Die deutsche Rechtschreibung

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August 25

Wie schreiben wir deutsche Wörter fehlerlos? Mit dieser Frage beschäftigt sich die deutsche Rechtschreibung. Und die ist sogar für Muttersprachler oft ein sehr schwieriges Thema! Von unserem liebsten Retter in der Not1 hast du sicher schon einmal gehört: dem Duden. Warum genau benötigen wir den Duden oder sogar Computerprogramme zur Rechtschreibprüfung? Erfahre alles Wichtige zum Thema Rechtschreibung in diesem Artikel!

Die deutsche Rechtschreibung – die korrekte deutsche Schreibweise

Hat das Wort „Recht“ im Begriff „Rechtschreibung“ vielleicht etwas mit dem Gesetz zu tun? Oder eher damit, recht zu haben…? Oder „rechtzuhaben“… oder etwa „Recht zu haben“?! Hier siehst du schon ein Beispiel, bei dem deutsche Muttersprachler sicher unterschiedliche Meinungen dazu haben, was die richtige Schreibweise ist.

Rechtschreibung ist die festgelegte, allgemein als korrekt geltende Schreibung von Wörtern.

Je nachdem, wen du fragst, bekommst du vielleicht ganz unterschiedliche Antworten auf deine Fragen zur richtigen Schreibung. Manchmal entbrennen2 hitzige Diskussionen darüber, wer denn nun recht hat (das ist übrigens die korrekte Schreibung: recht haben!). Um das herauszufinden, gibt es im Zweifelsfall nur einen Weg: Man schaut im Duden nach. Das gelbe Wörterbuch kann man fast in jedem deutschen Büro und Klassenzimmer finden. Hattest du den Duden auch schon mal in der Hand? In ihm stehen alle Wörter der deutschen Standardsprache, für die eine einheitliche3 Schreibung festgelegt wurde. Und es ist in der Tat gesetzlich geregelt, dass wir genau diese Schreibweise der deutschen Wörter in der Schule lernen müssen. Auch im Deutschunterricht lernst du genau diese Rechtschreibung.

duden rechtschreibung
Jeder Deutsche hatte schon mal den Duden in der Hand, um ein Wort nachzuschlagen. Wusstest du, dass es auch einen Duden speziell für Deutsch als Fremdsprache gibt? (Niveau B1-C1)

Eine einheitliche Orthografie für den deutschsprachigen Raum

Auch wenn Deutsch-Muttersprachler die Rechtschreibregeln in der Schule pauken4 müssen – sie hundertprozentig zu beherrschen ist gar nicht so einfach! Wenn wichtige Texte veröffentlicht werden sollen, holt man sich deswegen meist Spezialisten ins Boot5: Sprachexperten, die von Beruf Lektor sind. Lektoren überprüfen Texte nicht nur auf Rechtschreibfehler, sondern auch auf grammatikalische, inhaltliche und stilistische Schwächen. Möchtest du selbst bessere deutsche Texte schreiben? Dann lies doch mal unseren Artikel Auf Deutsch schreiben!

Oft haben wir das Problem, dass wir unsere Texte in einem unpassenden Sprachstil verfassen. Kennst du verschiedene Sprachstile? Zum informellen Sprachstil gehört zum Beispiel die Umgangssprache, die wir im Alltag benutzen. Diese Umgangssprache ist aber nicht einheitlich geregelt! Sie unterscheidet sich von Region zu Region und von Person zu Person. Und so, wie wir im Alltag mit Freunden und Familie sprechen, schreiben wir auch oft: völlig ungeregelt. Besonders mit dem Handy beim schnellen Tippen schreiben wir gern einfach so, wie wir wollen. Ist dir das beim Chatten mit Deutschen schon mal aufgefallen?

Der erste Duden erschien 1880

Einfach so zu schreiben, wie man es selbst für richtig hält, war für lange Zeit völlig normal: Noch bei der Gründung des neuen Deutschen Reiches im Jahr 1871 hatte jede Region eigene Wörterbücher zur deutschen Rechtschreibung! In diesem Chaos fühlte sich Herr Konrad Duden dazu berufen, die Rechtschreibung in den verschiedenen deutschsprachigen Regionen zu standardisieren. Sein erstes Rechtschreibwörter erschien 1880 mit dem Titel „Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“. Dabei ist „Orthographie“ nichts anderes als der Fachbegriff6 für „Rechtschreibung“. Das ‚th‘ gibt dir einen Hinweis darauf, dass das Wort aus dem Griechischen stammt. Nach der neuen Rechtschreibung müsste „Orthographie“ aber besser „Orthografie“ geschrieben werden. Moment mal… Neue Rechtschreibung? Und warum „besser“? Ist sogar beides richtig?

