Artikel sind in der deutschen Sprache wirklich nicht einfach! Besonders die Regeln der Deklination von der, die, das und ein, eine, ein bereiten vielen Deutschlernern Kopfschmerzen. Aber wusstest du, dass es auch Nullartikel gibt? Bleib dabei und erfahre mehr darüber!
Nullartikel – Erklärungen und Verwendung
Was sind Nullartikel? Nullartikel sind gar keine Artikel! Ja, du hast es richtig gelesen. Das Wort „Nullartikel“ bedeutet, dass Nomen gar keinen Artikel brauchen.
Wie ist dann der Gebrauch des Nullartikels? Diese brauchen wir vor allem dann, wenn wir von mehreren Dingen sprechen:
Wir müssen sagen „Dort steht ein Baum“, aber „Dort stehen _ Bäume“. Wenn wir also im Singular einen unbestimmten Artikel haben, steht im Plural der Nullartikel. Du musst verstehen, in welchen weiteren Fällen in der deutschen Sprache Nomen ohne Artikel stehen.
Denn dieser „Nullartikel – Plural unbestimmt“ aus unserem Beispiel „Dort stehen Bäume“ ist nicht die einzige Verwendung des Nullartikels. Es gibt noch einige weitere Situationen, wo Nomen ohne ihren Begleiter stehen, wir also den Nullartikel benötigen.
Nullartikel bei Namen
Bei diesem Fall gibt es manchmal ein bisschen Verwirrung. Brauchen wir einen Artikel bei Namen oder Eigennamen? Die einzig richtige Antwort ist: Nein. Wir brauchen hier in aller Regel den Nullartikel! Das sind zum Beispiel Firmennamen, Eigennamen sowie Anreden und Titel.
Lass uns das an einigen Beispielen anschauen: „Er arbeitet bei Starbucks„, „Luisa ist die Schwester von Sandra„, „Herr Roth hat heute frei“, „Professorin Meier unterrichtet Algebra“.
In der österreichischen Hauptstadt Wien solltest du nicht nach Starbucks, sondern nach den schönen traditionellen Kaffeehäusern Ausschau halten.
Es kann aber sein, dass du trotzdem manchmal einen Artikel hörst. Denn in der Umgangssprache und einigen Dialekten benutzen manche Leute den bestimmten Artikel vor Eigennamen („Die Luisa ist die Schwester von der Sandra“). Das ist aber nicht standardsprachlich und kann manchmal unhöflich klingen, also Vorsicht!
Fallen die dir ein paar Nullartikel-Beispiele mit den Eigennamen ein? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare!
Der Nullartikel steht auch bei den Namen von Festen, wie: „Was machst du an Weihnachten?“ , „An Ostern besuche ich immer meine Familie“. Was ist dein Lieblingsfest in Deutschland?
Nullartikel bei Ortsnamen
Normalerweise benötigen wir bei Namen von Ländern, Städten und Kontinenten auch keinen Artikel: „Er studiert in Aachen“, „Sie kommt aus Spanien“, „Warst du schon mal in Asien?“.
Aber achte auf diese Ausnahmen: Es gibt ein paar Länder, die einen Artikel haben, wie etwa der Iran, der Irak, die Schweiz, die Ukraine, die Niederlande (Plural) oder die USA (Plural). Hier musst du dann mit den Wechselpräpositionen aufpassen: „Ich komme aus den Niederlanden (Dativ)“ – „Ich fahre in die Niederlande (Akkusativ)“. Bei den meisten Ländern steht aber der Nullartikel!
Jetzt bist du gefragt: Haben die Namen von Ländern, Städten, in denen du gelebt hast, einen Artikel?
Auch hier gilt wieder: Möchtest du einen Ort konkretisieren1, zum Beispiel mit Adjektiven, dann brauchen wir immer den bestimmten Artikel. Abgesehen von den oben genannten Ausnahmen ist das bei allen anderen Ländern, Städten und Kontinenten immer der sächliche Artikel ‚das‘.
Zum Beispiel: das antike Griechenland, das sonnige Spanien, das schöne Heidelberg, das ferne Asien. Und vergiss nicht, dass wir bei Namen von Gebirgen, Gewässern, Plätzen und Straßen immer den bestimmten Artikel benötigen, egal ob mit oder ohne Konkretisierung!
