Wie war dein Tag? Stressig oder entspannt? Hattest du Zeit, um neue deutsche Wörter zu lernen? Oder was gab es bei dir heute zum Mittagessen? Das sind viele Fragen, die sich auf die Vergangenheit beziehen. Wie kannst du diese Fragen auf Deutsch richtig beantworten? Dafür brauchst du eine bestimmte Vergangenheitsform: das Präteritum! Hier erfährst du alles, was du über das Präteritum wissen musst!
Was ist das Präteritum?
In der deutschen Grammatik gibt es drei Vergangenheitsformen: das Präteritum, das Perfekt und das Plusquamperfekt. Diese Zeitformen beziehen sich auf Ereignisse1, die in der Vergangenheit liegen, also bereits passiert sind. Was bedeutet „Präteritum“? Das Präteritum wird auch oft „Imperfekt“ genannt und das ist die erste Vergangenheit in der deutschen Sprache. Du benutzt die Vergangenheitsform Präteritum, wenn es um Handlungen oder Ereignisse geht, die bereits abgeschlossen2 sind. Wenn du also über abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit berichtest, verwendest du das Präteritum. Ein Beispiel:
Ich war heute endlich mal wieder beim Sport. Ich hatte Glück, denn es war nicht viel los. So konnte ich danach noch einkaufen gehen…
Verben im Präteritum begegnen dir im Deutschen vor allem in Texten, das heißt in der Schriftsprache. Deshalb heißt das Präteritum auch manchmal „schriftliche Vergangenheit“. Ein typischer Text in der Zeitung könnte so aussehen:
In der Nacht von Freitag auf Samstag kam es in Köln zu einem Verkehrsunfall. Beteiligt 3waren zwei junge Frauen. Eine der beiden Frauen fuhr viel zu schnell und verlor die Kontrolle über ihr Auto…
Und ein spannender Roman könnte im Imperfekt so beginnen:
Sonja spürte, dass es kein gewöhnlicher4 Samstag war. Sie sah aus dem Fenster und konnte es nicht glauben…
Was ist der Unterschied? Präteritum und Perfekt
Viele Deutschlerner sind sich unsicher, wann sie welche Vergangenheitsform verwenden müssen. Präteritum? Perfekt? Welche Zeit passt? Du kannst ganz entspannt sein! Wenn wir sprechen, verwenden wir im Deutschen meist das Perfekt. Das Perfekt heißt auch zweite Vergangenheit. Ein typisches Beispiel: Du sprichst mit einer Freundin über dein letztes Wochenende. Dann sagst du zum Beispiel:
Ich bin am Freitag in die Stadt gefahren und dort habe ich mich mit meiner Schwester getroffen. Wir haben Kaffee getrunken und dann sind wir ins Kino gegangen.
In so einem Gespräch verwendest du eher das Perfekt und nicht das Präteritum! Verben im Präteritum würdest du im Deutschen fast nur in der Schriftsprache verwenden:
Ich fuhr am Freitag in die Stadt und traf mich mit meiner Schwester. Wir tranken Kaffee und gingen dann ins Kino.
Kein Muttersprachler würde auf Deutsch sagen: „Ich ging heute morgen zum Bäcker.“ Diesen Satz würden wir nur so schreiben. In einem Gespräch würden wir sagen: „Ich bin heute morgen zum Bäcker gegangen.“ Wir halten fest: Du hörst das Präteritum vor allem bei Nachrichten im Fernsehen oder im Radio. Das Präteritum wirst du aber meistens „sehen“, denn es ist die Vergangenheitsform der geschriebenen Sprache. Die Verwendung des Präteritums beschränkt sich meistens auf Zeitungen, wissenschaftliche Arbeiten, offizielle E-Mails oder Literatur.
Ausnahme: Modalverben und die Verben „haben“ und „sein„
Die Modalverben können, wollen, müssen, sollen, möchten, dürfen sowie die Verben haben und sein verwendest du fast immer im Präteritum. Diese Verben sind im Präteritum einfacher zu bilden, deswegen sagt man zum Beispiel:
Ich konnte viele deutsche Redewendungen kennenlernen. (Perfekt: Ich habe viele deutsche Redewendungen kennenlernen können.)
