Partikel – Na, hast du Lust?

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Mai 21

Sie zählen zu den Themen der deutschen Grammatik, die am meisten Spaß machen und leicht zu verstehen sind – die Partikeln. Sie hübschen die deutsche Sprache auf1 und helfen uns dabei, unsere Emotionen auszudrücken.

Hier ist schon mal der erste Fakt: Partikeln werden hauptsächlich in der gesprochenen Sprache benutzt. Aber was sind Partikeln und welche Funktionen sie erfüllen sowie die Beispiele dafür findest du in diesem Artikel. Ich würde sagen, los geht es!

Partikeln | Bedeutung

Die Partikel (Plural: die Partikeln) ist laut Duden ein unflektierbares Wort, das eine Aussage oder einen Ausdruck modifiziert2 und selbst kein Satzglied ist.

Das Wort Partikel bedeutet, aus dem Lateinischen übersetzt, „Teilchen“ oder „Stück“. Aus der lateinischen Bedeutung lässt sich folgende Definition ableiten: Eine Partikel ist ein kurzes Wörtchen in einem Satz.

Bestimmt denkst du gerade „Aber nach dieser Erklärung kann doch jedes Wort eine Partikel sein!“ Richtig – Diese Definition hilft uns nicht viel weiter. Um zu verstehen, was mit dem „kurzen Wörtchen“ genau gemeint ist, müssen wir uns die Eigenschaften und Funktionen von einem Partikel anschauen.

Wie Puzzle-Teile vervollständigen Partikeln eine Aussage und, was noch wichtiger ist, mit ihrer Hilfe kann man die emotionale Lage des Sprechers besser nachvollziehen.

Was ist ein Partikel?

Suchst du gerade eine Antwort auf die Frage „Was ist ein Partikel?“, dann muss ich dich enttäuschen: der oder das Partikel ist sehr kleines Teilchen von einem Stoff und hat also nichts mit der deutschen Sprache zu tun. Partikeln, die wir hier behandeln, haben den Artikel die, sodass die Frage „Was ist eine Partikel?“ korrekt wäre.

Partikel | Wortart

Das Allererste, was man sich merken soll, ist Folgendes: Partikeln bilden eine eigene Wortart. Und die wichtigste Eigenschaft einer Partikel ist, dass sie nicht flektiert werden kann. Das bedeutet, sie kann nicht verändert werden.

Also können wir schon einmal alle flektierbaren Wortarten ausschließen. Weißt du vielleicht, welche das sind? Richtig: Substantive, Verben, Adjektive, Pronomen, Artikel, Numerale und manche Adverbien. Es bleiben also nur noch nicht-flektierbare Wortarten: Präpositionen, Konjunktionen, Interjektionen und einige Adverbien.

Einige Wörter dieser Wortarten zählen zu den Partikeln. Das heißt, das Wichtigste, was wir uns merken, ist: Partikeln sind Wörter, die nicht flektiert werden, und zu denen einige Präpositionen, Konjunktionen, Interjektionen und manche Adverbien zählen. Wichtig ist auch zu wissen, dass Partikeln viel häufiger in der gesprochenen Sprache benutzt werden als in der geschriebenen.

Das war’s aber noch nicht. Es gibt ja nicht nur eine oder zwei Partikeln, sondern ganz viele. Und sie werden verschiedenen Partikel-Typen zugeordnet. Hier sind nun Beispiele für Partikelklassen, die am häufigsten verwendet werden:

  1. Intensitätspartikeln,
  2. Fokuspartikeln,
  3. Negationspartikeln,
  4. Modalpartikeln, lautmalende Partikeln und
  5. Gesprächspartikeln.

Jede Gruppe hat ihre eigene Funktion. Deshalb nennt man Partikeln auch Funktionswörter. Lass uns sie jetzt genau anschauen!

Intensitätspartikeln und Fokuspartikeln

Eine Intensitätspartikel nennt man auch Gradpartikel. Die Bedeutung der Intensitätspartikeln wird eigentlich bereits mit dem ersten Teil dieses Wortes verraten: Es geht darum, wie stark (intensiv) eine Äußerung auf die Hörer wirkt oder wie der Intensitätsgrad einer Eigenschaft ist.

Je nachdem, welche Partikel verwendet wird, kann eine Aussage einen eher mehr oder weniger starken Eindruck erzeugen. Mit einer Gradpartikel können aber auch qualitative Eigenschaften vermittelt werden, das heißt, das deutlich gemacht wird, ob etwas eher gut oder eher schlecht ist.

Folgende Partikeln gehören zum Beispiel zu den Intensitätspartikeln:

  • sehr,
  • kaum,
  • durchaus,
  • ziemlich,
  • besonders,
  • äußerst.