Zum Beispiel: die (schönen) Alpen, der (kalte) Rhein, der (berühmte) Marienplatz, die (teure) Königsallee…
Nullartikel für unzählbare Stoffe & Materialien
Wenn wir im allgemeinen Kontext von Stoffen und Materialien sprechen, die wir nicht zählen können, dann brauchen wir auch keinen Artikel. Zum Beispiel: „Die Stühle sind aus Holz, aber der Tisch ist aus Plastik.“
Wir wissen nicht, welche Art oder wie viel Holz und Plastik es ist, sondern wir bekommen nur eine allgemeine Information über das Material bzw. den Stoff. Das gilt auch bei diesen Beispielen:
- „Zum Mittagessen gibt es immer Fleisch mit Gemüse“
- „Alkohol ist ungesund“
- „Morgens direkt nach dem Aufstehen brauche ich immer Wasser und frische Luft“.
All diese Beispiele sind unzählbar und wir bilden von diesen Nomen normalerweise auch keinen Plural.
Nach Maß-, Gewichts- und Mengenangaben brauchst du auch keinen Artikel: „Ich möchte 80 Zentimeter Stoff für mein Kleid kaufen“, „Er soll drei Kilo Kartoffeln kaufen“, „Sie bestellen fünf Gläser Wasser“. Das Zahlwort ersetzt sozusagen den Artikel.
Es gilt wie immer: Möchtest du etwas konkretisieren, also etwas Bestimmtes näher erläutern, brauchst du den bestimmten Artikel: „Das frische Gemüse in unserer Kantine schmeckt sehr lecker“, „Die Luft hier ist sehr schlecht“, „Die drei Kilo Kartoffeln, die er letzte Woche gekauft hat, wollen wir heute aufbrauchen“.
Nullartikel für Abstrakta richtig verwenden
Abstrakta sind Nomen, die keine Lebewesen oder Gegenstände beschreiben. Sie benennen abstrakte Dinge, Eigenschaften, Einstellungen2, Gefühle oder Sinneseindrücke3. Zum Beispiel: „Um Deutsch fließend sprechen zu lernen, braucht man Ehrgeiz4, Fleiß und Geduld“.
Auch hier gilt, dass wir den bestimmten Artikel bei Konkretisierungen brauchen: „Der Ehrgeiz, mit dem er Deutsch lernt, ist bewundernswert“. Wie sieht es mit deinem Ehrgeiz aus? Was ist deine Motivation für das Deutschlernen? Hast du ein konkretes Ziel? Schreibe in die Kommentare!
Auch wenn bei abstrakten Nomen kein Artikel benötigt wird, musst du trotzdem darauf achten, in welchem Fall (Kasus) das Nomen steht. Das siehst du an der Adjektivdeklination nach dem Nullartikel: „Ich habe große Lust (Akkusativ) auf türkischen Kaffee (Akkusativ)“.
Nullartikel – Konkrete Fähigkeiten
Wenn du über einige konkrete Fähigkeiten sprichst, steht auch kein Artikel. Das sind zum Beispiel
- Sprachen: „Ich spreche Deutsch, Englisch und Russisch“
- Instrumente: „Er kann ganz wundervoll Klavier spielen“
- Sportarten: „Sie spielen hervorragend Fußball“
- (Hoch-)Schulfächer: „Sein Lieblingsfach in der Schule war Kunst“ oder „Sie studiert Ingenieurswesen“. Es gilt wieder die Artikelpflicht bei Konkretisierungen, wie etwa „Das Spanisch in Spanien ist anders als das Spanisch in Mexiko.“
Vorsicht: Nullartikel oder bestimmter Artikel?
Was du bei der Verwendung des Nullartikels aber unbedingt beachten musst: Er wird immer im allgemeinen Kontext gebraucht. Was heißt denn das? Das bedeutet, dass du nicht näher auf Details eingehst und nichts konkretisierst.