Miriam hatte viel zu tun. (Perfekt: Miriam hat viel zu tun gehabt.)
Henrik war letztes Jahr im Urlaub. (Perfekt: Henrik ist letztes Jahr im Urlaub gewesen.)
Zu diesen Ausnahmefällen erfährst du später noch mehr!
Das Verb im Präteritum: Wie bildet man das Präteritum bei regelmäßigen Verben?
Wenn du das Präteritum bildest, musst du zuerst zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Verben unterscheiden. Wie du das Präteritum bildest, hängt nämlich immer davon ab5, um welches Verb es geht! Am einfachsten ist das Präteritum bei den regelmäßigen Verben. Diese regelmäßigen Verben verwendest du nach einem festen Schema6. So kannst du das Präteritum bilden:
Präsensstamm + t + Personalendung im Präteritum
Nehmen wir zum Beispiel das Verb lernen. Zuerst brauchst du den Stamm des Verbs. Der Verbstamm bleibt bei den regelmäßigen Verben in allen Formen gleich und du bildest ihn, indem du die Endung – en vom Infinitiv (der Grundform) abtrennst. Der Verbstamm von lernen ist lern-. Jetzt fügst du ein -te- und die passende Personalendung dazu:
ich lernte, du lerntest, er/sie/es lernte, wir lernten, ihr lerntet, sie lernten
In der ersten und der dritten Person Singular folgt nach –te keine weitere Endung! Ist dir etwas aufgefallen? Diese Personalendungen kennst du schon vom Präsens, also den Formen der Gegenwart! Beachte, dass der Buchstabe e in der 2. Person Singular und Plural nicht Teil der Präteritumsendung ist. Dieses e benutzen wir nur, damit wir das ganze Wort besser aussprechen können. Wenn zum Beispiel der Verbstamm auf den Buchstaben t oder d endet, fügst du vor das t noch ein e ein:
ich arbeitete, du arbeitetest, er/sie/ es arbeitete, wir arbeiteten, ihr arbeitetet, sie arbeiteten
Um das Präteritum zu bilden, änderst du also nur die Endung der Verben!
Das Präteritum bei unregelmäßigen Verben
Die Präteritumsendung der unregelmäßigen Verben sind fast identisch mit den Endungen der regelmäßigen Verben. Der einzige Unterschied ist, dass es in der 1. und 3. Person Singular gar keine Endung gibt:
ich fuhr, du fuhrst, er/sie/es fuhr, wir fuhren, ihr fuhrt, sie fuhren
Wie du sehen kannst, benutzen unregelmäßige Verben kein t zwischen dem Verbstamm und der Endung. In der 1. und 3. Person Singular brauchst du sogar gar keine Endungen. Aber Moment mal! Wie heißt der Infinitiv dieses Verbs nochmal? Richtig! Der Infinitiv heißt fahren. Es hat sich der Vokal verändert. Der Vokal a im Infinitiv „fahren“ (fahr-) verändert sich zu u im Präteritum (fuhr-). Du musst wissen: Wenn du unregelmäßige Verben ins Präteritum setzt, verändert sich der Verbstamm. Und das ist jetzt die größte Schwierigkeit: Wie findest du heraus, welchen Verbstamm du verwenden musst? Das ist gar nicht so einfach! Das Problem ist nämlich, dass jedes unregelmäßige Verb andere Vokaländerungen hat. Hier hilft nur eine Sache: Lernen! Aber wie?