Was ist „alte“ und was „neue“ Rechtschreibung?

Die deutsche Rechtschreibung wird heute im gesamten deutschsprachigen Raum einheitlich geregelt, und zwar vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Das ist eine internationale Organisation, die die korrekte Schreibung der deutschen Standardsprache in allen deutschsprachigen Regionen festlegt (die deutsche Standardsprache wird auch Hochdeutsch genannt, erfahre dazu mehr im Artikel über die deutschen Dialekte).

Die Schreibweise, die wir im Duden finden können, gilt also nicht nur für Deutschland, sondern auch für die anderen deutschsprachigen Länder und Regionen. Es gibt nur ein paar wenige Ausnahmen – die sind dann aber auch im Duden vermerkt. Ein Beispiel ist dieser Eintrag: „Erdgeschoss, süddeutsch, österreichisch Erdgeschoß, das“. In Süddeutschland und Österreich wird also die Variante7 mit ‚ß‘ bevorzugt. Aber bis auf wenige Ausnahmen werden alle deutschen Wörter überall gleich geschrieben. Das gilt als großer Erfolg – denn bis zu dieser Vereinheitlichung war es ein langer, steiniger Weg!

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Kennst du alle deutschsprachigen Länder und Regionen Europas?

Die Geschichte der einheitlichen deutschen Rechtschreibung begann Ende des 19. Jahrhunderts. 1880 erschien zwar der erste Duden, aber zu der Zeit hat sich noch fast niemand wirklich streng an diesem Regelwerk orientiert! Erst bei der „Orthografischen Konferenz von 1901“ haben sich alle deutschsprachigen Länder auf eine normierte8 Rechtschreibung geeinigt. Diese Schreibung war dann bis 1996 gültig, also fast das ganze 20. Jahrhundert. Diese Rechtschreibung wird „alte Rechtschreibung“ genannt.

Die „neue Rechtschreibung“: Reform ab 1996

Die sogenannte „deutsche Rechtschreibreform“ wurde 1996 beschlossen. Sie hatte das Ziel, die deutsche Rechtschreibung zu vereinfachen. Die Reform ist bis heute sehr umstritten – viele Deutsche sind der Meinung, dass die Rechtschreibung nicht wirklich einfacher geworden ist. Einige Rechtschreibregeln wurden zwischen 2004 und 2006 noch einmal überarbeitet. In den letzten Jahren hat sich die „neue Rechtschreibung“ aber vollständig durchgesetzt und wird von den meisten Deutschen akzeptiert. Es kann aber sein, dass dir manchmal trotzdem die alte Rechtschreibung begegnet! Und zwar nicht nur in alten Büchern, von denen es keine neue Auflage gibt. Manche Deutsche benutzen privat immer noch die alte Orthografie. Denn wie zuvor erwähnt: Im Alltag mit Freunden und Familie schreiben wir oft einfach so, wie wir wollen.

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Daran erkennst du die alte Rechtschreibung

Hast du Sorge, dass du Texte in alter Rechtschreibung nicht lesen kannst? Das brauchst du nicht! Die Unterschiede zur neuen Rechtschreibung sind nämlich minimal. Schaue doch mal, ob du mit diesem Beispiel herausfinden kannst, woran du die alte Rechtschreibung einfach erkennst:

Ich habe gehört, daß du gern deutschen Kartoffelsalat ißt. Wir grillen am Samstag draußen im Garten. Möchtest du auch kommen? Gruß & Kuß, Sabine

Und, ist dir etwas aufgefallen? Ja, genau – früher schrieb man öfter „ß“. Heute darf „ß“ nur nach langem Vokal und Doppelvokal stehen („Gruß“, „draußen“), nach kurzem Vokal muss man jetzt zwei „s“ schreiben (also: du isst, Kuss, dass). An diesem Merkmal kannst du alte und neue Rechtschreibung sofort voneinander unterscheiden.

Ansonsten hat sich vor allem die Schreibweise von Fremdwörtern verändert. Im Deutschen gibt es viele Lehnwörter9 aus dem Französischen, Lateinischen, Griechischen und in den letzten Jahren auch aus dem Englischen. Hier musst du besonders aufpassen, wie die Wörter geschrieben werden. Erinnerst du dich noch an den Fachbegriff für Rechtschreibung von oben?

