung für die dritte Person Singular -e. Hast du bis jetzt alles verstanden? Perfekt!
Mit dem Konjunktiv 1 indirekte Rede richtig bilden
Dieses Wissen, wie du den Konjunktiv 1 und 2 richtig bildest, brauchst du nämlich für die indirekte Rede im Deutschen. Was ist eine indirekte Rede? Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Mit der indirekten Rede gibst du die Äußerungen eines anderen Sprechers wieder. Du sprichst zwar selbst, verwendest aber dabei den Inhalt, den eine andere Person gesagt hat. Die indirekte Rede drückt damit eine gewisse Distanz5 aus: Du gibst eine Information weiter, musst aber selbst nicht der gleichen Meinung sein oder dafür garantieren, dass die Aussage der anderen Person tatsächlich wahr ist.
Beispiel: Direkte und indirekte Rede
Direkte Rede: Mia sagt: „Ich habe Schokolade gegessen.“
Indirekte Rede: Mia sagte, sie habe Schokolade gesessen.
Was fällt dir auf? Wo sind die Unterschiede der indirekten Rede im Vergleich zur direkten Rede? Gespräche in direkter Rede stehen in Anführungszeichen. Das Wort direkt sagt das Wichtigste bereits: Eine Person spricht selbst – also direkt – über etwas. Die direkte Rede gibt unverändert das wieder, was Mia gesagt hat. Diese Anführungszeichen fehlen bei der indirekten Rede. Die indirekte Rede trennst du mit einem Komma vom übrigen Satz ab. Es gibt bestimmte Verben, die eine indirekte Rede einleiten. Diese Verben verwendest du in der ersten Vergangenheit und alle Verben haben das Thema Sprechen gemeinsam:
- sagen
- meinen
- behaupten
- angeben
- erklären
- erzählen
- feststellen
- fragen
- berichten
Mit dem Konjunktiv machst du nun deutlich, dass eine bestimmte Aussage nicht von dir selbst kommt, sondern dass diese Aussage von einer anderen Person übernommen wurde. Der Konjunktiv zeigt also dem Gesprächspartner, dass du in diesem Moment die indirekte Rede verwendest.
Die indirekte Rede im mündlichen Sprachgebrauch
In Gesprächen sind diese Formen in der indirekten Rede sehr häufig:
Sie sagte, sie…
- wolle, müsse, könne, dürfe, solle (Modalverben Konjunktiv 1)
- habe, sei, werde (Hilfsverben Konjunktiv 1 werden, haben, sein)
- gehe, fahre, nehme, sehe, wisse, lasse (Konjunktiv 1 von häufig benutzen unregelmäßigen Verben)
Bei anderen Verben verwendest du im mündlichen Sprachgebrauch in der Regel die Umschreibung mit würde + Infinitiv. Achte auch darauf, dass sich bei der indirekten Rede im Vergleich zur direkten Rede die Zeit- und Ortsangaben ändern können. Mach dir bewusst, wer zu wem spricht und wo oder wann etwas geschieht. Wenn du den Satz in der direkten Rede Sarah sagt am Montagmorgen: „Gestern habe ich für meine B2-Prüfung gelernt.“ umformst in die indirekte Rede, dann lautet der Satz so: Sarah sagte, dass sie am Sonntag für ihre B2-Prüfung gelernt habe.
Ist dir der dass-Satz in der indirekten Rede aufgefallen? Du musst wissen, dass vor allem im mündlichen Sprachgebrauch sehr häufig diese dass-Sätze verwendet werden. In diesen Sätzen darfst du dann auch den Konjunktiv 1 durch den Indikativ ersetzen: Sarah sagte, dass die Grammatik zu das oder dass? nicht schwer ist.
10 GEHEIME Tipps, um die deutsche Sprache zu meistern!
Die Zeitformen des Konjunktivs 1: Perfekt und Futur
Die einzige Vergangenheit im Konjunktiv 1 ist das Perfekt. Diese Formen bildest du so:
- Konjunktiv 1 haben + Partizip Perfekt des Vollverbs: Tom habe nicht für die Prüfung gelernt.
- Konjunktiv 1 sein + Partizip Perfekt des Vollverbs: Miriam sei immer mit dem Fahrrad in die Schule gefahren.
Die Formen des Konjunktivs 1 im Futur 1 lauten: ich werde kommen, du werdest kommen, er/sie/es werde kommen, wir werden kommen, ihr werdet kommen, sie/Sie werden kommen. Und das sind die Formen des Konjunktivs 1 im Futur 2 mit dem Hilfsverb sein: ich werde gekommen sein, ich werdest gekommen sein, er/sie/es werde gekommen sein, wir werden gekommen sein, ihr werdet gekommen sein, sie/Sie werden gekommen sein und mit Hilfsverb haben: ich werde gelogen haben, du werdest gelogen haben, er/sie/es werde gelogen haben, wir werden gelogen haben, ihr werdet gelogen haben, sie/Sie werden gelogen haben.
Fragen & Antworten
Der Konjunktiv gehört zu den drei Modi des deutschen Verbs. Du unterscheidest den Indikativ, den Imperativ und den Konjunktiv. Den Konjunktiv kannst du noch einmal unterteilen in Konjunktiv 1 und Konjunktiv 2.
Du brauchst zuerst den Infinitiv des Verbs, dann trennst du die Endung „-en“ ab und du erhältst den Verbstamm. An diesen Verbstamm hängst du dann die jeweilige Endung des Konjunktivs 1 an:
lernen: lern- -> ich lerne, du lernest, er/sie/es lerne, wir lernen, ihr lernet, sie/Sie lernen
Er begegnet dir im Deutschen vor allem in der indirekten Rede, bei Vermutungen, Anweisungen, Wünschen oder Ausrufen.
Wortschatz
- jemanden hochleben lassen: jemanden feiern, in der Regel zum Geburtstag
- auf etwas ausweichen: eine andere Möglichkeiten wählen
- gebräuchlich: alltäglich, allgemein verwendet
- veraltet: altmodisch, aus der Mode sein, unmodern
- Distanz (die): der Abstand