Wenn du zum Beispiel deine deutsche Freundin Hannah mit „Das ist Hannah“ vorstellst, dann brauchen wir nicht zu konkretisieren, welche Hannah das ist. Wir können sie ja sehen!
Aber was ist, wenn du mehrere Freundinnen hast, die Hannah heißen? In Deutschland ist Hannah schließlich einer der beliebtesten Mädchennamen. Das heißt, du musst deinen Freunden klarmachen, welche Hannah du genau meinst. Zum Beispiel: „Das ist die Sandra, die ich im Studium kennengelernt habe“.
Wir hatten oben ein Beispiel für den Nullartikel im Satz „Er arbeitet bei Starbucks“. Wenn wir jetzt aber fragen: „Bei welchem Starbucks?“, dann können wir das beispielsweise durch Adjektive und/oder Adverbiale konkretisieren. Nämlich so: „Er arbeitet bei dem schönenStarbucks in der Friedensstraße“.
Hier geben wir die konkrete Information, welche Starbucks-Filiale wir meinen: die schöne (Adjektiv) in der Friedensstraße (Adverbial).
10 GEHEIME Tipps, um die deutsche Sprache zu meistern!
Fazit & Quiz: Auch beim Nullartikel heißt es üben, üben, üben!
Wenn man zum ersten Mal das Wort „Nullartikel“ hört, denkt man vielleicht, man braucht gar nicht viel zu überlegen. Leider ist im Deutschen sogar der Nullartikel ziemlich kompliziert.
Wie du in diesem Blogbeitrag feststellen konntest, müssen wir 1. darauf achten, ob es sich nicht um eine Konkretisierung handelt, und 2. auf die Adjektivdeklination nach dem Nullartikel aufpassen.
Aus diesem Grund solltest du auch für den Nullartikel viele Übungen machen. Solche findest du nicht nur in Grammatikübungsbüchern, sondern auch im Internet.
Nullartikel – Quiz:
Zum Abschluss habe ich noch ein kleines Quiz für dich, mit dem du überprüfen kannst, ob du die Verwendung des Nullartikels verstanden hast:
Du sollst in den fünf Sätzen überprüfen, ob der Artikel oder Nullartikel richtig verwendet wurde. Manche der Sätze sind richtig, manche falsch! Die Lösungen findest du ganz unten nach dem Wortschatz. Viel Erfolg!
- Ich esse gern Obst und Gemüse.
- Frisches Gemüse aus meinem Garten schmeckt mir am besten.
- Ich komme aus die Schweiz.
- Ich möchte gern Bäcker werden.
- Ich brauche die Ruhe.
Möchtest du wissen, wie du dir am besten Artikel merken kannst? Dann lies doch mal unseren Blogbeitrag „Merkregeln zum Artikellernen“ und mach dir das Lernen von der, die, das ein wenig einfacher!
Nullartikel – Fragen & Antworten:
Der „leere“ Artikel, der sogenannte Nullartikel, gehören zur Wortart der Nomenbegleiter. Er wird in einigen unterschiedlichen Situationen verwendet, in denen wir über ein Nomen im Allgemeinen Kontext sprechen, also keine näheren Informationen geben. So steht zum Beispiel vor Namen der leere Nullartikel.
Wortschatz:
- konkretisieren: näher bestimmen, eindeutiger beschreiben, verdeutlichen
- Einstellung (die): hier: die Geisteshaltung, das innere Verhältnis zu einer Sache, die Herangehensweise an eine Sache, Denk- oder Betrachtungsweise
- Sinneseindruck (der): durch die fünf Sinne (Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten/Fühlen) vermittelte Wahrnehmung oder Empfindung
- Ehrgeiz (der): Abzielen auf Erfolg
Lösungen vom Quiz
- Ich esse gern Obst und Gemüse. – Das ist richtig! In diesem Satz geht es um Obst und Gemüse im Allgemeinen.
- *Frisches Gemüse aus meinem Garten schmeckt mir am besten. – Hier brauchen wir den bestimmten Artikel, da wir nicht über Gemüse im Allgemeinen, sondern über ein konkretes Gemüse sprechen: Das frische Gemüse aus meinem Garten schmeckt mir am besten.