Hier sind ein paar Beispiele für die Benutzung dieser Gradpartikeln:

  • Heute Nacht habe ich kaum geschlafen! – Die Partikel kaum hat eine geringe Intensität und verdeutlicht die geringe Schlafqualität.
  • Heute Nacht habe ich besonders gut geschlafen! – Die Partikel besonders hat eine hohe Intensität und zeigt die gute Schlafqualität an.

Die Funktion der Fokuspartikeln konntest du wahrscheinlich bereits erraten: Mit ihrer Hilfe werden bestimmte Informationen hervorgehoben3. Man verwendet sie also, wenn man etwas betonen möchte, was besonders wichtig ist.

Zu den Fokuspartikeln zählen solche Partikeln wie

  • allein,
  • bloß,
  • sogar,
  • selbst,
  • ausgerechnet.

Folgende Beispiele zeigen dir, wie wir sie nun im jeweiligen Kontext verwenden können:

  • Allein ihr Verhalten ist verbesserungswürdig4. – Die Partikel allein betont das Wort „Verhalten“.
  • Es ist bloß ein Handy. – Die Partikel bloß betont das Wort „Handy“.
  • Sie hat mir sogar geholfen. – Mit der Partikel sogar wird hervorgehoben, dass es geholfen wurde.
  • Selbst deine Mutter weiß nicht, wie man dir noch helfen kann! – Durch die Benutzung der Partikel selbst liegt die Betonung des Satzes auf „deine Mutter“.

Zu den Fokuspartikeln zählen zum Beispiel auch nur, vor allem, ausgerechnet und auch.

Negationspartikeln

Bei einer Negationspartikel geht es um ein Wort, mit dessen Hilfe ein Satz oder ein Teilsatz verneint5 werden kann. Ja, du hast richtig gelesen, es gibt nur eine einzige Negationspartikel und sie lautet nicht.

Moment mal: Warum zählen solche Wörter wie kein, niemand, nein usw.6 nicht zu den Negationspartikeln? Das verrate ich dir gern: Wörter wie kein, niemand, nein sind keine Negationspartikeln, sondern andere Wortarten.

Fragst du dich gerade „Wo ist denn der Unterschied zwischen nicht und kein oder niemand?“? Sehr gut! Denn auf diese Frage habe ich eine Antwort parat7. Der Unterschied zwischen nicht und anderen Negationswörtern besteht vor allem darin, dass „nicht“ nicht allein im Vorfeld stehen kann.

Man kann zum Beispiel nicht sagen „Nicht ist in die Kirche gegangen“ oder „Nicht hat Lebensmittel gekauft“ – das wäre falsch. Mit manchen anderen Negationswörtern hingegen würde das gehen: „Keiner ist in die Kirche gegangen“ oder „Niemand hat Lebensmittel gekauft“.

Das zweite Unterscheidungsmerkmal ist, dass die Partikel nicht allein keine Antwort bilden kann. Zum Beispiel: „Hast du meine Tasche gesehen?“ – mit einem einzigen Wort nicht kann man auf diese Frage nicht antworten. Stattdessen verwendet man diese Partikel zusammen mit anderen Satzgliedern: „Nein, ich habe deine Tasche nicht gesehen“.

Modalpartikeln

Modalpartikeln können Einstellungen, Annahmen, Bewertungen und Erwartungen in Bezug auf das Gesagte ausdrücken. In einem Satz stehen Modalpartikel meistens in der Mitte eines Satzes. Zu den Modalpartikeln gehören unter anderem

  • ja,
  • halt,
  • eben,
  • doch,
  • schon,
  • wohl,
  • übrigens,
  • aber,
  • vielleicht.

Lass uns sie mal im Einzelnen anhand folgender Beispiele anschauen:

  • Sie hat ja telefoniert (Bedeutung: Wie du weißt.)
  • Er hat halt telefoniert (Bedeutung: Daran kann man nichts ändern.)
  • Wir haben eben telefoniert (Bedeutung: Daran kann man nichts ändern.)
  • Ich habe doch telefoniert (Bedeutung: Wie du wissen solltest.)
  • Er hat schon telefoniert (Bedeutung: Ich gebe zu.)
  • Ihr habt wohl telefoniert (Bedeutung: Das vermute ich.)
  • Sie hat übrigens telefoniert (Bedeutung: Das fällt mir gerade ein.)
  • Ich habe aber telefoniert! (Bedeutung: Ich habe viel telefoniert.)
  • Du hast vielleicht telefoniert! (Bedeutung: Du hast viel telefoniert.)

