Was sind reziproke Verben? Hast du davon schon einmal gehört? Noch nicht? Das ist überhaupt nicht schlimm! Denn viele Themen aus der deutschen Grammatik klingen komplizierter als sie in Wirklichkeit sind. Das kann ich dir schon einmal verraten: Reziproke Verben sind ganz besondere Verben im Deutschen! Möchtest du mehr erfahren und wissen, was das Besondere an ihnen ist? Dann nimm dir einfach ein paar Minuten Zeit und lass dich davon überzeugen, dass reziproke Verben gar nicht so schwer sind!
Das Wort reziprok
Zuerst müssen wir klären, was das deutsche Wort reziprok überhaupt heißt. Am besten kannst du nämlich Deutsch lernen, wenn du auch wirklich verstehst, um was es geht. Also, ganz von vorne: Reziprok bedeutet „gegenseitig“ oder „wechselseitig“. Lass mich diesen Begriff einmal mit der Hilfe der Psychologie erklären.
Kennst du das Gefühl, jemandem auch etwas schenken zu wollen, wenn du zuvor von dieser Person ein Geschenk bekommen hast? Oder stell dir vor, du hast von deinem besten Freund zum Geburtstag ein Geschenk im Wert von 50 Euro bekommen. Dann willst du ihm nicht nur für 5 Euro etwas kaufen, wenn er Geburtstag hat, oder? Das ist etwas Wechselseitiges. Du fühlst dich verpflichtet2, auch ein tolles Geschenk kaufen zu wollen und so deine Dankbarkeit auszudrücken. Du möchtest der Person, die dir etwas geschenkt hat, auch etwas Gutes tun und eine Freude machen. Zwei Personen stehen hier also wechselseitig zueinander in Beziehung: eine Person, die beschenkt wird und eine andere Person, die jemandem etwas schenkt.
Im Deutschen verwendest du reziproke Pronomen, um eine wechselseitige Beziehung von etwas auszudrücken. Das ist ein Beispielsatz:
Lisa und Thomas lieben sich.
Dieser Satz bedeutet: Lisa liebt Thomas und Thomas liebt Lisa. Das Reflexivpronomen sich hat hier die Bedeutung „sich gegenseitig“ oder „einander“. Ich könnte auch sagen:
Lisa und Thomas lieben einander.
Kleine Wiederholung: Verben mit Reflexivpronomen
Erinnerst du dich an die Reflexivpronomen im Deutschen? Reflexive Verben brauchen ein Reflexivpronomen im Akkusativ (mich, dich, sich, uns, euch, sich) oder Dativ (mir, dir, sich, uns, euch, sich). Diese Reflexivpronomen beziehen sich zurück auf das Subjekt im Satz:
Ich wasche mich. -> Das Reflexivpronomen mich bezieht sich auf das Subjekt ich
Du wäschst dich. -> Das Reflexivpronomen dich bezieht sich auf das Subjekt du
Reziproke Verben im Plural
Reziproke Verben verwenden auch Reflexivpronomen. Und das ist jetzt ein wichtiger Unterschied: Das Subjekt benutzen reziproke Verben nicht im Singular, wie bei den reflexiven Verben, sondern im Plural! Reziproke Verben stehen also im Plural, da mehrere Subjekte anwesend3 sein müssen, um eine solche Wechselseitigkeit auszudrücken. Wenn wir an den ersten Beispielsatz (Lisa und Thomas lieben sich) zurückdenken, dann ist das auch logisch. Denn reziproke Verben beziehen sich auf mindestens zwei Personen, die zusammen in Beziehung zueinander stehen und eine Handlung ausführen. Na gut, sich gegenseitig zu lieben ist jetzt nicht gerade eine typische Handlung. Aber irgendwie ja doch, zum Beispiel wenn du deinem Liebsten ein tolles Abendessen kochst…
Halten wir fest: Reziproke Verben mit Pronomen haben die Bedeutung „einander“ oder „miteinander“ und es geht um eine gewisse Beziehung von zwei Personen oder Sachen zueinander. Reziproke Verben und das dazu passende Reflexivpronomen stehen im Plural. Du kannst neben dem Reflexivpronomen auch das Pronomen einander verwenden:
Lisa und Thomas helfen sich.
Lisa und Thomas helfen einander.
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Reziproke Verben: Liste mit 3 verschiedenen Arten
Bist du noch motiviert und hast Lust, mehr zu erfahren? Super! Dann tauchen wir noch ein bisschen tiefer in die deutsche Grammatik ein4! Es gibt nämlich drei verschiedene Arten von reziproken Verben.
- Echte reziproke Verben: Das sind Verben, die im Plural nur reziprok gebraucht werden können. Dazu gehören zum Beispiel sich anfreunden (eine Freundschaft beginnen), sich einigen (Frieden schließen) oder sich verkrachen (so mit jemandem streiten, dass das Verhältnis zueinander beendet wird). Ein Beispielsatz: Die Geschäftspartner einigen sich auf einen neuen Vertrag. Der Satz würde mit nur einem Geschäftspartner im Singular keinen Sinn ergeben, denn es müssen mindestens zwei Partner vorhanden sein, damit man sich auf etwas einigen kann.
- Teilreziproke Verben: Sie werden in einer bestimmten Bedeutung reziprok gebraucht, in einer anderen Bedeutung dagegen nicht. Das ist zum Beispiel beim Verb (sich) aussprechen der Fall: Ich glaube, wir müssen uns morgen einmal aussprechen. Hier hat sich aussprechen die Bedeutung „ein klärendes Gespräch miteinander führen“. Vergleiche dazu: Kannst du die Umlaute richtig aussprechen? Das meint natürlich „sprechen“, also „Buchstaben in Laute wiedergeben“.
- Reziprok gebrauchte Verben sind solche, die ohne Bedeutungsunterschied sowohl reziprok als auch nicht reziprok gebraucht werden können: sich ähneln – jmdm. ähneln (gleich aussehen), sich begrüßen – jmdn. begrüßen; sich belügen, sich gleichen (gleich aussehen), sich hassen, sich lieben, sich vertrauen. In all diesen Fällen können die Reflexivpronomen uns, euch, sich durch das Wort einander ersetzt werden: Sie begrüßen sich / einander. Die Zwillinge5 gleichen sich / einander. Die Geschwister helfen sich / einander.
Fragen & Antworten:
Reziproke Verben mit Pronomen haben die Bedeutung „einander“ oder „miteinander“ und es geht um eine gewisse Beziehung von zwei Personen oder Sachen zueinander.
Reziproke Verben und das dazu passende Reflexivpronomen stehen im Plural. Du kannst neben dem Reflexivpronomen uns, euch, sich auch das Pronomen einander nutzen.
Wortschatz:
- gegenseitig: beide Seiten betreffend, zwei Personen betreffend, beidseitig
- sich verpflichtet fühlen: sich aufgefordert fühlen, etwas für nötig halten
- anwesend sein: da sein, präsenst sein
- eintauchen: hier: sich mit einem Thema genauer beschäftigen
- Zwillinge (die): Zwei Kinder, die kurz nacheinander von der selben Mutter geboren werden und meistens fast gleich aussehen
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Dein Sprachcoach Team
Aleksandra