Ist denn nun „Orthographie“ oder „Orthografie“ richtig? Das ‚th‘ steht heute immer noch in Wörtern, die ursprünglich aus dem Griechischen kommen. Ob wir in der neuen Rechtschreibung aber das griechische ‚ph‘ durch ein ‚f‘ ersetzen müssen oder dürfen, ist leider nicht einheitlich geregelt. Manchmal ist beides richtig, der Duden empfiehlt allerdings die modernere Schreibung mit ‚f‘:

  • Orthografie (traditionell: Orthographie)
  • Fotografie (traditionell: Photographie)

Bei manchen Wörtern darf ‚ph‘ jedoch auf keinen Fall durch ‚f‘ ersetzt werden, zum Beispiel:

  • Philosophie
  • Alphabet
Die alte Rechtschreibung ist kein großes Problem. Aber die altdeutschen Schriften (bis ca. 1950) sind oft schwer zu entziffern! Kannst du auf dem Bild die Wörter „Affe, Arm, Adresse, Arzt“ finden und lesen?

Fazit: Sowohl Muttersprachler als auch Deutschlerner müssen die Rechtschreibung lernen

Nicht nur bei Fremdwörtern müssen wir mit der Rechtschreibung aufpassen. Auch viele Wörter, die deutschen Ursprung haben, schreiben wir nicht genau so, wie wir sie aussprechen. Deshalb haben nicht nur Deutschlerner, sondern auch Muttersprachler oft große Probleme mit der deutschen Rechtschreibung! Denke zum Beispiel an „Stadt“ und „statt“ – zwei Wörter die genau gleich klingen, aber etwas Unterschiedliches bedeuten und unterschiedlich geschrieben werden. Bei solchen Problemwörtern können uns Rechtschreibübungen und auch die automatische Rechtschreibprüfung helfen.

Im Blogbeitrag „Rechtschreibung lernen“ kannst du mehr über solche Rechtschreibhilfen erfahren und auch darüber, wie du am besten deine Rechtschreibung verbessern kannst. Wusstest du, dass du die deutsche Rechtschreibung online üben kannst?

Zum Abschluss möchten wir dich fragen: Welches deutsche Wort findest du besonders schwierig zu schreiben? Erzähle es uns in den Kommentaren!

Deutsche Rechtschreibung – Fragen & Antworten:

„Rechtschreibung“ – was ist damit gemeint?

Als Rechtschreibung bezeichnen wir die festgelegte, allgemein als korrekt geltende Schreibung von Wörtern. Wenn du dir nicht sicher bist, wie ein Wort richtig geschrieben wird, kannst du in Rechtschreibwörterbüchern wie dem Duden nachsehen.

Ist die deutsche Rechtschreibung überall gleich?

Die Schreibung der deutschen Standardsprache ist heute in allen deutschsprachigen Ländern standardisiert, das heißt, bis auf wenige Ausnahmen werden alle deutschen Wörter überall gleich geschrieben.

Was ist die „alte“ und was die „neue Rechtschreibung“?

Die sogenannte alte Rechtschreibung galt von 1901 bis 1996. Du erkennst sie leicht daran, dass häufig ein ‚ß‘ steht, wo heute aber ’ss‘ geschrieben wird. Die neue Rechtschreibung stammt von den Reformen der Rechtschreibregeln ab 1996.

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Die deutsche Rechtschreibung – dein Wortschatz:

  1. Retter in der Not (der): jemand oder etwas, der/das in einer schwierigen Situation hilft
  2. entbrennen: heftig ausbrechen, anfangen (z. B. Krieg, Streit)
  3. einheitlich: identisch, für alle gleich geltend, unterschiedslos, übereinstimmend
  4. pauken: intensiv lernen (umgangssprachlich)
  5. ins Boot holen: eine Person in ein Projekt oder Team einbinden und mit ihr zusammenarbeiten
  6. Fachbegriff (der): Fachausdruck, Fachterminus (eine Bezeichnung für etwas in einem bestimmten Fachgebiet = Wissensbereich)
  7. Variante (die): leicht veränderte Form oder Art, Nebenform
  8. normiert: einheitlich festgelegt
  9. Lehnwort (das): ein Wort, das aus einer fremden Sprache stammt


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Artikel von:

Lisa

In Süddeutschland aufgewachsen, bin ich mit 22 nach Taiwan gezogen, um Deutschlehrerin und Übersetzerin zu werden. Ich brenne für Sprachen und Outdoor-Abenteuer.

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