Lautmalende Partikeln und Gesprächspartikeln

Mit lautmalenden Partikeln klingt die Sprache schöner. Ihre Funktion besteht darin, spontane Emotionen oder Bewertungen zum Ausdruck zu bringen. Einige lautmalende Partikeln kennst du bestimmt schon! Betrachte doch folgende Liste:

Partikel | Deutsch Beispiele:

  • Au! Aua! Autsch! – Schmerz
  • Pfui! Igitt! – Abscheu
  • Uh! Huch! – Angst
  • Nanu! Hui! – Überraschung
  • Oho! Ach! – Erstaunen
  • Hoppla! Oh! Ach!– Überraschung
  • Phh! Pff! – Verachtung
  • Ach! Oje! – Enttäuschung
  • Hm! – Zweifel/Überraschung
  • Puh! Uff! – Erleichterung
  • Juhu! Hurra! – Freude
  • Na – emotionaler Übergang von einem Ereignis zu einer in Bezug auf dieses Ereignis entstandenen Äußerung

Gibt es eine Partikel auf dieser Liste, die du besonders oft oder gerne verwendest? Schreibe sie in die Kommentare!

Partikel Sprache Deutsch

Wie du es bereits ahnen8 kannst, sind Gesprächspartikeln in einem Gespräch nützlich, vor allem in einem Dialog. Mit ihrer Hilfe wird ein Gespräch zwischen mehreren Personen strukturiert: Es wird zum Beispiel der Anfang und das Ende eines Gesprächs markiert oder eine Sprechpause gefüllt.

Im Unterschied zu den meisten anderen Partikeln stehen gesprochene Partikeln nicht in der Mitte eines Satzes, sondern am Anfang oder am Ende. Zu den Gesprächspartikeln werden Gliederungs– und Responsivpartikeln gezählt.

  • Gliederungspartikeln sind dazu da, ein Gespräch zu strukturieren, Anfang und Ende zu markieren oder um Kontakt zum Gesprächspartner herzustellen.Dazu zählen folgende Wörter und Wortgruppen: ja, äh, ähm, so, also, dann, nun, gut, na ja, ha, klar, sicher, genau, aber, übrigens, Entschuldigung, jedenfalls, und so, nun ja, alles klar, eben.
  • Responsivpartikeln sind Antwortpartikeln und mit ihrer Hilfe wird eine Zustimmung oder Ablehnung ausgedrückt.Dazu zählen folgende Wörter: ja, nein, doch, genau, eben, schon, zwar, natürlich. Die Antwortpartikeln können aber auch einen kommentierenden Charakter haben: hoffentlich, leider, natürlich, kaum, vielleicht, möglicherweise.

Na, hast du alles verstanden? Prima. Oder hast du vielleicht noch Fragen oder Ergänzungen? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare! Möchtest du aber ein paar Übungen zum Thema Partikeln machen, dann bleib‘ dabei. Sie warten im nächsten Abschnitt auf dich.

Deutsch Partikel – Übungen

Setze die richtige Partikel ein:

denn – echt – richtig – ziemlich – ach

A: Ich finde den letzten Film von Spielberg __________________ gut.

B: __________________?

A: __________________, ich habe ihn am Samstag gesehen.

B: Was hat dir __________________ so gut gefallen?

A: __________________, so ziemlich alles: Das Drehbuch, die Schauspieler und natürlich die Musik.

Und hier kommt die Lösung. Hast du alles gewusst?

A: Ich finde den letzten Film von Spielberg richtig gut.

B: Echt?

A: Ja, ich habe ihn am Samstag gesehen.

B: Was hat dir denn so gut gefallen?

A: Ach, so ziemlich alles: Das Drehbuch, die Schauspieler und natürlich die Musik.

Suchst du noch mehr Beispiele und Übungen, dann empfehlen wir dir den Artikel Nicht – das kleine deutsche Wort.

Fragen & Antworten:

Was ist eine Partikel?

Partikeln sind nicht flektierbare Wortarten mit bestimmten Funktionen innerhalb einer Äußerung.

Welche Partikeln gibt es?

Man unterscheidet folgende Partikelklassen: Intensitätspartikeln, Fokuspartikeln, Negationspartikeln, Modalpartikeln, lautmalende Partikeln und Gesprächspartikeln.

Was sind Partikel-Beispiele?

Zu Partikeln zählen unter anderem kaum, besonders, allein, na, bloß, eben, ja, igitt, ach, hm, juhu.

Wortschatz:

  1. aufhübschen: verschönern ↩︎
  2. modifizieren: verändern ↩︎
  3. hervorheben: betonen ↩︎
  4. verbesserungswürdig: wenn etwas verbessert werden soll. ↩︎
  5. verneinen: etwas ablehnen, zu etwas „nein“ sagen ↩︎
  6. usw.: Abkürzung für „und so weiter“ ↩︎
  7. etwas parat haben: etwas dabei oder bereit haben ↩︎
  8. ahnen: vermuten ↩︎

Lass dich nicht entmutigen, wenn es länger dauert, die deutsche Sprache zu meistern. 

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Artikel von:

Aleksandra

Hinter dem Polarkreis aufgewachsen und Lehrerin aus Leidenschaft. Ich liebe Deutsch und die Berge!

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