In der deutschen Grammatik gibt es ungefähr 200 unregelmäßige Verben. In diesem Artikel kann ich zwar nicht alle dieser 200 Verben mit Beispielen auflisten, aber ich kann dir einen guten Tipp geben, wie du den richtigen Verbstamm für das Präteritum herausfindest. So kannst du bei unregelmäßigen Verben das Präteritum üben: Du richtest7 dich einfach nach der bekannten Tabelle, in der die drei Verbformen „Infinitiv – Präteritum – Partizip 2″ aufgelistet sind. Zum Beispiel:
helfen – half – geholfen
lesen – las – gelesen
laufen – lief – gelaufen
Für das Präteritum brauchst du immer die zweite Form. Das ist der Verbstamm, an den du jetzt die jeweilige Endung anfügst:
Du halfst meiner Schwester.
Wir lasen gemeinsam die Zeitung.
Sie liefen über die Straße.
Sehr oft werden im Deutschen die Verben haben und sein im Imperfekt verwendet:
sein: ich war, du warst, er/sie/es war, wir waren, ihr wart, sie waren
haben: ich hatte, du hattest, er/sie/es hatte, wir hatten, ihr hattet, sie hatten
Mischverben im Präteritum
Mischverben sind eine Kombination aus regelmäßigen und unregelmäßigen Verben. Das heißt, diese Verben ändern in verschiedenen Formen ihren Stammvokal wie ein unregelmäßiges Verb, aber die Präteritumsendung ist genau wie bei den regelmäßigen Verben. Diese Verben haben im Imperfekt also die Eigenschaften von den regelmäßigen UND von den unregelmäßigen Verben. In der deutschen Grammatik gibt es nicht sehr viele Mischverben. Das sind die wichtigsten: werden, brennen, kennen, denken, rennen, wissen, bringen
Schauen wir uns das Verb werden genauer an:
ich wurde, du wurdest, er/sie/es wurde, wir wurden, ihr wurdet, sie wurden
Da der Stamm im Präsens (Gegenwart) werd- auf d endet, benötigen wir nun kein t zwischen dem Stamm und der Endung. Das Mischverb werden ändert seinen Stammvokal von e zu u und benutzt die Präteritumsendung der regelmäßigen Verben.
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Modalverben im Präteritum
Im Deutschen gibt es sieben Modalverben: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen und brauchen. Auch diese Modalverben gehören zu den Mischverben. Die Vokaländerung ist bei den Modalverben nicht schwer. Im Imperfekt fällt einfach nur der Umlaut weg und du hängst natürlich wie bei allen Mischverben ein -t und die Personalendung der regelmäßigen Verben an:
dürfen: ich durfte, du durftest, er/sie/es durfte, wir durften, ihr durftet, sie durften
können: ich konnte, du konntest, er/sie/es konnte, wir konnten, ihr konntet, sie konnten
mögen: ich mochte, du mochtest, er/sie/es mochte, wir mochten, ihr mochtet, sie mochten
müssen: ich musste, du musstest, er/sie/es musste, wir mussten, ihr musstet, sie mussten
sollen: ich sollte, du solltest, er/sie/es sollte, wir sollten, ihr solltet, sie sollten
wollen: ich wollte, du wolltest, er/sie/es wollte, wir wollten, ihr wolltet, sie wollten
brauchen: ich brauchte, du brauchtest, er/sie/es brauchte, wir brauchten, ihr brauchtet, sie brauchten
Fragen & Antworten:
Präteritum wird auch Imperfekt genannt und ist die erste deutsche Vergangenheit: ich las, ich ging, ich brachte, ich musste…
Das Präteritum kommt eher in der Schriftsprache vor. Im mündlichen verwendest du meistens das Perfekt.
Du musst zwischen regelmäßigen Verben (Präsensstamm + t + Personalendung im Präteritum), unregelmäßigen Verben (Achte auf den Vokalwechsel!) und Mischverben (Präteritumgsendung der regelmäßigen Verben, Vokalwechsel der unregelmäßigen Verben) unterscheiden.
Wortschatz:
- Ereignis (das): ein Geschehnis / Vorfall / Vorgang
- abschließen: beenden
- beteiligen: dabei sein, teilnehmen, teilhaben
- gewöhnlich: normal
- abhängen: darauf ankommen
- Schema (das): ein Prinzip / Muster / Konzept
- sich richten: sich orientieren