- *Ich komme aus die Schweiz. – Achtung! Du erinnerst dich bestimmt, dass die Schweiz den Artikel ‚die‘ hat. Das ist zwar richtig, aber in diesem Satz fragen wir „Woher?“, deshalb steht er im Dativ: Ich komme aus der Schweiz.
- Ich möchte gern Bäcker werden. – Das ist richtig! Bei Berufen steht der Nullartikel.
- *Ich brauche die Ruhe. – Das ist falsch! Mit diesem Satz möchtest du ausdrücken, dass du dich ausruhen oder konzentrieren musst. „Ruhe“ ist hier ein Abstrakta, das du nicht weiter konkretisierst, deshalb muss der Nullartikel stehen: Ich brauche Ruhe. Wenn du aber über eine ganz spezielle Ruhe sprichst, dann steht der bestimmte Artikel: Ich liebe die Ruhe in den Bergen.
“Luisa ist die Schwester von Sandra“. Bitte nicht, das tut doch doppelt weh.
“Luisa ist Sandras Schwester“. Bitte danke.
Hallo Daniel,
danke für deinen Kommentar. Beide Schreibweisen sind korrekt. Außerdem wird in der gesprochenen Sprache der Dativ häufiger als der Genitiv verwendet.
Viele Grüße
Dein Sprachcoach Team
Aleksandra
Hi zusammen,
Wie verhält es sich mit den Aussagen: „Wir fahren mit dem Zug“, bzw. „Wir fahren mit Zug“?
In diesem Fall gibt es keine nähere Bestimmung, um welchen Zug es gehen soll, sondern erstmal lediglich um die allgemeine Art des Fortbewegungsmittels Zug. Wäre es dann korrekt zu sagen: „Wir fahren mit Zug?“
Gleiches gilt natürlich für andere Transportmittel „Fahren wir mit Auto oder lieber mit Fahrrad?“ etc.
Was meint ihr dazu?
LG
Hi Jannik,
danke für deine Frage! Da es in deinen Beispielen um keine konkreten Verkehrsmittel geht, braucht man keinen Artikel.
LG
Dein Sprachcoach Team
Aleksandra
Super! Besten Dank für die schnelle Antwort 🙌
Sehr gerne!
Hi Jannik, dann dürfen wir aber keine Präposition verwenden. Korrekt heißt es dann: Ich fahre Zug.
Lg
Hey Kornelia,
vielen Dank für deine wichtige Ergänzung!
Viele Grüße
Dein Sprachcoach Team
Aleksandra
und wenn wir sagen „ich esse mit Löffel“ – geht es auch mit Nullartikel? Kann mann sagen „ich esse mit Löffel …. nicht mit Gabel“
Hallo Mascha,
umgangssprachlich kann man den Artikel weglassen.
Viele Grüße
Dein Sprachcoach Team
Aleksandra
Hallo, also es wird auch gesagt : ich bin die Anna oder ist das komplett falsch ?
Danke
Lg. Lena
Hallo,
das kann man auch sagen.
Viele Grüße
Dein Sprachcoach Team
Aleksandra
Vielen Dank für deine nette Videos.
Ich habe im November B2 Prüfung, dafür lerne ich momentan Grammatik in Apps, sehe deine Videos, und habe entsprechende Bücher zu Hause. Außerdem habe ich einen B2 Kurs im Jahr 2019 gemacht.
JETZT KOMMT DIE FRAGE:
Was sind deine Tipps für mich bzw. hast du etwas besonderes in deinem Kanal für meine Herausgorderung?
Danke im Voraus.
Beste Grüße
Omar
Hallo Omar,
super, dass du fleißig dabei bist, Deutsch zu lernen!
Schau dich doch mal auf unserem YouTube-Kanal um: https://www.youtube.com/@DeinSprachcoach. Da sind einige B2-Inhalte dabei, die dir bestimmt weiterhelfen. Wenn du den B2-Kurs damals nicht bei uns gemacht hast, können wir dir unseren sehr ans Herz legen. Damit kannst du nicht nur die Grammatik auffrischen, sondern auch viele spannende Wortschatzthemen kennenlernen.
Wir drücken dir die Daumen für deine Prüfung!
Dein SprachCoach Team